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Bernanke liefert Vollkaskoversicherung - Märkte sind faszinierend und Ironie ist klasse!

20.06.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.53) bei 1.3250, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im heutigen frühen europäischen Handel bei 1.3248 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 97.00. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.60, während EUR-CHF bei 1.2325 oszilliert.

US-Präsident Obama hat gestern geliefert. Seine Rede war nicht als historisch zu klassifizieren. Die Rede drückte aus, wofür Obama steht oder stehen will. Die Themen menschliche Nähe, Aufbruch, Veränderung und Integrität vermittelt er gekonnt. Wir haben gestern dem Wunsch an dieser Stelle Ausdruck verliehen, dass die USA zu ihren Werten der Verfassung und Freiheit zurückfinden. Diesen Wunsch unterstreichen wir an dieser Stelle noch einmal. Es reichen aber nicht Worte. Dabei belassen wir dieses Thema.

Ben Bernanke lieferte gestern mehr als erwartet wurde. Wir verweisen bezüglich der Details auf die Rubrik "Letzte Nachrichten“ und wenden uns der Abstraktion zu, die partiell an den Märkten unterproportional ausgefallen ist.

Es gibt seitens des Offenmarktausschusses ein deutlich transparenteres Bild, wie der Ausstieg aus den quantitativen Maßnahmen und der Niedrigzinspolitik aussehen könnte. Wir betonen dabei den Konjunktiv. Dieser Konjunktiv ist bezüglich der Abstraktion von hervorgehobener Bedeutung. Fakt ist, dass Ben Bernanke eine Vollkaskoversicherung geliefert hat, die wesentlichen Teilen des Marktes (hier Aktien und Rohstoffe, Devisen und Anleihen reagierten angemessen) offensichtlich entgangen ist.

Die Gleichung der Vollkaskoversicherung lautet:

Nur wenn es konjunkturell deutlich besser läuft, kommt es zur Reduzierung der quantitativen Maßnahmen, ansonsten können sie laut Fed-Statement sogar ausgedehnt werden.

Die Prognose der US-Zentralbank lautet, dass es mittelfristig konjunkturell deutlich besser wird. Was machen Aktien und Rohstoffhändler aus dieser verbesserten Konjunkturlage?

Sie verkaufen Aktien und Rohstoffe. Das nehmen wir zur Kenntnis. Erhöhte konjunkturelle Aktivität ist also aus Sicht dieser Märkte für die Bewertung dieser Anlageklassen kontraproduktiv:

• Mehr Rohstoffverzehr im Rahmen einer unterstellten konjunkturellen Belebung führt also zu Rückgängen an der Rohstoffpreisfront.

• Erhöhte Umsätze der Unternehmen mit entsprechenden Skaleneffekten sind negativ für die Bewertung der Unternehmen.

Wir nehmen diese Sichtweise der Aktien- und Rohstoffmärkte staunend zur Kenntnis. Erhöhte Konjunkturintensität verbunden mit einer Vollkaskoversicherung der US-Zentralbank in dieser Form zu diskontieren, ist ambitioniert.

Für smarte Anleger schafft das Chancen in diesen Märkten - mehr gibt es zu diesen Märkten nicht zu sagen.

Doch, da war noch was. Silber als extrem bedeutendes Industriemetall (und Edelmetall) in dieser Form abzustrafen, ist mehr als grotesk und korreliert wohl mehr mit dem Machtmissbrauch einiger weniger dominanter Player am US-Future-Markt, die in Silber im Gegensatz zu Gold noch nicht ihre Position gedreht haben (in Gold ist das bei diesen Playern bereits der Fall - jetzt sind die "Player“ erstmalig seit 12 Jahren an der Comex long - Food for thought!).

Die Devisen - und Anleihemärkte reagierten sachlich angemessen. Inflationsdruck wird zunehmen. Das belastet Anleihemärkte neben dem potentiellen Subventionsentzug der US-Zentralbank. Höhere Zinsen als Ausdruck konjunktureller Stärke sind Ausdruck von Währungsattraktivität. So far so good.

Ein weiterer Aspekt ist neben der Vollkaskoversicherung der Fed bei der Analyse von tragender Bedeutung. Es gibt überhaupt keinen Ansatz in der US-Zentralbank, Liquidität zu reduzieren. Die geschaffene Überschussliquidität bleibt am Markt.

Wenn die Konjunktur anzieht, kommt es zu einer Reduzierung der Risikoaversion und zu einer Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeiten und der Funktionalität der Geldmärkte. Aus dieser Konstellation eine potentielle Liquiditätsenge zu interpretieren, während in Japan auf Sicht der kommenden 2 Jahre monatlich 57 Mrd. USD Überschussliquidität geschaffen wird, bedarf eines hohen Maßes an analytischer Kreativität und Verneinung von Abstraktionsfähigkeit, um es höflich auszudrücken.

Märkte sind faszinierend - Ironie ist klasse - nach mehr als 30 Jahren in diesem Beruf, ist es erfreulich, dass einem immer noch Überraschungen offeriert werden können …

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3200 - 1.3230 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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