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Risikoaversion bildet sich leicht zurück - Realitätssinn in Ansätzen erkennbar

27.06.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.57) bei 1.3032, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im US-Handel bei 1.2985 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 97.78. In der Folge notiert EUR-JPY bei 127.45, während EUR-CHF bei 1.2268 oszilliert.

Risikoaktiva wie Aktien und Rohstoffe können an Boden gewinnen. Realitätssinn ist in zarten Ansätzen erkennbar. Vor dem Hintergrund der zuletzt zumeist positiv überraschenden Konjunkturdaten ist diese Entwicklung sachlich fundiert und mehr als überfällig. Ganz bewusst blenden wir die finale Berechnung der US-BIP-Daten des 1. Quartals 2013 aus (siehe unten), da hier mittlerweile keine zeitliche Nähe gegeben ist.

Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich noch nicht feststellen, ob diese aktuelle Stabilisierung Trendqualitäten aufweist oder lediglich eine technische Korrektur darstellt.

Grundsätzlich sind wir zuversichtlich, dass sich Risikoaktiva im weiteren Verlauf des Jahres deutlich erholen und befestigen werden. Der fundamentale Unterbau ist intakt und gewinnt an Solidität.

In der Eurozone kommen wir voran:

  • Die Haftungsregelen für Banken sind vereinbart. Nun muss dieser gefundene Kompromiss mit dem Europäischen Parlament verhandelt werden .

  • Die EU stellt Portugal ein gutes Zwischenzeugnis aus.

  • Herr Schäuble redet Klartext zu Griechenland, nachdem die Gerüchteküche durch das IFO-Institut geöffnet wurde.

  • Herr Dombret sorgt für Realitätssinn bezüglich der weiteren konjunkturellen Entwicklung in der Eurozone und widerspricht den „Doom & Gloom“ Ökonomen Deutschlands …

  • Herr Draghi liest Herrn Hollande in freundlichem Ton die Leviten.

Frankreich war gestern ein wesentliches Thema auf unserem Kapitalmarkttreffen der Bremer Landesbank mit externen Gästen aus der Finanzbranche. Skepsis gegenüber Frankreichs Politik und Politikstil ist ausgeprägt. Wenn Herr Hollande und seine Regierung sich den notwendigen weiteren Anpassungen (bereits Reduzierung des strukturellen Haushaltsdefizits um 2,5% in 2 Jahren und erste Arbeitsmarktreform) weiter widersetzen, spielen sie nicht nur mit ihrer kommenden Generation. Der Lack der Grande Nation bröckelt jeden Tag etwas mehr.

In dynamischen Zeiten dem Hobby der Lethargie nachzugehen, ist eine Übung, die an Verantwortungslosigkeit nicht zu überbieten wäre. Frankreichs politische Elite sollte begreifen, dass die dynamische Ära der Globalisierung große und vor allen Dingen weitere Anpassungen erforderlich macht, nachdem sich der gallische Hahn 20 Jahre der Reformverweigerung hingegeben hat und Klientelpolitik lebte, was unter Umständen der Tatsache geschuldet sein mag, das zwei aus Sichtweise der Franzosen elitäre Universitätseinrichtungen mit ihren Netzwerken zu viel Einfluss haben und für Verkrustungstendenzen und darin enthaltender Vorteilnahme verantwortlich zeichnen. Derartige Netzwerke, die häufig auch nur Seilschaften sind, haben bisweilen Ähnlichkeiten mit der Aristokratie von gestern und vor allen Dingen von vorgestern.

Es geht um zwei wesentliche Themen. Deregulierung des Arbeitsmarkts und Effizienzsteigerung in der öffentlichen Verwaltung. Eine Verweigerungshaltung bei diesen Themen und damit eine Realitätsverweigerung entspräche dem politischen Verhalten des französischen Königs Ludwig XVI. Das nahm bekanntlich für alle Beteiligten kein gutes Ende.

Das Verbrauchervertrauen Frankreichs, das gerade veröffentlicht wurde, sank per Juni von zuvor 79 auf 78 Punkte. Die Prognose lag bei 81 Zählern.

Herr Hollande "The writing is on the wall!". Die enttäuschenden Konjunkturdaten fliegen ihnen bisher noch in verkraftbaren Maße um die Ohren. Mit den Veränderungen in allen anderen Reformländern bewegen Sie Frankreich ohne mehr Aktivität an das unterste Ende der Skala der Eurozone bezüglich Konkurrenzfähigkeit und kreieren soziales Leid in Ihrem Land. Sozialismus meint es gut mit den Menschen. Die Historie des gelebten Sozialismus belegt in stringenter Form, dass gut gemeint noch längst nicht gut gemacht ist.

Machen Sie den "Schröder" - die Geschichtsbücher werden es Ihnen danken! Die finale Berechnung des US-BIP per 1.Quartal 2013 fiel enttäuschend aus. In der annualisierten Fassung stellte sich der Anstieg des BIP auf lediglich 1,8%. Die Prognose lag bei 2,4%. Der USVerbraucher war nicht ganz so spendabel wie zunächst unterstellt. Hier lag der Anstieg bei revidiert 2,6% nach zunächst berechneten 3,4%.

Der Datensatz betrifft die Vergangenheit des 1. Quartals 2013, während wir jetzt kurz vor Beginn des dritten Quartals stehen. Ergo war und ist die Marktwirkung begrenzt.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3220 -50 neutralisiert das für den USD positive Bild.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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