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Europa liefert der EZB gemischtes Bild

04.07.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.58) bei 1.3000, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2924 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 99.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.78, während EUR-CHF bei 1.2318 oszilliert.

Am heutigen Tag liegt die Aufmerksamkeit auf Seiten der EZB. Von amerikanischer Seite erwarten wir keine Daten, da man sich heute den Feierlichkeiten anlässlich des Independence Day zuwendet. Das bedeutet auch an den Devisenmärken dünne Umsätze und keine neuen Konjunkturzahlen.

Das aktuelle Bild, das Europa vermittelt, bleibt gemischt. Zum Einen ist die politische Situation wieder etwas fraglicher geworden.

  • In Italien droht Monti der Koalition mit Entzug seiner Unterstützung, da ihm die Reformen nicht schnell genug voran gehen.

  • In Portugal sind innerhalb von 24 Stunden Finanz- und Außenminister zurück getreten. Gerüchte um einen Rücktritt der gesamten Regierung gingen am Mittwochnachmittag in den Handelsräumen umher. Die Renditen für Staatsanleihen des Landes sprangen zweitweise über die 8,00%-Hürde.

  • Griechenlands Wirtschaftsminister sinniert über einen erneuten Schuldenschnitt, dem besonders aus Deutschland direkt widersprochen wird. Aus diesem Anlass werden die europäischen Finanzminister am Montag zusammen kommen und über die Lage des Landes diskutieren.

Zum Anderen ist auch die konjunkturelle Lage in Europa ist weiter mit Fragezeichen behaftet.

  • Es droht für die gesamte Eurozone das siebte Quartal in der Rezession.

  • Die Rettung Zyperns verzögerte die Gesundung der Gemeinschaft mindestens um ein Quartal und wird voraussichtlich erst ab der zweiten Jahreshälfte Fahrt aufnehmen.

  • Die Einkaufmanagerindices für Industrie und Dienstleister in Europa deuten zwar eine Erholung an, bewegen sich aber mehrheitlich noch im Bereich der Kontraktion.

Diese Baustellen sind heute sicher in den Notizbüchern der Journalisten bei der EZBPressekonferenz vermerkt und werden in der Fragerunde thematisiert. Eine Leitzinssenkung ist für diesen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich, daher werden wir wieder auf die Andeutungen und Hinweise des EZB-Präsidenten achten.

Trotz - oder gerade wegen - der Herausforderungen in Europa möchten wir auch die andere Seite nicht außen vor lassen und positive Meldungen nicht unkommentiert lassen.

  • Griechenland und Troika stehen vor der nächsten Auszahlung einer Hilfstranche. Die angesprochenen Probleme (s. letzte Meldungen) sind adressiert. Staatsvermögen ist Tafelsilber und darf nicht "verramscht" werden.

  • Trotz Rekordarbeitslosigkeit in Europa gibt es in Irland einen gegenläufigen Trend der zeigt, dass der Umbau weg von einem Finanzstandort hin zu einer Exportnation zu gelingen scheint.

  • Die Stimmung großer deutscher Konzerne ist exzellent. Aber auch in kleinen und mittelständischen Firmen ist der Optimismus ausgeprägt.

  • Das mit den USA zu verhandelnde Freihandelsabkommen wird nicht aufgeschoben oder ad acta gelegt, sondern weiter verfolgt.

  • Daten von Gestern:

    Ein gespaltenes Bild lieferten die Einzelhandelsumsätze in der Eurozone. Während auf Jahresbasis ein Rückgang um -0,1% ermittelt wurde, stiegen auf Monatsbasis dagegen die Verkäufe um 1,0%. Die volatien Zahlen bleiben uns erhalten und erlauben keine weitere Interpretation.

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    Die ADP-Beschäftigungsumfrage fiel positiv aus. Im Monatsvergleich stieg die private Beschäftigungszahl um 198.000, die Erwartungen lagen bei „nur“ 160.000. Im Vormonat lag das Plus mit 134.000 nahe der Schätzung von 135.000. Die Dynamik am Jobmarkt legt damit weiter zu, ohne aber die offizielle Arbeitslosenquote, die am Freitag veröffentlicht wird, nachhaltig zu beeinflussen.

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    In guter Tradition lag das US-Handelsbilanzdefizit für den Mai tief im negativen Bereich. Die Erwartungen von -40,1 Mrd. USD konnten mit -45,03 Mrd. USD "überboten" werden. Die Konsumlaune der Amerikaner ist wieder besser geworden.

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    Voll im Rahmen der Erwartungen lagen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in USA. Für die vergangene Woche gab es 343.000 Neuanträge, nach 348.000 zuvor. Aktuell liegt die Arbeitslosenquote bei 7,6%, was für amerikanische Verhältnisse ein hoher Wert ist. Innerhalb eines Jahres kann der Wert auf 7,0% sinken, im Sommer 2015 soll die Arbeitslosenquote bei 6,5% liegen.

    Der ISM Index für den Bereich der Dienstleister fiel von 53,7 auf 52,2 Punkte und überraschte damit leicht negativ. Damit signalisiert der Index, dass sich die Wirtschaft zum Ende der ersten sechs Monate des Jahres etwas abkühlt. Besonders die Subindices Business activity und new orders gaben nach. Erfreulich robust dagegen zeigt sich der Employment-Bereich, der gegenüber dem Vormonat zugelegt hat und Personalbedarf bei den Dienstleistern signalisiert. An dem optimistischen Ausblick für die zweite Jahreshälfte in den USA wird trotz dieses Rücksetzers aber nicht gezweifelt.

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    Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3220 -50 neutralisiert das für den USD positive Bild.

    Viel Erfolg!


    © Moritz Westerheide
    Bremer Landesbank



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