Extrem überverkaufte Marktlage
17.10.2011 | Adam Hamilton
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Händler, die an den Aktienmärkten Erfolg haben wollen, studieren die Marktgeschichte aus gutem Grund. Wenn man aktuelle Marktbedingungen mit ähnlichen aus der Marktgeschichte vergleicht, kann man die Preisentwicklungen besser einschätzen und ein besseres Timing bei Handelsentscheidungen erzielen. Entgegen der momentan pessimistischen Grundstimmung deutet der Aktienmarktverlauf seit dem kurzzeitigen April-Hoch des SPX nicht einmal annähernd auf einen Bärenmarkt hin. Der Kursverlauf ist ganz falsch. In meinen letzten Essays habe ich ausführlich beschrieben, warum das so ist. Kurz zusammengefasst: Der letzte zyklische Bullenmarkt war im Vergleich zu seinen Vorgängern sowohl zu jung als auch zu schwach, um Ende April ein Topping zu erleben. Der enorme SPX-Sell-Off von Anfang August erfolgte im Verhältnis zu vorherigen zyklischen Bärenmärkten bei weitem zu früh, sofern sich ein neuer Bärenmarkt ankündigt. Große Angstwellen im Anschluss an bedeutende Höchstwerte sind ein für Bullenmarkt-Korrekturen typisches Verhalten.
Wenn die Wahrscheinlichkeit eines bevorstehenden Bärenmarktes angesichts der Bullen- und Bärenmarktzyklen und der Stärke des letzten Sell-Offs sehr gering ist, gibt es keinen Anlass zur Sorge. Hinzu kommt, dass die Angstwelle an den Aktienmärkten Anfang August und in dieser Woche ihren Höhepunkt erreicht hat. Im historischen Kontext stellten dies die besten Zeitpunkte dar, um extrem überverkaufte Aktien sowohl im Bullen- als auch im Bärenmarkt zu kaufen. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit einer neuen Panik unglaublich gering.
Eine die Aktien betreffende Panik an den Börsen gehört zu den sehr seltenen Ereignisse, die in etwa einmal pro Jahrhundert vorkommen. Die letzten beiden erfolgten 1907 und 2008. Als Panik wird ein Rückgang der Börsenkurse von mehr als 20 Prozent in weniger als zwei Wochen bezeichnet. Sie kommt lediglich innerhalb von Bullen- und Bärenmarktzyklen vor, wenn es zu Bärenmarkttiefstwerten am Ende eines Bärenmarktes kommt. Da der letzte SPX-Höchstwert erst Ende April erzielt wurde, kann jeglicher neue Bärenmarkt höchstens fünf Monate alt sein.
Es ist bei weitem zu früh für eine weitere Aktienpanik. Außerdem sind diese extremen Sell-Offs so selten, weil es Jahrzehnte dauert, bis sich ausreichend Gier angestaut hat, um einen derartigen Sell-Off zu entfachen. Bereits nach drei Jahren mit einer weiteren Aktienpanik zu rechnen wäre so, als würde man einen Flächenbrand in einem Gebiet erwarten, drei Jahre nachdem es einen Jahrhundertbrand in demselben Gebiet gegeben hat.
Da ein neuer Bärenmarkt demnach relativ unwahrscheinlich ist und der Ausbruch einer neuen Panik in nächster Zeit nahezu unmöglich ist, muss man angesichts einer solch überverkauften Marktlage, wie wir sie in den letzten Monaten erlebt haben, kaufen, denn die Erfolgschancen für Spekulanten und Investoren stehen am besten. Derzeit bieten sich seltene und vielversprechende Kaufgelegenheiten. Es fragt sich nur, ob diese auch genutzt werden.
Es sind nicht nur die Börsen, die extrem überverkauft sind. Die Rohstoffpreise brachen ebenso ein, nachdem die Kampagne der US-Notenbank für eine dritte quantitative Lockerung gescheitert ist. Der aufschlussreichste Indikator der Rohstoffpreise stellt der Continuous Commodity Index (CCI) dar, die heutige Version des berühmten CRB. Der CCI enthält 17 gleich gewichtete Rohstoffe, darunter die wichtigsten Rohstoffe für Händler.
Ebenso wie der SPX hat der CCI jeweils zwei wesentliche Aufschwünge und Korrekturen seit den Tiefstwerten Anfang des Jahres 2009 erlebt. Im Gegensatz zu den Aktienmärkten waren die Rohstoffpreise Anfang August recht stabil. Kurz nach der letzten Entscheidung der US-Notenbank sind sie jedoch eingebrochen. So fiel der rCCI bis auf nahezu 0,87, weit unter seinen relativen Support von 1,00. Die Händler sind momentan äußerst verunsichert.