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Standard & Poors - eine Agentur mit fragwürdigen Standards?

10.07.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.49 Uhr) bei 1.2795, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im US-Handel bei 1.2756 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 100.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.55, während EUR-CHF bei 1.2430 oszilliert.

Standard & Poors ist eine amerikanische Veranstaltung. Standard & Poors hat sich gestern erlaubt, die Bonitätsnote Italiens um eine Stufe von BBB+ auf BBB zu senken. Damit steht Italien 2 Stufen vor dem Ramschstatus. Gleichzeitig bescheinigt die italienische Zentralbank Italien (ich schließe mich der BoI an), Fortschritte bei der Haushaltssanierung erreicht zu haben.

Standard & Poors entwickelt sich immer stärker zu einer Agentur, die unklaren Standards folgt. Das lässt sich nachhaltig an der Divergenz der Bewertung der USA und Italiens ablesen. Unklare Standards, die im Laufe der letzten 13 Jahre die Länder, in denen die maßgeblichen Eigentümer dieser Agentur ansässig sind, schützen und andere Länder durch ihre Politik destabilisieren, müssen sich schlussendlich dem Vorwurf der Fragwürdigkeit (und polit. Funktion) aussetzen. Kommen wir zu den Fakten:

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Die gesamte erfolgreiche Reduktion der Defizite wurde von S&P ebenso wenig gewürdigt wie die bisher umgesetzten Reformen. Die Herunterstufungen der kontinentaleuropäischen Reformländer verhindern längst verdiente realwirtschaftliche Kapitalzuflüsse. Zusätzlich ist die Asymmetrie der Bewertung der kontinentaleuropäischen Länder im Vergleich zu USA und UK nicht nur augenfällig, sondern nimmt groteske Züge an.

Es ist an der Zeit, das Thema "politische Dimension" ernsthaft zu diskutieren. Das gilt auch vor dem Hintergrund und in Zusammenhang der Informationsabschöpfung durch "unsere Freunde". Wir nehmen unsere Aufgabe der Analyse ernst. Wenn es zu erkennbaren Divergenzen kommt, sind wir gefordert, diese Divergenzen zu benennen, um damit einer potentiellen Fehlallokation des Produktionsfaktors Kapital entgegen zu wirken.

Ein solche Divergenz liegt bei der Betrachtung der Einkaufsmanagerindices von dem britischen Anbieter Markit in den Indikatoren des UK im Vergleich zu Deutschland (auch unter Einbeziehung des IFO Index) meines Erachtens vor. Das gilt nicht nur für den aktuellen Zeitraum, sondern auch für weite Teile des Jahres 2012.

Es mag anfechtbar sein, Stimmungsindikatoren und Produktionsdaten in Zusammenhang zu stellen. Schlussendlich stellt sich die Frage, was Stimmungsindikatoren wert sind, wenn keine Lieferung erfolgt.

Werfen wir einen Blick auf die Fakten, vor allen Dingen auf die letzten 3 Monate: Industrieproduktion versus Markit.

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Die Aussage von Markit heißt Rezession in Deutschland und solides Wachstum in UK … Nun werfen wir einen Blick auf den Index der beiden Produktionsreihen seit 1995 und vor allen
Dingen auf die Tendenzen der letzten Monate.

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Wir diskutieren intern den Begriff "Home Bias", um politisch korrekt zu bleiben.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2970 -00 neutralisiert das für den USD positive Bild.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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