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Bedrohen die langfristigen Zinssätze Gold?

12.07.2013  |  Adam Hamilton
- Seite 3 -
Zwischen Juni 2003 und Juni 2006 sind die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen um 68% von 3,1% auf 5,3% sprunghaft angestiegen. >5% Zinssätze würden Gold doch bestimmt massiv drücken, oder? All diese Idioten, die sich nur etwas vormachen und dieses zinslose, anachronistische Relikt kaufen, würden den Irrtum in ihren irrationalen Handlungen doch sehen und auf gute, sichere Staatsanleihen umsatteln. Aber das ist nicht das, was passierte. Über diesen Zeitraum von drei Jahren kletterte der Goldpreis 63,8% nach oben- trotz eines Umfeldes, in dem die langfristigen Zinsen stiegen!

An der Wall Street wird nicht deswegen behauptet, dass steigende langfristige Zinsen Gold bedrohen, weil es wahr ist, sondern weil man dort Gold nicht mag, noch nie gemocht hat und es auch nicht versteht. Während dieser Zeitspanne von 10,4 Jahren, wo Gold als mächtiger säkularer Bulle einen Sprung von 638,2% hinlegte, fiel der geliebte Vorzeige-Aktienindex S&P 500 um 1,9%. Er schlummerte als säkularer Bär in stabiler Seitenlage. Trotz dieser sehr unterschiedlich guten Wertentwicklung konnte man sich an der Wall Street nie mit Gold anfreunden.

Man sieht dort Gold als Konkurrenz zu den Aktienmärkten und nicht als Ergänzung. Man sieht dort höhere Goldpreise als ein Barometer für höhere Inflation und größere Unsicherheit, das Anleger generell vor Aktien zurückschrecken lassen würde. Und weniger Aktieninvestitionen und -handel bedeuten für die ganze Wall Street-Branche viel niedrigere Einnahmen. Also ignorierte oder verspottete man an der Wall Street den riesigen Gold-Bullen während seines gesamten guten Laufs nach oben.

Theorien von einer Baisse wurden immer vorgebracht, egal, wie weit Gold nach oben lief. Aber seitdem es eine normale Korrektur gegeben hat, die sich dieses Jahr zu einem dramatischen Sturz entwickelt hat aufgrund einiger wichtiger, nicht aufrechtzuerhaltenden und schwindenden ungewöhnlichen Faktoren, die ich in der Juli-Ausgabe unseres Newsletters im Detail erkläre, gibt es plötzlich sehr viel Raum für die Vorstellung einer Baisse bei Gold. Und die alten Gold-Pessimisten an der Wall Street helfen dem natürlich gern nach und fallen darüber her.

Trader gieren heute nach Baisse-Theorien zu Gold, wie diese gründlich widerlegte Theorie zu den Anleiherenditen, weil sie für den diesjährigen außergewöhnlichen Einsturz bei Gold eine rationale Erklärung finden wollen. Sie wollen glauben, dass dieser prinzipiell gerechtfertigt ist, statt nur eine kurzlebige, durch extreme Angst getriebene emotionale Extremabweichung zu sein, die schon am Verglühen ist. Und wie auch schon nach der extremen Aktienpanik 2008, steht uns bei nachlassender Angst ein mit voller Kraft wiederkehrender Aufwärtstrend bei Gold kurz bevor.

Lustigerweise werden Anleiherenditen dabei wahrscheinlich eine Rolle spielen. Aber nicht, wie man es erwarten würde. In den kommenden Wochen werden Anleiheinvestoren ihre Finanzberichte zum zweiten Quartal bekommen und schockiert sein, zweistellige Verluste in ihrem Nennkapital zu sehen, das in angeblich risikolose und sichere US-Staatsanleihen angelegt ist. In nur einem Quartal wurde ihre gesamte Rendite aus den letzten 4 oder 5 Jahren völlig ausgelöscht. Sie werden entsetzt, aufgebracht und verängstigt sein.

Sicherlich werden manche entscheiden, dass 2, 3 oder sogar 4% Nominalzinsen (wirklich inflationsbereinigt viel niedriger) nicht das wachsende Risiko wert sind, weiterhin in eine historische Anleihen-Seifenblase zu investieren, während die Federal Reserve überlegt, ihre beispiellosen Anleihekäufe einzuschränken. Einige werden wahrscheinlich entscheiden, einen Teil ihres Kapitals von Anleihen auf Gold umzuschichten. Klar gibt es keine Zinsen, aber der Goldpreis ist niedrig und sollte steigen, während Anleihen hoch stehen und zum Fallen reif sind.

So könnten also die steigenden langfristigen Zinssätze die Nachfrage nach Goldinvestments wachsen lassen! Das wird man niemals auf CNBC sehen, obwohl die Kapitalverluste bei bestehenden Anleiheportfolios, die durch steigende Renditen angetrieben werden, im letzten Jahrzehnt mit riesigen Aufwärtstrends bei Gold zusammentrafen. Interessanterweise ist der Zinssatz, der Gold am meisten beeinflusst, nicht der langfristige, der die Schlagzeilen in den letzten paar Monaten beherrscht hat, sondern der Realzins. Das ist die inflationsbereinigte Anleiherendite.

Ich habe mein erstes Essay zu Realzinsen und Gold damals im Juli 2001 geschrieben, als das Metall zu 270$ gehandelt wurde. Ich stellte klar, wie bullisch negative Realzinsen für Gold wären, was damals eine heftig verspottete Gegenmeinung war. Mein letztes Essay zu diesem Thema wurde letzten November veröffentlicht. Wenn Sie dem also auf den Grund gehen wollen, lesen Sie das. Aber fürs Erste glauben Sie mir einfach, wenn ich Ihnen nach über einem Jahrzehnt der Nachforschung mein Wort gebe, dass negative Realzinsen für Gold sehr günstig sind.

Der letzte Chart betrachtet negative Realzinsen und Gold. Er basiert nicht auf den Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen, die eine Kapitalbindung für ein Jahrzehnt benötigen, sondern auf denjenigen einjähriger Anleihen. Davon wird die im bewusst niedrig gehaltenen US-Verbraucherpreisindex genannte jährliche Inflationsrate abgezogen. Das Ergebnis ist der reale Zins, der entscheidend zum gewaltigen Anstieg der weltweiten Nachfrage nach Goldinvestments seit Anfang 2001 beigetragen hat.

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