Warten auf die Politik - Daten auch mit positiven Akzenten …
25.10.2011 | Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen (08.10 Uhr) bei 1.3900, nachdem im US-Geschäft Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3956 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 105.75, während EUR-CHF bei 1.2260 oszilliert.
Der Finanzmarkt ist und bleibt maßgeblich auf die politischen Entwicklungen in der Eurozone fokussiert. In der Debatte um den EFSF verstärkt sich die Tendenz zum Versicherungsmodell. Damit stünden Hebeleffekte zur Verfügung, die die Schlagkraft des EFSF erheblich erhöhen.
Zusätzlich steht ein "Special Purpose Vehicle" in der Diskussion, dass auch von Ländern außerhalb der EU finanziert würde. Bezüglich der Potenz der Intervention wäre so ein SPV fraglos hilfreich. Es wäre auch ein klares Signal internationaler Solidarität. Es wäre aber gleichzeitig auch Ausdruck mangelnder politischer Potenz der europäischen Politik.
Frau Dr. Merkel holt sich für die weiteren Maßnahmen die Zustimmung des Bundestags. Das ist löblich und übererfüllt die Normen, die vom Bundesverfassungsgericht gesetzt worden sind. Falls sich dieses Procedere latent wiederholt, stellt sich die Frage, nach der Balance zwischen Exekutive und Legislative. Nun denn, wir wollen hier kein weiteres heißes Thema aufmachen … Geduld ist bis Mittwoch/Donnerstag gefordert, mehr nicht - weniger auch nicht.
Das konjunkturelle Datenmaterial befeuert das Lager des Pessimisten, der Realisten und der Optimisten, die aber nur spärlich vertreten sind.
Die Einkaufsmanagerindices der Eurozone versorgten die Pessimisten mit guten Argumenten. Die befragten Einkaufsmanager zeigten sich überzeugt, dass sowohl der verarbeitende Sektor als auch der Dienstleistungssektor per Oktober von verstärkter Kontraktion geprägt waren. Der Index für das verarbeitende Gewerbe fiel von zuvor 48,5 auf 47,3 Punkte. Die Prognose lag bei 48,0 Zählern. Der Index für den Dienstleistungssektor sank von 48,8 auf 47,2 Zähler. Die Prognose lag bei 48,5 Punkten. Der Einbruch beider Indices per Oktober war prägnant. Er ist nach unserer Ansicht primär korreliert mit politischen Risiken ausgehend von der Eurozone und nicht bedingt durch Sättigungseffekte der europäischen oder globalen Zyklik.
Das Lager der Realisten und der Optimisten freute sich über die restlichen Veröffentlichungen.
Der Auftragseingang der Eurozone per August verzeichnete im Monatsvergleich einen Anstieg um 1,9%. Die Prognose lag bei nur 0,2%. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von -2,1% auf 1,6% revidiert. In der Folge stellte sich im Jahresvergleich eine Zunahme um 6,2% (Prognose 5,7%) nach zuvor +8,9% (revidiert von 8,4%) ein.
Der Chart bietet bisher keinen Grund zur Sorge.
Der "Chicago Fed National Activity Index" bot Licht und Schatten. Der Augustwert wurde von -0,43 auf -0,59 revidiert. So viel zum Schatten. Per September stellte sich dann ein Anstieg auf -0,22 Punkte ein. Der aussagekräftigere Dreimonatsvergleich lieferte einen Anstieg von zuvor -0,28 auf -0,22. Erst Werte unterhalb der Marke von -0,70 signalisieren ein Rezessionsrisiko laut Handbuch des "CFNAI".
Heute morgen lieferten die Verbraucher Deutschlands und der Schweiz ermutigende Signale. Der deutsche GfK Konsumklimaindex überraschte per Berichtsmonat November positiv mit einem unerwarteten Anstieg von zuvor 5,2 auf 5,3 Punkte. Die Prognose lag bei 5,1 Zählern.
Der schweizerische Konsumindikator der UBS legte per September von zuvor 0,80 (revidiert von 0,79) auf 0,84 Punkte zu. Hier ist kein Chart verfügbar.
Fakt ist, dass das konjunkturelle Bild nicht eindeutig ist. Wir lesen daraus, dass die These unterstützt wird, dass es keine Sättigung in der globalen Zyklik vergleichbar zu 2008 gibt. Die Politik sollte daraus die Schlussfolgerung ziehen, dass es höchste Zeit ist, nachhaltige Schritte in der Eurozone zu gehen. Das Zaudern zerstört die Konjunktur und damit auch wieder die globale fiskalische Erholung. "Food for thought!"
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3320 - 50 neutralisiert den positiven Bias.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Der Finanzmarkt ist und bleibt maßgeblich auf die politischen Entwicklungen in der Eurozone fokussiert. In der Debatte um den EFSF verstärkt sich die Tendenz zum Versicherungsmodell. Damit stünden Hebeleffekte zur Verfügung, die die Schlagkraft des EFSF erheblich erhöhen.
Zusätzlich steht ein "Special Purpose Vehicle" in der Diskussion, dass auch von Ländern außerhalb der EU finanziert würde. Bezüglich der Potenz der Intervention wäre so ein SPV fraglos hilfreich. Es wäre auch ein klares Signal internationaler Solidarität. Es wäre aber gleichzeitig auch Ausdruck mangelnder politischer Potenz der europäischen Politik.
Frau Dr. Merkel holt sich für die weiteren Maßnahmen die Zustimmung des Bundestags. Das ist löblich und übererfüllt die Normen, die vom Bundesverfassungsgericht gesetzt worden sind. Falls sich dieses Procedere latent wiederholt, stellt sich die Frage, nach der Balance zwischen Exekutive und Legislative. Nun denn, wir wollen hier kein weiteres heißes Thema aufmachen … Geduld ist bis Mittwoch/Donnerstag gefordert, mehr nicht - weniger auch nicht.
Das konjunkturelle Datenmaterial befeuert das Lager des Pessimisten, der Realisten und der Optimisten, die aber nur spärlich vertreten sind.
Die Einkaufsmanagerindices der Eurozone versorgten die Pessimisten mit guten Argumenten. Die befragten Einkaufsmanager zeigten sich überzeugt, dass sowohl der verarbeitende Sektor als auch der Dienstleistungssektor per Oktober von verstärkter Kontraktion geprägt waren. Der Index für das verarbeitende Gewerbe fiel von zuvor 48,5 auf 47,3 Punkte. Die Prognose lag bei 48,0 Zählern. Der Index für den Dienstleistungssektor sank von 48,8 auf 47,2 Zähler. Die Prognose lag bei 48,5 Punkten. Der Einbruch beider Indices per Oktober war prägnant. Er ist nach unserer Ansicht primär korreliert mit politischen Risiken ausgehend von der Eurozone und nicht bedingt durch Sättigungseffekte der europäischen oder globalen Zyklik.
Das Lager der Realisten und der Optimisten freute sich über die restlichen Veröffentlichungen.
Der Auftragseingang der Eurozone per August verzeichnete im Monatsvergleich einen Anstieg um 1,9%. Die Prognose lag bei nur 0,2%. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von -2,1% auf 1,6% revidiert. In der Folge stellte sich im Jahresvergleich eine Zunahme um 6,2% (Prognose 5,7%) nach zuvor +8,9% (revidiert von 8,4%) ein.
Der Chart bietet bisher keinen Grund zur Sorge.
Der "Chicago Fed National Activity Index" bot Licht und Schatten. Der Augustwert wurde von -0,43 auf -0,59 revidiert. So viel zum Schatten. Per September stellte sich dann ein Anstieg auf -0,22 Punkte ein. Der aussagekräftigere Dreimonatsvergleich lieferte einen Anstieg von zuvor -0,28 auf -0,22. Erst Werte unterhalb der Marke von -0,70 signalisieren ein Rezessionsrisiko laut Handbuch des "CFNAI".
Heute morgen lieferten die Verbraucher Deutschlands und der Schweiz ermutigende Signale. Der deutsche GfK Konsumklimaindex überraschte per Berichtsmonat November positiv mit einem unerwarteten Anstieg von zuvor 5,2 auf 5,3 Punkte. Die Prognose lag bei 5,1 Zählern.
Der schweizerische Konsumindikator der UBS legte per September von zuvor 0,80 (revidiert von 0,79) auf 0,84 Punkte zu. Hier ist kein Chart verfügbar.
Fakt ist, dass das konjunkturelle Bild nicht eindeutig ist. Wir lesen daraus, dass die These unterstützt wird, dass es keine Sättigung in der globalen Zyklik vergleichbar zu 2008 gibt. Die Politik sollte daraus die Schlussfolgerung ziehen, dass es höchste Zeit ist, nachhaltige Schritte in der Eurozone zu gehen. Das Zaudern zerstört die Konjunktur und damit auch wieder die globale fiskalische Erholung. "Food for thought!"
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3320 - 50 neutralisiert den positiven Bias.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.