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Short Squeeze bei Gold

26.07.2013  |  Adam Hamilton
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Eine derart massive Spekulation auf fallende Kurse kommt nur vor, wenn Futures-Spekulanten nicht nur bärisch gestimmt, sondern auch voll und ganz von dieser Einstellung überzeugt sind. Dies ist besonders angesichts des sehr hohen Leverages von Termingeschäften der Fall. Ein hoher Leverage erhöht das Risiko der ohnehin riskanten Short-Verkäufe und die Verluste steigen dadurch im Falle einer Gold-Rally weitaus schneller und weiter.

Bei einem Goldpreis von 1250 USD ist ein Terminkontrakt über 100 Unzen Gold 125 000 USD wert. Händler müssen jedoch nicht die gesamte Summe aufbringen. Der Mindesteinschuss für Gold-Futures-Kontrakte an der COMEX beläuft sich derzeit auf 8000 USD. Das bedeutet, dass der maximale verfügbare Leverage für Gold-Shorts bei 15,6 zu 1 liegt. Aktienhändler können das kaum verstehen, da der Leverage bei Aktien seit 1974 auf 2 zu 1 begrenzt ist.

Bei einem maximalen Leverage würde eine Gold-Rally um nur 6,4% das eingesetzte Kapital von auf fallende Goldkurse spekulierenden Händlern vollständig vernichten. Es beschränken zwar nicht alle, aber viele Händler auf den Mindesteinschuss. Je schneller Gold ansteigt, desto größer ist der Druck auf diese Händler, die Long-Seite der Futures-Kontrakte einzunehmen, um sie einzudecken. Zu einem Short Squeeze kommt es, wenn anfangs nur ein Bruchteil der Händler zur Eindeckung gezwungen ist, wodurch ein Kaufdruck auf viele weitere Händler entsteht.

Die Kraft des Leverages, die Preise am Terminmarkt maßgeblich zu verändern, sollte nicht unterschätzt werden. Dieser dominante Faktor ist für den Großteil der diesjährigen Goldpreisverluste verantwortlich. Bis zum Goldpreistief Ende Juni verlor Gold seit Jahresbeginn 474 USD. Unglaubliche 285 USD bzw. 60% wurden innerhalb von drei Handelstagen eingebüßt. Mitte April und Ende Juni sorgte der unglaublich hohe Leverage bei Gold-Futures für einen Verkaufswahn.

Jeder Terminkontrakt ist ein Geschäft zwischen zwei Händlern, dem Käufer auf der Long-Seite und dem Verkäufer auf der Short-Seite. Dieses Geschäft ist ein Nullsummenspiel, jeder Dollar, der von einem Händler gewonnen wird, bedeutet einen Dollar Verlust für die gegenüberliegende Seite. Im April und in geringerem Maße im Juni fiel Gold so rasant, dass die sich auf der Long-Seite der Kontrakte befindlichen Spekulanten zum Verkauf gezwungen waren. Ihre Verkäufe intensivierten den Sell-Off bei Gold maßgeblich und so entstand ein Teufelskreis.

Diese Dynamik verstärkte die Tages-Goldpreisverluste auf 4,7%, 9,6% und 5,1%. Futures-Händler hatten keine Wahl. Infolge des rasanten Goldpreisrückganges sprangen die Computer der Brokerfirmen im Alleingang ein und verkauften Longs um jeden Preis, um ihre Firmen davor zu schützen, die Verluste ihrer Kunden wettmachen zu müssen.

Ein hoher Leverage verstärkt Preisbewegungen in beide Richtungen, an Tagen hoher Verluste und an Tagen hoher Gewinne. Fallende Preise führen zu Long-Liquidierungen und wachsende Preise sorgen dafür, dass auf fallende Kurse spekulierende Händler zum Kauf gezwungen sind. Brokerfirmen schließen diese riskanten Positionen im Alleingang, indem sie um jeden Preis kaufen und dieser Kaufdruck verstärkt die Rally, wodurch es wiederum noch weniger Short-Spekulanten gibt. Die gegenwärtige Gold-Short-Position in Rekordhöhe wirkt wie Treibstoff für einen Short Squeeze.

Nachdem Gold in diesem Jahr so rasant gefallen ist, größtenteils infolge des hohen Leverages bei Gold-Futures, der sich auf die Longs auswirkte, besteht nun ein massiver Überhang an Verkaufspositionen und Gold ist reif für eine entscheidende Rally. Wenn diese schnell genug stattfindet, werden Short-Spekulanten zum Kauf gezwungen sein, um Positionen einzudecken. Dies wird der Auslöser für einen Short Squeeze sein. An den US-amerikanischen Terminmärkten wird seit langem jeder Kontrakt erfüllt. Die vielen Gold-Shorts können nur geschlossen werden, wenn sie durch Käufe ausgeglichen werden.

Offensichtlich sind Spekulanten, die einen Leverage von 10 zu 1 oder höher in Kauf nehmen wollen, weitaus feinsinniger als der durchschnittliche Aktienhändler, der ausschließlich long geht. Ein hoher Leverage ist gnadenlos und siebt schnell die Händler aus, die nicht wissen, was sie tun. Dennoch liegen Gold-Futures-Spekulanten zum Zeitpunkt von Preisextremen insgesamt meist falsch. Sie verpassen wesentliche Preisumschwünge, da sie zu fixiert darauf sind, dem allgemeinen Trend zu folgen.

Wenn die Stimmung dieser Spekulanten am bärischsten ist, wie anhand von relativ hohen Shorts und relativ geringen Longs deutlich wird, ist Gold fast immer dabei, eine entscheidende Talsohle zu bilden. Diese Szenarien sind im obigen Chart in Hellblau hervorgehoben. Es handelt sich um Goldpreistiefs, die neue Aufschwünge entfachten, aber die Futures-Spekulanten voll und ganz davon überzeugt waren, dass Gold weiterhin fallen würde. Ihre Trefferquote ist erschütternd.

Ein großartiges Beispiel bietet die Rekord-Short-Position, die Anfang 2005 von Gold-Futures-Spekulanten gehalten wurde. Da Gold sich einem Tief näherte, fielen die Long-Kontrakte auf 145 100, während die Shorts auf 108 300 stiegen. Die extrem bärische Stimmung der Futures-Händler war jedoch ungerechtfertigt. In den anschließenden 15 Monaten schoss Gold um 65% im Rahmen seines bis dahin größten Bullenmarktaufschwunges in die Höhe. Eine Zunahme der Short-Kontrakte ist ein bullischer Indikator.

Da Gold zum damaligen Zeitpunkt bei nur ungefähr 425 USD lag, riskierten die Short-Spekulanten weitaus weniger Kapital, als es heute beim Goldpreis von ungefähr 1250 USD der Fall ist. Die 108 300 Kontrakte waren damals 4,6 Mrd. USD wert, gegenwärtig beläuft sich dieser Wert für die 178 900 Kontrakte auf 22,4 Mrd. USD. Je extremer die Shorts der Futures-Spekulanten sind, desto mehr wird gekauft, um Gold nach oben zu katapultieren.




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