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Forderung an die Politik - Eurozone setzt verstärkt positive Akzente!

26.07.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.50 Uhr) bei 1.3278, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3167 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 98.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131.25., während EUR-CHF bei 1.2340 oszilliert.

Gestern hat die Financial Times eine Meldung gebracht, die von sehr hoher Bedeutung ist und eine intensive Wahrnehmung in der Politik, in Banken und in der Öffentlichkeit erforderlich macht.

Laut der FT wollen sich die US-Aufsichtsbehörden SEC und CFTC das Recht einräumen lassen, sensible Daten europäischer Banken wie Handelsbücher oder E-Mails selbst aus deren Hauptquartieren anzufordern.

Mit anderen Worten wollen US-Aufsichtsbehörden damit in Teilen europäische Aufsicht ausüben und entscheidender sensible Daten erhalten, die ihnen schlicht weg und ergreifend sachlich und rechtlich nicht zustehen.

US-Aufsichtsbehörden, die im Rahmen der "Working Group on Financial Markets" mit den großen US-Banken, der Treasury und der Zentralbank gemeinsame Politik machen, fordern implizit die Offenlegung der Positionierung europäischer Banken. Wir reden von US-Banken, die aus nationalem Interesse von Bilanzierungspflichten freigestellt werden können.

Fakt ist, dass das US-Finanzsystem mit der US-Aufsicht und US-Politik über die "Working Group on Financial Markets" weitgehend gleichgeschaltet ist.

Mit diesem Instrument wird Politik gemacht, ebenso wie mit NSA und CIA (diesbezüglich war die Sendung "Scobel" gestern bei 3sat um 21.00 Uhr ein „Eye-Opener“, Wiederholung aus 09/2012).

Wir haben an dieser Stelle wegen der NSA-Ausspähung bereits Klartext gesprochen. Mit den Möglichkeiten der NSA (und der Nutzung der Daten durch weitere US-Geheimdienste) ist das profunde Risiko begründet, dass US-Banken eine Transparenz über globale Positionierung an Märkten zukommen kann oder bereits zukommt, die den Begriff „freier Markt“ als billige Worthülse erscheinen lässt und in der Folge ein sensibles, aber massives Machtinstrument für die USA-AG ist.

Eine Zustimmung zum Anliegen der SEC und der CFTC käme einer offensichtlichen Unterordnung gleich.

Hier ist die Politik der EU, der Eurozone und der Bundesrepublik gefordert. Vollkommen richtigerweise haben EU-Kommission und EU-Parlament Bedenken. Bedenken reichen jedoch nicht ansatzweise.

Wir sind gerne konstruktiv . Wir bieten der europäischen Politik eine diplomatische Lösung an: Wenn die US-Banken allen europäischen Aufsichtsbehörden die Positionsdaten und E-Mails (inklusive Off-Shore Zentren), die von der SEC und der CFTC von europäischen Banken eingefordert würden, in identischen Zeiträumen zur Verfügung stellten, wäre spieltheoretisch eine Gesprächsebene gegeben.

Bezüglich der jüngsten Entwicklungen erscheint es sinnvoll zu sein, bei US-Anliegen, die die Souveränität von Drittländern beschneiden und schiefe Ebenen im politischen Umgang begründen, grundsätzlich Reziprozität von den USA zu fordern. Das würde voraussichtlich den Diskurs vereinfachen und abkürzen.

Ansonsten entstünde der Eindruck, dass wir nur Präfektur der USA seien … Unsere Politik hat ein klares Mandat, Schaden von uns abzuwenden. Damit ist der Fahrplan geschrieben, oder?

Wir sind für Rückmeldungen aus Berlin, Strassburg und Brüssel durchaus dankbar! Der Datenpotpourri aus der Eurozone war bis auf eine Ausnahme äußerst positiv geprägt: Das italienische Verbrauchervertrauen legte per Juli völlig unerwartet von zuvor 95,8 auf 97,3 Punkte zu und markierte damit den höchsten Wert seit Juli 2011!

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Das französische Verbrauchervertrauen nahm gleichfalls unerwartet von zuvor 79 (revidiert von 78) auf 82 Punkte (Prognose 79) per Juli zu. Hier wurde der höchste Wert seit April 2013 registriert.

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Im krisengeplagten Spanien ist die Zahl der Arbeitslosen erstmals seit zwei Jahren überraschend zurückgegangen. Dank einer einträglichen Urlaubssaison sei die Arbeitslosenquote im zweiten Quartal auf 26,3 Prozent (Prognose 28%) von 27,2 Prozent im Vorquartal gesunken, teilte das nationale Statistikamt am Donnerstag mit. Damit waren in dem Euro-Land noch 5,98 Millionen Menschen ohne Job. Es war der erste Rückgang seit dem zweiten Quartal 2011.

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Der deutsche IFO-Index legte per Berichtsmonat Juli von zuvor 105,9 auf 106,2 Punkte zu. die Prognose lag bei 106,1 Punkten. Der Index der aktuellen Lageeinschätzung verzeichnete einen Anstieg von 109,4 auf 110,1 (Prognose 109,7), während der Erwartungsindex unwesentlich von 102,5 auf 102,4 Punkte (Prognose 102,5) sank. Nach der Steilvorlage des Markit-Index ist dieses Ergebnis in zarten Ansätzen ernüchternd.

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Sowohl die Entwicklung der Geldmenge M-3 als auch die Kreditvergabe an den Privatsektor in der Eurozone enttäuschten. Die Geldmenge legte im Jahresvergleich lediglich um 2,3% (Prognose 3,0%) nach zuvor 2,9% zu und die Kreditvergabe sank im Jahresvergleich um -1,6% (Prognose - 1,1%) nach zuvor -1,1%.

In diesem Zusammenhang ist die kritische Würdigung der Lage der Eurozone durch den IWF sachlich richtig.

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Die aktuellen europäischen Daten belegen, dass das Potential für einen Aufschwung in der Eurozone nach den strukturellen Anpassungen gegeben ist.

Entscheidend ist, dass man mit diesem Setup politisch sensibel umgeht. Von extremer Bedeutung ist die Wiederbelebung der Kreditvergabe. Aufschwünge werden durch mittlere und kleine Unternehmen getragen. Das gilt vor allen Dingen für die Reformländer.

Gelingt die Wiederbelebung der Konjunktur, dürfen wir uns auf massive positive fiskalische Überraschungen einstellen. Dann war Portugal per 1. Halbjahr 2013 lediglich eine leise Ouvertüre.

Die Daten aus den USA waren zu zwei Dritteln positiv überraschend:

Die Arbeitslosenerstanträge per 20. Juli legten von 336.000 auf 343.000 zu. Die Prognose lag bei 340.000. Fakt ist, dass das niedrige Niveau bestätigt wurde.

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Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter nahmen unerwartet im Monatsvergleich um 4,2% (Prognose 1,3%) nach zuvor 5,2% (revidiert von 3,7%!) zu. Der Blick auf den Chart verdeutlicht die nachhaltig positive Tendenz, die auch in ersten Ansätzen Ausdruck des Wiederaufbaus des industriellen Kapitalstocks der USA ist.

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Der Kansas City Fed Manufacturing Index setzte positive Akzente. Der Index legte im Monatsvergleich von zuvor -5 auf +6 Punkte zu. Die Subindices lieferten ein ambivalentes Bild. Der Produktionsindex schoss förmlich von -17 auf +21 Zähler nach oben. Der Beschäftigungsindex sank dagegen von -1 auf -2 Punkte.

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Mithin war das Zusammenspiel der Daten aus der Eurozone und den USA von positiven Überraschungen geprägt.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.3050 -80 neutralisiert das für den Euro positive Bild.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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