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Marktdominanz

01.08.2013  |  Theodore Butler
In meinem Wochenrückblick hatte ich auf einige Presseberichte über JP Morgan hingewiesen. Einige Stunden nach Erscheinen dieses Kommentars kam schon der nächste große Pressebericht - eine Titelstory in der Sonntagsausgabe der New York Times zum Thema Großbanken und Tricksereien bei Basismetalllagerbeständen. Zusammengefasst ging es um Folgendes: Im Artikel wurde unterstellt, dass Finanzriesen, wie Goldman Sachs und JP Morgan, gewaltige Metallmengen in Lagerhäusern angehäuft hatten und dann raffinierte Pläne damit ausheckten, unter anderem auch künstliche Metallbewegungen zum Eigenprofit (und auf Kosten der Verbraucher und Nutzer). www.nytimes.com/2013/07/21/business/a-shuffle-of-aluminum-but-to-banks-pure-gold.html?_r=0

Dieser Story folgten dann Berichte über Anhörungen vor dem US-Senatsausschuss, Interesse seitens der CFTC an diese Lagerhaus-Vorfällen und weitere Kommentare darüber, dass die Federal Reserve ihre Zweifel habe, ob den Großbanken noch der Handel mit physischen Rohstoffen erlaubt sein sollte. www.nytimes.com/2013/07/24/business/senate-panel-examines-potential-risks-in-big-banks-involvement-in-commodities.html?_r=0 Diese ganze Angelegenheit dürfte von allerhöchster Bedeutung sein. Sie wirft auf jeden Fall eine Frage auf, die ich immer wieder vorgebracht hatte: Warum um alles in der Welt müssen Großbanken überhaupt mit physischem Material oder Derivaten am Rohstoffmarkt mitmischen?

In den letzten Jahren wurde viel über die "Volcker Rule“ geschrieben und diskutiert, die den Eigenhandel von Geschäftsbanken gesetzlich verbieten würde. Hauptanliegen dieses Gesetzesvorschlags war es, Risiken im Finanzsystem auszuschalten, welche durch rücksichtlose Spekulation von Banken entstehen, die Einlagensicherung genießen und als “Too-Big-To-Fail“ gelten. Die Grundidee der "Volcker Rule" ist es, Großbanken aus dem Eigenhandel rauszuhalten und somit auch steuergeldfinanzierte Rettungsaktionen für die Großen unnötig zu machen, wenn deren Wetten schief gehen. Obwohl die Großbanken die "Volcker-Rule" abkanzelten und einen Gesetzesbeschluss bislang verhinderten, so kam mir jetzt der Gedanke, dass es sogar noch einen zwingenderen Grund gibt, warum es diesen Banken, besonders JP Morgan, nicht erlaubt sein sollte, Rohstoffe im Eigenauftrag zu handeln. Das potentielle Risiko ist die eine Sache, tatsächlicher und gegenwärtiger Schaden ist die andere.

Ganz abgesehen von den potentiellen Risiken für die Steuerzahler, die eine Großbank im Fall gescheiterter Wetten retten müssten, gibt es deutliche Beweise dafür, dass hier und jetzt deutlich größerer, realer Schaden entsteht. Wir alle haben aktuell mächtig darunter zu leiden, wie JP Morgan und andere ihren Eigenhandel bei Rohstoffen betreiben. Diese Großbanken sind nicht, wie andere Marktteilnehmer, am Handel mit Rohstoffen interessiert, ihr Modus Operandi ist nicht allein das Mithandeln, sondern das Erlangen von Marktdominanz. Das ist mein Hauptpunkt: JP Morgans Absicht und Kultur ist Führerschaft, Nummer 1 zu sein - und das in jedem Geschäftsbereich, in dem sie involviert sind. Nummer 1 zu sein und das jeweilige Geschäftsfeld zu dominieren, wäre beim Investmentbanking und in der Kreditkartensparte wohl noch ok, im Rohstoffsektor hat dieser Vorsatz nur das Problem, dass Marktdominanz gleich Preiskontrolle und Manipulation ist.

Es gibt keine Rechtfertigung dafür, Marktdominanz in gleich welchem Rohstoffmarkt auszuüben. Die gesetzlichen Bestimmungen für den Rohstoffsektor und eine zuständige Aufsichtsbehörde sind ja praktisch in erster Linie dazu da, die Dominanz eines Marktteilnehmers zu verhindern. Ich habe das Wort “Konzentration” ohne Ende verwendet, und Konzentration ist nur ein anderes Wort für Dominanz. Wer konzentrierte Positionierung und wenig echten Wettbewerb zulässt, lädt zu Preiskontrolle und -absprache ein. Dieses Problem existiert hinsichtlich der konzentrierten Eigentumsverhältnisse bei Metalllagerhäusern, noch größer ist dieses Problem aber an unseren regulierten Terminmärkten, wo sich Konzentration und Marktdominanz nachweisen lassen.

Die Durchsetzung legitimer Obergrenzen für Spekulativpositionen per Gesetz würde Konzentration und Marktdominanz eliminieren und verhindern (wofür ich seit Jahrzehnten eintrete), es dürfte zudem kein Geheimnis sein, dass es die Halter konzentrierter und marktdominanter Positionen, wie JP Morgan, waren, die alle Aussichten darauf zunichtegemacht haben, dass legitime Positionsobergrenzen irgendwann eingeführt werden. Wenn Sie eine dominante Marktposition besitzen würden, die Ihnen Preis- und Eigenprofitkontrolle verschafft, würden Sie dann nicht um Kontrollerhalt kämpfen?

Klartext: Wenn ich JP Morgan der Konzentration und Marktdominanz beschuldige (und somit der Manipulation), dann sollte ich besser spezifisch und akkurat sein. Ich hatte in der Vergangenheit immer wieder auf JP Morgans konzentrierte Short-Position am COMEX-Markt für Silber-Futures aufmerksam gemacht, welche vor einigen Jahren auf mehr als 40% des gesamten Netto-Open-Interest angestiegen war. Damals hatte CFTC-Kommissar Bart Chilton meine Ergebnisse öffentlich bestätigt, im weiteren Verlauf aber wieder von seinen früheren Aussagen Abstand genommen. An dieser Stelle möchte ich also meine Ergebnisse hinsichtlich der COMEX-Silberkonzentration aktualisieren und auch spezifische Daten für den COMEX-Goldmarkt hinzufügen.

Meine Analysen des Commitments of Traders (COT) und des Bank Participation Reports, beide von der CFTC herausgegeben, vom 5.Februar zeigen, dass JP Morgan eine Netto-Short-Position von 35.000 Kontrakten am COMEX-Markt für Silber-Futures hielt. Wenn man dann die 50.000 Spread-Positionen vom Gesamt-Open-Interest in Höhe von 151.512 Kontrakten abzieht (um zum wahren Netto-Open-Interest zu gelangen), stellt sich heraus, dass JP Morgan am 5. Februar 34,5% der Leerverkäuferseite des COMEX-Silbermarktes auf sich vereinigte - ein nur geringer Rückgang verglichen mit jenen 40%, die Kommissar Chilton vor einigen Jahren bestätigt hatte.




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