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Marktdominanz

01.08.2013  |  Theodore Butler
- Seite 2 -
Bitte erlauben Sie mir, das auf der Hand Liegende auszusprechen: JP Morgan besaß am 5. Februar einen manipulativen Anteil am Silbermarkt, und dieser maßgebliche und dominante Marktanteil war hauptsächlich dafür verantwortlich, dass die Silberkurse an diesem Tag von 32 $ auf das jüngst erreichte Tief bei 18 $ und ein paar Zerquetschten fielen. Für alle Zahleninteressierten: JP Morgans historische Silberpreisdrückung ermöglichte es der Bank, die eigene Beteiligung auf der Short-Seite des Marktes auf weniger als 15% des aktuellen Netto-Open-Interest zu reduzieren. Sollte ich hier irgendetwas falsch dargestellt haben, dann rufe ich hiermit die CFTC oder JP Morgan (oder irgendjemand anderen) auf, dieses Ergebnis zu korrigieren.

Da ich in letzter Zeit auch viel über JP Morgans Gold-Positionen an der COMEX geschrieben habe, ich dachte mir, dass es vielleicht ganz aufschlussreich wäre, auch über den konzentrierten und dominanten Marktanteil zu berichten, den die Bank in diesem Markt hält. Am 5. Februar war JP Morgan mit insgesamt rund 50.000 COMEX-Goldkontrakten short, der Goldkurs stand bei 1.670 $. Nachdem 70.000 Spread-Positionen von Gesamt-Open-Interest am Goldmarkt in Höhe von 423.982 Kontrakten abgezogen wurden, ergab sich für den 5. Februar ein wahres Netto-Open-Interest von 354.000 Kontrakten. Mit einer Short-Position von 50.000 Kontrakten (oder mehr) vereinigte JP Morgan am 5. Februar also 14% der gesamten Leerverkäuferseite des COMEX-Goldterminmarktes auf sich - real und bereinigt.

Ein Marktanteil von 14% mag vielleicht nicht viel klingen, nachdem ich eben schon erwähnt hatte, dass JP Morgan am 5.Februar mit 34,5% beim Silber beteiligt war; doch der Silbermarkt ist sehr speziell, was seine Manipulation betrifft - hinsichtlich ihres Ausmaßes und ihrer Beständigkeit. Es wäre aber ein Fehler, würde man die Bedeutung von 14 % Netto-Marktanteil für gleich welchen regulierten Terminmarkt unterbetonen - besonders aber für einen Markt, der so groß ist, wie der COMEX-Goldterminmarkt mit einem nominalen Gesamtwert von insgesamt mehr als 50 Milliarden $. Ich möchte gleich wieder darauf zurückkommen, welche Bedeutung eine solche prozentuale Konzentration und Marktdominanz hat. Schauen wir uns aber zuerst die Long-Position an, die JP Morgan aktuell beim COMEX-Gold hält.

Auf Grundlage des jüngsten COT-Reports (nach Stand vom 16.Juli) schätze ich JP Morgans Netto-Long-Position bei den COMEX-Gold-Futures auf 75.000 Kontrakte. Nach Abzug von 70.000 Spread-Kontrakten vom Gesamt-Open-Interest von 440.283 Kontrakten ergibt sich ein wahres Netto-Open-Interest bei den COMEX-Gold-Futures von knapp über 363.000 Kontrakten. Somit vereinigt JP Morgan mit seiner Netto-Long-Position von 75.000 Kontrakten mehr als 20% der gesamten Long-Seite des COMEX-Gold-Future-Marktes auf sich. Zuerst hatte JP Morgan einen 14%igen Anteil an der Short-Seite, den sie jetzt in einen 20%igen Anteil an der Long-Seite verkehrt haben - in Folge einer Abwärtsmanipulation der Goldkurse um fast 500 $ durch JP Morgan. Das sind außergewöhnliche und dominante Marktanteile als auch beispiellose Kursmanipulationen nach unten. Wer hier nicht die Ursache und Wirkung erkennt, dem entgeht das Offensichtliche.

Um Marktanteile von 34,5%, 14% und 20% ins Verhältnis setzen zu können, muss man sie zu einem objektiven Maßstab messen. Als Maßstab würde ich nun die eigens von der CFTC entworfene Formel für Positionsobergrenzen vorschlagen. Die Formel (10% von den ersten 25.000 Kontrakten des Open Interest, plus 2,5% vom restlichen Open Interest) würde beim Silber die Positionsobergrenze von ca. 5.200 Kontrakten setzen, und nicht bei 35.000 Kontrakten, die JP Morgan am 5. Februar hielt oder bei 14.000 Kontrakten, die JP Morgan jetzt beim Silber hält. Beim Gold würde die Formel eine Positionsobergrenze bei 12.875 Kontrakten erfordern - und nicht 75.000, welche JP Morgan aktuell auf der Long-Seite hält. In Prozenten ausgedrückt, würde die CFTC-Formel beim Gold verlangen, dass kein einzelner Trader mehr als 2,9% am COMEX-Goldterminmarkt halten darf, und dennoch hält JP Morgan aktuell 20% auf der Long-Seite.

Vielleicht erinnern Sie sich noch, wie bitter enttäuscht ich vor drei Jahren war, als die CFTC ihre Formel für Positionsobergrenzen entwarf. Der Kommission wurden, auf mein Drängen hin, viele tausend öffentliche Kommentare zugesandt, die 1.500 Kontrakte oder 1% (des gesamten COMEX-Marktes oder der gesamten Weltproduktion) als korrekte Formel für den Silbermarkt forderten. www.goldseiten.de/artikel/14407--Simpel-Fair-Fundiert-.html Nicht nur der Basissatz dieser Formel war zweieinhalb mal größer als die eigentlich korrekten 1%, hinzu kam auch noch die viel umfangreichere 10%-Klausel für die ersten 25.000 Open-Interest-Kontrakte, welche den effektiven Prozentsatz kleinerer Open-Interest-Märkte wie Silber künstlich in die Höhe trieb. Übrigens wurde diese Klausel von der CME Group vorgeschlagen und von der CFTC bereitwillig akzeptiert.

Wie sich zeigte, hätte ich mir meine Enttäuschung eigentlich für den Fall aufsparen sollen, dass auch diese Silber-Positionsgrenze von 5% zu restriktiv für CME und JP Morgan wäre. Letztendlich wurde der Gesetzesbeschluss zu den von der CFTC abgesegneten Positionsobergrenzen im Rahmen des Dodd-Frank-Act nach juristischen Schritten unter der Federführung JP Morgans abgewiesen. Jetzt wissen Sie auch, warum wie keine Positionsobergrenzen haben - weil es JP Morgans manipulativen Marktzugriff begrenzen würde.

Aber um spezifisch und klar zu bleiben: Ich habe die Hoffnung, dass die Aufmerksamkeit und die Beobachtung, unter der die Großbanken aktuell wegen ihrer Machenschaften in den Rohstoffmärkten stehen, den Fokus auf das eigentliche Problem lenken - Marktdominanz. Das ist das entscheidende Problem und es ist bis jetzt unbenannt geblieben. Der von der CFTC eigens vorgeschlagenen Formel zufolge darf kein einzelner Trader mehr als 3% am COMEX-Goldterminmarkt halten, und dennoch hält JP Morgan aktuell 20%. Warum lässt man das zu? Vor Jahren war die CFTC erfolgreich mit ihrer Unterstellung, dass ein Trader von Sumitomo, mit dem zum Marktanteil passenden Namen "Mr. 5%“, den Kupfermarkt manipuliere. Wie sollten wir jetzt JP Morgan nennen - “Herr 20%“ oder “Ihre Hoheit 34,5%“?




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