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Offenmarktausschuss im Rahmen der Erwartungen

01.08.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.45 Uhr) bei 1.3272, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3212 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 98.35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.50, während EUR-CHF bei 1.2317 oszilliert.

Der Offenmarktausschuss lieferte keine Überraschungen. Es bleibt bei aggressiver Subvention der US-Wirtschaft in Höhe von 85 Mrd. USD durch Anleiheankäufe und bei finanzieller Repression überreal negative Geldmarktzinsen.

Fakt ist, dass die USA ihr Wirtschaftswachstum in Höhe von circa 2% bei kreativer Statistik durch Neuverschuldung in Höhe von 6,5% des BIP und Subvention (Anleiheankäufe) in Höhe von 6% des BIP "erkaufen".

Ergo ergibt sich bei einem Input in Höhe von 12,5% des BIP ein kreatives (Statistik) Ergebnis in Höhe von 2% BIP.

Das wird von amerikanischer und britischer Volkswirtseite (es gibt auch einige freundliche europäische Mitläufer) für richtig befunden und von den US-Ratingagenturen mit AAA oder AA+ stabil bewertet.

Haben Sie sich einmal vorgestellt, wie die Wirtschaftsleistung der Eurozone bei einer derartigen Subvention in Höhe von 12,5% der Wirtschaft aussähe? Das öffentliche Defizit wird dieses Jahr unter 3% des BIP ausfallen. Anleiheankäufe gibt es nicht in der Eurozone.

„Unsere Freunde“ aus NY und London haben es währendder letzten Monate geschafft, ein Thema in Latenz und Permanenz am Markt zu platzieren, ohne dass faktisch etwas passiert ist. Marketing können "unsere Freunde".

Es ist schon sportlich, wie damit "vermeintliche Professionalität“ der Federal Reserve medial generiert wird. Es geht in den USA nicht um Reduzierung von Überschussliquidität, sondern um das Runterfahren der Schaffung von Überschussliquidität, wenn alles besser werden sollte.

Ernst zu nehmende Analysten, Professoren und Volkswirte müssten in einem solchen Umfeld die Diskussion über die Notwendigkeit einer Reduktion der Überschussliquidität führen, was wir hiermit machen, da in einem solchen positiveren Umfeld regelmäßig die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigen würde und in der Folge Inflationsrisiken deutlich zunähmen …

Im Rahmen dieser US-Debatte mit viel heißer Luft hat die EZB still und schweigend über normale Marktoperationen eine Reduktion der Überschussliquidität um mehrere 100 Mrd. Euro auf die Beine gestellt.

Die wahre Professionalität ist in Frankfurt bei der EZB anzutreffen. Übrigens der Targetsaldo geht auch deutlich zurück. Das Ballyhoo, als der Saldo stieg, war laut und nun ist es verdammt leise.

Die Ignoranz, die diese Entwicklungen erfahren (auch bei Professoren in München, Hannover und Hamburg!) ist verstörend.

Stabilitätspolitik auf Zentralbankebene im interdisziplinären Vergleich mit Fed, BoJ und BoE fand (2010/2011) und findet in Frankfurt statt.

Die deutschen Arbeitsmarktdaten konnten per Juli überzeugen. Saisonal bereinigt kam es zu einem Rückgang der Arbeitslosenzahl um -7000 nach -13.000 (revidiert von -12.000) auf 2.934.000. Diese Veränderung hatte keinen Einfluss auf die saisonal bereinigte Arbeitslosenquote, die bei 6,8% verharrte.

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Die Arbeitslosenquote der Eurozone sank erstmalig seit zwei Jahren. Per Berichtsmonat Juni ergab sich ein Rückgang um 24.000. Die Quote stellte sich auf 12,1% (Prognose 12,2%) nach 12,1% (revidiert von 12,2%).

Nach diversen Revisionen und vermeintlichen neuen Höchstständen bei 12,2% oder 12,3% kristallisiert sich jetzt in den abgelaufenen vier Monaten eine Topbildung bei 12,1% ab. Vorausgesetzt, dass es zu keinen weiteren politischen Unfällen in der Eurozone mit egozentrischem nationalen Hintergrund kommt, stehteine sukzessive Reduktion der Quote per 2013 auf der Agenda.

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Die Verbraucherpreise legten laut Erstschätzung perBerichtsmonat Juli in der Eurozone um 1,6% wie bereits im Vormonat im Jahresvergleich zu. Der Tiefpunkt der Verbraucherpreisinflation per 2013 wurde aller Voraussicht nach per April mit 1,2% markiert.

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Der ADP-Beschäftigungsreport, der Aufschluss über neu geschaffene Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft der USA gibt, überzeugte mit 200.000 neu geschaffenen Stellen per Juli. Analysten hatten eine Zunahme um 180.000 Jobs unterstellt. Damit erhärtet sich das Bild stabiler Zunahmen der Beschäftigung in den USA.

Der beigefügte Chart stellt die Daten ADPs den Daten des Bureau of Labor Statistics (BLS) gegenüber.

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Die Erstschätzung des BIP der USA per 2. Quartal 2013 setzte auf ersten Blick positive Akzente. In der annualisierten Fassung soll es im 2. Quartal zueiner Zunahme des BIP um 1,67% gekommen sein. Die Prognose lag bei lediglich 1,0%. Gleichzeitig wurde das 1. Quartal jedoch von +1,78% auf +1,15% revidiert, so dass das aggregierte Ergebnis weitgehend den Erwartungen entsprach.

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Im Rahmen der aktuellen Veröffentlichung der US-BIP-Daten kam es auch zu einer Revision aller BIP-Daten bis zum Jahr 1929.

Die neue Berechnungsmethode bedient sich neuer Definitionen, Klassifizierungen als auch Methoden. Unter anderem werden Ausgaben für Forschung und Entwicklung als Anlageinvestitionen klassifiziert.

In der Folge fällt das durchschnittliche Wachstum seit 1929 mit 3,3% um 0,1% höher aus als bisher berechnet. Für die Periode 2002 – 2012 liegt die positive Anpassungsquote bei +0,2%. Auffällig ist, dass die Änderungen in einer Gesamtbetrachtung positive Effekte auf die ausgewiesene Wirtschaftsleistung haben, so wie bei den Revisionen zuvor.

Wir nehmen diese statistische Veränderung zur Kenntnis. Vor dem Hintergrund der Veränderungen der Berechnungsgrundlagen des US-BIP der letzten 23Jahre wird der interdisziplinäre Vergleich mit BIP-Daten der US-Konkurrenz nicht notwendig einfacher. Wir verweisen auf die entsprechenden Kapitel in "Endlich Klartext".

Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago stieg per Berichtsmonat Juli von zuvor 51,6 auf 52,3 Punkte an und verfehlte die Konsensusprognose bei 54,0 Zählern deutlich.

Die Subindices enttäuschten weitgehend. Der Produktionsindex sank von 57,0 auf 53,6 Punkte. Der Auftragsindex verlor von 54,6 auf 53,9 Zähler, während der Beschäftigungsindex von 57,8 auf 56,6 Punkte sackte.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.3050 -80 neutralisiert das für den Euro positive Bild.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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