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Banken- und Verschuldungskrise im November 2011

16.11.2011  |  Mack & Weise
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Mit diesen von den EUrokraten als "dauerhafte Lösung" (Nikolas Sarkozy) angesehen Maßnahmen eröffnen sich dem Land bis dahin aber eher noch nie gesehene Perspektiven … auf einen zweiten, dritten, vierten … Schuldenschnitt!

Denn bei allem versprühten Optimismus - "Griechenland kann jetzt ein für alle Mal seine Rechnungen der Vergangenheit begleichen." (Ex-Regierungschef Papandreou) - nun zu glauben, dass die die Defizitkultur der Griechen völlig ausblendende prognostizierte Gesamtverschuldung von dann "nur" noch 120% im Jahr 2020 kein Problem darstellen soll, ist angesichts der aktuellen Turbulenzen um Italien, der immerhin (noch) achtstärksten Industrienation der Welt, schlichtweg bizarr. Nach den Rettungsmilliarden ist vor den Rettungsmilliarden, nach dem Schuldenschnitt ist vor dem Schuldenschnitt!

"Schulden sind das Einzige, was man ohne Geld machen kann."
(Karl Pisa, österreichischer Politiker)

Interessant bleibt nun zu beobachten, wie das "hair cut"-Tabu-Bruch-Signal der EUrokraten die Sparbemühungen aller Euro-Peripheriestaaten langfristig beeinflussen wird. Klar ist jedenfalls schon heute, dass selbst das gerade ins Rampenlicht gezogene Italien auf Dauer keine Lust haben wird, das "dolce vita"-Leben aufzugeben und sich lieber zu "sozialistischen Vorzugskonditionen" in den EFSF hinein retten lassen wird.

"Ich kann nicht das Rentensystem umbauen, um den Deutschen einen Gefallen zu tun. […] Dann machen uns die Leute fertig", beschreibt Lega-Nord-Chef Umberto Bossi nicht nur das Wahlrisiko der italienischen Politik treffend, sondern zugleich auch das aller anderen trotz Schuldenkrise weiterhin Wohlstand auf Kosten ungeborener Generationen versprechenden bzw. praktizierenden Politiker dieser Welt.

Warum aber auch sollten die "in debt we trust"-Politiker der PIIGS, die allein im Aufschwungjahr 2010 mit 251,5 Mrd. Euro an neu gemachten Schulden (ER17: +696,5 Mrd. Euro) glaubten aus ihren Schulden herauszuwachsen zu können, auch sparen? Schließlich sind die unter sozialistischen Einheitszinskonditionen angehäuften, leider heute untragbaren 3,12 Billionen Euro Schulden der PIIGS nicht zwingend deren Problem, sondern das der diese Staaten finanzierenden, leider aber heute ebenso insolventen Banken. Also bekommt jetzt der deutsche Steuerzahler "alternativlos" die Verlustsozialisierungsrechnung dank Bundeskanzlerin Merkel präsentiert, denn "es wäre nicht vertretbar, das Risiko nicht einzugehen."

"Keine Bank darf so groß sein, dass sie wieder Staaten erpressen darf. Das ist für mich der wichtigste Punkt."
(Angela Merkel, 23.09.2009)


"Gut gebrüllt, Löwe" möchte man nicht nur Bundeskanzlerin Merkel, sondern auch der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) zurufen. Nach der Pleite der als Musterknaben aus der sommerlichen Stresstestinszenierung hervorgegangenen belgisch-französischen Dexia sollen sich nun 91 europäische Banken bis Ende Juni 2012 106,45 Mrd. Euro besorgen - zur Stärkung des Eigenkapitals! ... oder des Scheins?

Dass die EBA aber mit ihrer Schätzung nicht nur knapp daneben liegen könnte, verrät schon ein Blick in die jüngste Quartalsbilanz der "systemrelevanten" Deutschen Bank. Mit 34,1 Mrd. Euro "hartem" Eigenkapital glaubt sich die Bank mit einer Kernkapitalquote von 10,1% in einer "komfortablen Lage" (Josef Ackermann), vorausgesetzt, man betrachtet nur die von der Bank deklarierten Risikoaktiva in Höhe von 337,6 Mrd. Euro der insgesamt 2,28 Billionen Euro schweren Bilanzsumme (per 30.09.2011).

Wenn aber die Bank seit Jahren illiquide (!) Wertpapiere zu Anschaffungspreisen - 49,5 Mrd. Euro - in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in den Tiefen ihrer Bilanz parken darf oder stolze 893 Mrd. Euro aus "positiven Marktwerten aus derivativen Finanzinstrumenten" nicht als Risikoaktiva gelten, könnte dieses belegen, dass der von der Finanzlobby "totgekuschelte" Gesetzgeber über die wahren Probleme in den Bankbilanzen noch nicht einmal ansatzweise nachgedacht hat.

Wer dann aber auch noch die eingegangen nominalen OTC-Wetten der Bank per Ende 2010 betrachtet, wird bei ausgewiesenen 54,1 Billionen Euro (!) überhaupt keine Fragen mehr haben … und auch nicht mehr vor der aggregierten Bilanzsumme der Euro-Raum-Banken per Ende 2. Quartal 2011 erschrecken. Diesen 30,67 Billionen Euro steht ein Hauch von Nichts - ein aggregiertes „Eigenkapital“ (Capital and reserves) von 2,16 Billionen Euro - gegenüber, sodass sich auch nach einer erfolgreichen Kapitalaufnahme im Promillebereich dann Mitte 2012 nichts, aber auch gar nichts an der dramatischen Unterkapitalisierung der Banken geändert hat!




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