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Warum die Staatschuldenkrise in Europa begann

19.11.2011  |  Steve Saville
Es folgt ein Exzerpt eines Kommentars, der am 13. November 2011 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

Diesen Punkt haben wir schon einige Male in früheren Kommentaren angesprochen, aber er ist wichtig genug, um ihn noch einmal deutlich zu machen: Die Staatsschuldenkrise nahm in Europa ihren Lauf, weil die Länder der Eurozone keine dem Staat unterstehende Zentralbank haben. Eine dem Staat unterstehende Zentralbank ist eine Zentralbank, die bereit steht, Willens und fähig ist, alle Staatsschulden zu monetisieren, sollte es schwierig oder unmöglich werden, weitere Käufer für diese Schulden zu finden.

Ein Staat mit einer solchen Zentralbank hat immer die WAHL, sich für direkten Schuldausfall zu entscheiden, er wird jedoch nie dazu GEZWUNGEN sein, weil er immer die Option hat, neue Schulden an die Zentralbank zu verkaufen, um im Gegenzug frisch geschöpftes Geld zu erhalten. Das heißt also, dass dieser Staat immer die Option haben wird, den Weg der Inflation zu gehen. Der US-Regierung werden beispielsweise nie die Dollars ausgehen, solange die Fed existiert. In diesem Jahr schien es für einen kurzen Zeitraum schon so, als würde der US-Regierung das Geld ausgehen, aber das war nur Show.

Die Staatsverschuldungssituation in den USA ist nur marginal besser als die in Italien. Darüber hinaus hat der italienische Staat viel gesündere Bilanzen als der japanische. Und trotzdem liegen die Umlaufrenditen der von Italien emittierten Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit bei mehr als 6%, während die entsprechenden Anleihen der USA und Japans bei 2,0% bzw. 1,0% liegen. Der entscheidende Unterschied ist nun, dass den Regierungen der USA und Japans eigene Zentralbanken zur Verfügung stehen, wohingegen sich Italien mit 16 anderen europäischen Staaten nur eine Zentralbank teilt. Von größter Bedeutung ist aber, dass Italien sich eine Zentralbank mit dem inflationsscheuen Deutschland teilt.

Italiens Regierung könnte also nicht den Versuch unternehmen, die Probleme wegzuinflationieren, ohne den deutschen Sparern zusätzliche Kosten aufzuerlegen; und die deutschen Sparer sind seltsamerweise auch nicht erpicht darauf, einen Teil ihrer Kaufkraft für die Rettung Italiens (oder genauer gesagt für eine Rettung der italienischen Staatsanleihehalter) zu spenden.

Deshalb müssen die Käufer italiensicher Staatsanleihen auch den Risiken Rechnung tragen, dass der italienische Staat bald schon seine Zahlungsverpflichtungen auf direktem Weg aussetzen wird. Die Käufer von Staatsschulden der USA und Japans haben ein solches Risiko vorerst nicht zu befürchten. Anders ausgedrückt: Die Renditen italiensicher Staatsanleihen sind relativ hoch wegen der realistischen Möglichkeit einer echten Deflation in diesem Staat, während die Renditen der Staatsanleihen der USA und Japans relativ niedrig sind, weil diese Staaten - über ihre Zentralbanken - uneingeschränkt inflationieren können.

Und das widerspricht der allgemein verbreiteten Annahme, die Staatsanleiherenditen von Ländern wie den USA und Japan wären derzeit wegen der deflationären Bedrohung so niedrig. Würde man den Regierungen die Macht der Nutzung der "Druckerpressen" entziehen, dann wäre eine Deflation wirklich möglich. Und die Umlaufrenditen würden sehr deutlich anziehen, weil der Markt das Risiko eines direkten Ausfalls diskontieren würde.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.

Dieser Artikel wurde am 15. November 2011 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.





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