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Die zwei Grundvoraussetzungen für Hyperinflation

26.11.2011  |  Steve Saville
Es folgt ein Exzerpt eines Kommentars, der am 20. November 2011 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

Eine relativ schnelle Aufblähung des Geldangebots - sagen wir, eine monetäre Inflationsrate von durchschnittlich 10% pro Jahr - kann es über einen langen Zeitraum hinweg geben, ohne dass die Inflation dadurch "hyper" wird. Erst wenn eine bestimmte massenpsychologische Lage vorherrscht, kann eine Situation entstehen, die man als Hyperinflation bezeichnet. Gleichzeitig kann Hyperinflation nicht ausschließlich aufgrund psychologischer Faktoren entstehen. Auch ein schnelles Wachstum des Geldangebots muss gegeben sein.

Nehmen wir zur näheren Erklärung also an, dass sich das Geldangebot eines Wirtschaftsraums seit vielen Jahren mit ca. 10% ausweitet, was eine Senkung der Kaufkraft (KK) des Geldes von knapp 8% zur Folge hat. (Aufgrund von Produktivitätssteigerungen und einer wachsenden Bevölkerung wird der langfristige Kaufkraftverlust des Geldes normalerweise niedriger ausfallen als die Ausweitung des Geldangebots.) An diesem Punkt wird eine kritische Masse in der Bevölkerung anfangen zu glauben, die "Inflation" werde niemals enden und das Geld in 12 Monaten garantiert weniger wert sein.

Diese Menschen reagieren nun, indem sie das Geld, das sie bekommen, schneller ausgeben, was wiederum den Effekt hat, dass die KK des Geldes schneller sinkt, als sich das Geldangebot ausweitet. Die schnellen Preissteigerungen im gesamten Wirtschaftsraum lassen das Inflationsproblem dann allgemein hervortreten, immer mehr herrscht der Wunsch, das Geld so schnell wie möglich auszugeben. Mit anderen Worten: Wir haben einen Teufelskreis. Die schnellen Preissteigerungen treiben die Bevölkerung zu einem schnelleren Ausgabeverhalten, was wiederum zu steigenden Preisen führt, und so weiter und so fort. Das ist Hyperinflation.

Weil ein Umschwung der Massenpsychologie die Höhe des Kaufkraftverlustes beschleunigen kann, verwenden Zentralbanker auch so viel Zeit und Energie auf das "Management" der Inflationserwartungen. Aber eigentlich müssen sie sich damit gar nicht plagen. Denn die Beschreibung oben, wie „normale" Inflation zur Hyperinflation wird, lässt einen Teil des inflationären Prozesses aus, welchen die Zentralbank voll unter ihrer Kontrolle hat - und ohne den das allgemeinen Preisniveau gar nicht erst über lange Zeit hinweg in die Höhe schießen könnte. Während des gesamten oben beschriebenen Prozesses könnte die Zentralbank jeder Zeit eingreifen und die Preisspirale beenden, ohne sich dabei in der nebulösen Welt der Psychologie tummeln zu müssen. Sie müsste einfach nur die Ausweitung des Geldangebots stoppen.

Man muss Folgendes betrachten: Wenn die Preise im gesamten Wirtschaftsraum schnell steigen, bräuchte man auch viel mehr Geld für jede einzelne Transaktion. Das heißt also, dass die Nachfrage nach Geld einen steilen Aufwärtstrend zu verzeichnen hätte. Hierbei wird aber nicht Geld nachgefragt, um dieses zur vorübergehenden Speicherung der Kaufkraft zu nutzen, sondern Geld, das den Austausch von Gütern und Dienstleistungen erleichtert.

Was würde nun passieren, wenn eine deutlich steigende Geldnachfrage nicht von einer deutlichen Erhöhung des Geldangebots begleitet wäre? Natürlich würde sich bald schon eine schwere Geldknappheit entwickeln, und der Preis (die Kaufkraft) des Geldes würde steigen, um Angebot und Nachfrage wieder in Einklang zu bringen. Die Preise von Gütern und Dienstleistungen würden also fallen.

Ein Blick auf vergangene hyperinflationäre Perioden zeigt, dass die Zentralbanken im Allgemeinen mit einer Ausweitung des Geldangebots reagierten, wenn steil steigende Preise eine Geldknappheit entstehen ließen. Die Zentralbank hielt also den Inflationsprozess am Laufen. Sie hätte den Fortlauf der Inflation jederzeit stoppen können, indem sie die Ausweitung des Geldangebots gestoppt hätte, aber aus irgendeinem Grund erschien es den Entscheidungsträgern immer wieder sinnvoller, die kurzfristig gefühlte Geldnot zu beseitigen.

Um zu einer Hyperinflation zu gelangen, braucht es also nicht nur ein deutliches Wachstum des Geldangebots. Auf schwere monetäre Inflation muss auch im gleichen Maße mit zusätzlicher monetärer Inflationierung reagiert werden, damit die steigende Preisspirale, länger als nur für sehr kurze Zeit, aufrechterhalten werden kann.

Zusammenfassend lässt sich also Folgendes sagen: Hyperinflation ist kein rein psychologisches Phänomen. Es hängt auch nicht ausschließlich mit Verschiebungen im Geldangebot zusammen, denn niemand kann sagen, wie viel monetäre Inflation es braucht, um die rasende Masse dazu zu bewegen, Abstand vom Geld zu nehmen (womit die Wirtschaft letztendlich von der "Inflation" in die "Hyperinflation" getrieben wird). Hyperinflationen haben stattdessen immer eine psychologische und ein geldpolitische Komponente (Geldangebot). Und beide sind grundlegend.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.


Dieser Artikel wurde am 22. November 2011 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.






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