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Turnaround in Europa eingeläutet?

15.08.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.43Uhr) bei 1.3290, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im amerikanischen Handel bei 1.3248 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 97.67. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.80, während EUR-CHF bei 1.2395 oszilliert.

Wie schon aufgrund der positiven Daten im Vorfeld zu erwarten war, wurde gestern eine erfreuliche BIP-Entwicklung in der Eurozone für daszweite Quartal vermeldet. Nach sechs Quartalen Rezession in Folge gab es dieses mal einen Zuwachs von +0,3% zu vermelden. Damit hat sich die Eurozone erst einmal aus der Rezessionverabschiedet. Besonders die beiden größten Volkswirtschaften Deutschland (+0,7%) und Frankreich (+0,5%) "lieferten". Aber auch aus den Reformländern kamen ermutigende Zahlen, die signalisieren, dass die wirtschaftliche Erholung flächendeckender greift. So erreichte Portugal ein Plus von 1,1%, in Italien (-0,2%) und Spanien (-0,1%) zeichnet sich eine Entspannung ab.

Trotzdem gibt es noch viele Risiken in der Eurozone wie die Rekord-Arbeitslosigkeit, die darauf hindeuten, dass das Wachstum in den kommenden Quartalen eher gemächlich verlaufen wird. Es sieht trotzdem vieles nach einer Kehrtwende in Europa aus. Diese zu vermelden wäre zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch verfrüht. Durch die verbesserte Wettbewerbsfähigkeit und Reformbemühungen in vielen Ländern scheint der Moment des Turnarounds aber nur eine Frage der Zeit zu sein.

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Auch europäische Investoren (Unilever, General Electric und Co. in Griechenland) sowie Investmentfonds in Form von Schwergewichten wie Blackrock und schon vor einiger Zeit PIMCO kehren mit ihren Engagements in die Eurozone zurück. Vieles spricht daher dafür, dass die Risikoaufschläge gerade aus Italien und Spanien weiter sinken werden- dem Euro dürften diese Investments zukünftig ebenfalls stützen. Die positiven Einkaufmangerindices runden das Bild ab, das die Eurozone derzeit abgibt. Noch locken die big player Interessante Renditen verknüpft mit einer Kaskoversicherung der EZB bei gleichzeitig verbesserten Rahmenbedingungen in fast allen Ländern (Gesundung Waren- und Dienstleistungsbilanz, Absenkung der Lohnstückkosen, Zuwächse bei der Produktivität, Erleichterungen in der Bürokratie usw.).

Auch der während der Krise oft vorgebrachte Target2-Saldo der Bundesbanksinkt kontinuierlich. Dieser Saldo ist ein Indikator für die Kapitalflucht aus Reformländern, also quasi ein Krisenindikator. Ende August 2012 lag der Wert noch bei über 750 Mrd. EUR - Im Juni dieses Jahr dagegen schon bei 589 Mrd. EUR.

Eine sachliche Diskontierung der Zahlen ist überfällig und findet nun bei immer mehr Finanzmarktteilnehmern statt.

Beispielhaft ein Vergleich Italiens, das ein Fast-Ramsch-Rating besitzt zu den Top-gerateten USA und UK:

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Mit den letzten Wachstumszahlen kann die Eurozone wieder zu den USA (+0,4%) und Japan (+0,6%) aufschließen. Problematisch bleiben weiterhin die schwachen Investitionen in die Industrie. Das Vertrauen der Investoren in Europa, das zuletzt durch die spektakuläre Zypernrettung arg strapaziert wurde, kehrt nur langsam aber sicher wieder zurück.

Natürlich ist aber nicht alles Gold was glänzt … gerade im Wettbewerb mit anderen Regionen droht Europa den Anschluss zu verlieren. Das "Fracking" in den USA boomt. Nach dem Ausbruch der Immobilienkrise haben die USA umgeschaltet und den Wirtschaftszweig Industrie gestärkt. Nach Jahren der De-Industriealisierung und Stärkung des Dienstleistungssektors findet hier ein revival statt. Zusätzlich wird diese Rückkehr in die Industrie durch billige Energie bestärkt. Im Gegensatz zu Deutschland finden sich in den USA nicht nur billiges Öl, sondern auch Gas und um 40-50% günstigerer Strom. Reformen werden in Übersee anders definiert als bei uns.

Die letzten Produktionszuwächse in Europa kommen zueinem großen Teil aufgrund von Basiseffekten zustande, da in den vergangenen Monaten die Produktion stark rückläufig war. Hier ist noch nicht viel von einer Rückkehr zu alter Stärke zu sehen, sondern eher ein Aufholeffekt nach Zeiten wirtschaftlicher Schwäche. Erst wenn auch die Banken wieder mitspielen und ihrer Ursprungsaufgabe Kredite zu vergeben nachkommen, werden auch neue Investitionen in besonders kleine und mittlere Firmen folgen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.3250 neutralisiert das für den Euro positive Bild.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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