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Clive Maund: Unsicherheit und gefährliche Muster

01.12.2011  |  The Gold Report
Die westlichen Wirtschaften versinken in Schulden. Clive Maund (Geschäftsführer von clivemaund.com) zufolge wird das zur Hyperinflation führen. In diesem Exklusivinterview mit dem Gold Report beschreibt Maund sein Szenario für den Zusammenbruch und nennt einige Goldaktien, die seiner Meinung nach davon profitieren könnten.


The Gold Report: Mr. Maund, auf clivemaund.com schrieben Sie, "aus fundamentalen und technischen Gründen sieht es so aus, als würde der US-Aktienmarkt bald einbrechen." Es sieht also ganz so aus, als würden wir entweder auf eine Deflation oder eine Hyperinflation zusteuern. Der Weg zur Hyperinflation scheint schon geebnet. Was wird wohl Ihrer Meinung nach jetzt passieren?

Clive Maund: Man muss sich vor allem eines klarmachen: Die Welt braucht einen "Neustart", und früher oder später wird der auch kommen. Ich meine damit den ganzen Schulden- und Derivateschrott, der sich über die viele Jahre hinweg angesammelt hat und der jetzt die Weltwirtschaft in den Dreck zieht. Er muss weggeräumt werden, bevor es wieder vorwärts gehen kann. Viele Leser, die mit Computern arbeiten, werden das kennen: Der Computer "hängt sich auf", wenn zu viele Anwendungen und Programme offen sind. Wenn es einmal so weit ist, geht es weder vor noch zurück, dann hilft nichts anderes mehr, als den Reset-Knopf zu drücken oder neu zu starten. Und an diesem Punkt ist die Weltwirtschaft jetzt im Umfeld dieser Schuldenkrise angelangt. Je länger Unternehmensführer und Politiker damit warten, den Finger in die Wunde zu legen - d.h. die Schulden und Derivate abschreiben - desto schlimmer wird es. Was ist so schlimm daran, wenn Banken Pleite gehen? Man kann später immer noch neue gründen.

Die Schulden- und Derivateberge sind jetzt derart massiv, dass man sie unmöglich jemals begleichen oder zurückzahlen kann. Sie müssen also abgeschrieben werden - die drastische aber effektivste Lösung. Oder sie werden komplett "weg-hyperinflationiert" - diesen Weg bevorzugt die Politik, weil sie damit am meisten Zeit gewinnen kann. Deflation ist aktuell die große fundamentale Wirkkraft in der Wirtschaft. Um das System von Schulden zu reinigen und um Verzerrungen und Ineffizienzen, die zur gewaltigen Last geworden sind, zu eliminieren, braucht es eine Zeit schwerer Kontraktion.

Deflation sorgt aber gleichzeitig für allgemeine wirtschaftliche Notlagen, nicht zuletzt sinkende Löhne und enorme Arbeitslosigkeit. Sie kann politische Instabilität bewirken, die in Massenprotesten und Aufständen mündet. Deswegen wird sie von den Politikern auch so gefürchtet. Die Politik wird sich also eher für Inflation oder sogar Hyperinflation entscheiden, anstatt für Deflation. Bis aufs Blut bekämpft die Politik die anrückenden Kräfte der Deflation, hauptsächlich indem sie das Geldangebot ausweitet und scheiternde Körperschaften auffängt und rettet.

Die Situation ist jetzt gefährlich instabil, wir stehen ganz kurz vor einem Kopfüber-Sturz in eine große hyperinflationäre Periode, an deren Ende die meisten westlichen Gesellschaften wie Zimbabwe dastehen werden, und Hyperinflation ist der Weg, auf den uns die Politiker lenken wollen. Anschließend werden wir nichtsdestotrotz in eine schwere Deflation zurückfallen. Die Situation ist deshalb so gefährlich instabil, weil alle großen globalen Teilnehmer ihren Beitrag leisten müssen, damit die Liquiditätskrise zurückgeschlagen werden kann - durch nötige Geldschöpfung, durch das Niedrighalten von Zinssätzen und der Bekämpfung von Brennpunkten, die immer wieder auflodern und eine Kreditklemme oder steigende Zinssätze heraufbeschwören könnten.

Die Republikaner stellen sich hier beispielsweise in die Quere, indem sie eine deutliche Defizitreduzierung anstreben - oder aber die verstrittenen Clowns in Europa, die es nicht schaffen, die steil steigenden Zinssätze durch "Nachgeben" zu stoppen und somit einen Zusammenbruch der Märkte riskieren, der die so gefürchtete Deflation auf den Plan rufen würde. Das könnte jederzeit passieren, und deswegen ist die Situation auch so vertrackt für Investoren.

Ich glaube, die Politik wird so lange nach Hyperinflation streben, wie sie kann. Aber irgendwann, vielleicht bald schon, werden sie die Kontrolle voll und ganz verlieren. Die Weltwirtschaft wird dann zurück in eine deflationäre Depression fallen, welche im Grunde auch notwendig ist, um dieses ganze Chaos ein für alle Mal zu beseitigen. Europa könnte hier durchaus der Auslöser sein. Europas Schulden sind nicht zu beherrschen, der europäischen Führung fehlt es an Zusammenhalt und Entschiedenheit, um den Markt mit den nötigen Liquiditätsmengen zu fluten, damit alles wieder kontrollierbarer wird.


The Gold Report: Sie nutzen eine Menge technischer Chart, um wirtschaftliche Entwicklungen vorherzusagen. Eines der Muster, die sie aktuell erkennen, nennt sich "Broadening Top". Ihren Aussagen zufolge sind diese Muster "besonders trügerische und gefährliche Muster, die von der allgemeinen Anleger-Community kaum verstanden werden." Können Sie uns ganz einfach erklären, wie es zu diesen Mustern kommt und warum sie den Investoren zu denken geben sollten?

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