Zusammenfassung der aktuellen Risikolage
03.12.2011 | Steve Saville
Die Risiken
1. Die Europäische Staatsschuldenkrise
Von allen Risiken, denen die Weltwirtschaft ausgesetzt ist, fand die Staatsschuldenkrise in der Eurozone die meiste Aufmerksamkeit in den Medien und hatte die größten Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Die offensichtlichsten äußeren Anzeichen dieser Krise sind die deutlich steigenden Umlaufrenditen für europäische Staatsschulden seit Anfang Oktober und besonders seit Anfang November.
Letzte Woche geriet Spanien in den Brennpunkt. Aufgrund einer gescheiterten Auktion schoss die Umlaufrendite für die spanische 10-Jahre-Anleihe auf einen neuen Höchststand.
Anteilig am BIP hat der spanische Staat viel weniger Schulden als die US-Regierung. Dennoch meint der Markt, dass das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit Spaniens erhöht ist, während das Risiko eines Ausfalls von US-Staatsanleihen bei null liegt. Wie schon an anderer Stelle erwähnt wurde, erklärt sich diese offensichtliche Diskrepanz vor allem dadurch, dass der US-Regierung eine ergebene Zentralbank zur Seite steht, die immer Willens und fähig ist, die Staatsschulden aufzukaufen, sollte das notwendig werden. Die spanische Regierung verfügt über keine so bedingungslose Unterstützung durch einen Käufer mit unendlich tiefen Taschen.
Relevant ist aber auch Folgendes: Obwohl Spanien eine der niedrigsten Verschuldungsquoten in der entwickelten Welt hat, ist die Gesamtverschuldung innerhalb der spanischen Wirtschaft vergleichsweise hoch. Zudem hat der Privatsektor große Probleme aufgrund der negativen Folgen der Immobilienblase des vergangenen Jahrzehnts. Die Arbeitslosenquote liegt in Spanien z.B. bei ca. 22%, die Jugendarbeitslosigkeit (Altersgruppe 18-24 Jahre) bei ca. 45%. Das sind ähnliche Zahlen wie während der Großen Depression.
2. Die wirtschaftliche Abkühlung in China könnte sich zum Einbruch ausweiten
Auch wenn es sich in den staatlichen BIP-Zahlen nicht widerspiegelt und nie widerspiegeln wird, so gibt es kaum Zweifel daran, dass sich die chinesische Wirtschaft in einer Rezession befindet. Das jüngste Indiz dafür liefert der HSBC Einkaufmanagerindex für China, welcher von 51 Punkten im Oktober auf 48 Punkte im November sank (ein Stand von weniger als 50 Punkten verweist auf eine wirtschaftliche Kontraktion).
In Reaktion auf die abflauende Konjunktur in der chinesischen Binnenwirtschaft als auch in jenen Wirtschaften, in die China viele Güter exportiert, werden die Arbeitskosten in den chinesischen Fabriken reduziert. Es werden Löhne gesenkt und/ oder die Überstunden abgebaut. Die Arbeiter, die von der Hand in den Mund leben, erleben nicht nur, wie ihre Einkommen sinken, sie erleben auch, dass ihre Lebenshaltungskosten aufgrund der monetären Inflation der letzten Jahre steigen. Die tödliche Kombination aus einem schwachen Arbeitsmarkt und steigenden Preise für Grundbedürfnisse ist eine der unvermeidlichen Folgen der keynesianischen Wirtschaftspolitik.
Und nicht nur die chinesischen Fabrikarbeiter zeigen sich aufgrund der wirtschaftlichen Kontraktion immer mehr verärgert. In letzter Zeit hat es auch immer mehr Fälle gegeben, in denen wütende Ersteigentümer von Wohnungen in die Büros der zuständigen Projektentwickler stürmten. Der Grund für ihre Wut: Sie mussten erkennen, dass die Wohnungspreise nicht nur steigen, sondern auch fallen können.
Es kann als so als fast schon sicher gelten, dass sich Bürgerunruhen in ganz China verstärken werden, sollte die Wirtschaft weiter stagnieren oder kontrahieren. Das könnte die Zentralregierung dazu bewegen, einen anderen Kurs einzuschlagen und den Boom durch verstärkte Kreditexpansion wieder zu entfachen. Doch dieser Weg würde später für ein noch größeres Inflationsproblem sorgen. Und eine Verschärfung des Inflationsproblems würde wiederum zu größeren sozialen Unruhen führen.
Interventionistische Wirtschaftspolitik wird den Staat am Ende immer in einer Lage bringen, in der es keine guten Lösungen mehr gibt - eine Lage, in der sich die Illusion, alles sei gut, nicht mehr aufrechterhalten lässt, ganz gleich was man macht. Es scheint ganz so, als befände sich China jetzt in einer solchen Zwangslage.
3. Die Rezession in den USA
Wir haben den Eindruck, dass sich die USA einen großen Teil dieses Jahres in einer Rezession befanden. Wir wissen jedoch nicht, wann der offizielle Beginn dieser Rezession angesetzt wird. Wir können nicht einmal sicher sein, dass die Rezession von 2011 jemals offiziell anerkannt wird. Wenn wir raten müssten, würden wir sagen, dass das National Bureau of Economic Research (NBER) im zweiten oder dritten Quartal nächsten Jahres mit Verspätung bestätigen wird, dass die US-Rezession im dritten Quartal 2011 begann.
Es ist möglich, dass sich die aktuelle Rezession in den USA als eine leichte herausstellen wird, aber aus zwei Gründen ist diese Möglichkeit nicht die wahrscheinlichste. Erstens: Die Politik der Fed und der US-Regierung haben sich gegen die Versuche der Wirtschaft gestellt, die ökonomischen Probleme, die zur Kontraktion der Jahre 2007-2008 geführt hatten, zu korrigieren. Besonders wichtig dabei ist, dass viele wertvolle Ressourcen in den Bankensektor geleitet wurden, um diese schlecht gemanagten und parasitären Institutionen am Leben zu halten. Zweitens werden sich die Wirtschaften Chinas und der Euro-Länder in den nächsten 12 Monaten wahrscheinlich schlechter entwickeln - eine interne Belastung geht also mit einer externen einher.
Die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die US-Wirtschaft für mindestens ein paar weitere Quartale in einer Rezession bleiben wird, ist ein großes Risiko für den US-Aktienmarkt. Denn das würde bedeuten, dass die Gewinne des Jahres 2012 weit unter den Prognosen der meisten Analysten liegen würden.
1. Die Europäische Staatsschuldenkrise
Von allen Risiken, denen die Weltwirtschaft ausgesetzt ist, fand die Staatsschuldenkrise in der Eurozone die meiste Aufmerksamkeit in den Medien und hatte die größten Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Die offensichtlichsten äußeren Anzeichen dieser Krise sind die deutlich steigenden Umlaufrenditen für europäische Staatsschulden seit Anfang Oktober und besonders seit Anfang November.
Letzte Woche geriet Spanien in den Brennpunkt. Aufgrund einer gescheiterten Auktion schoss die Umlaufrendite für die spanische 10-Jahre-Anleihe auf einen neuen Höchststand.
Anteilig am BIP hat der spanische Staat viel weniger Schulden als die US-Regierung. Dennoch meint der Markt, dass das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit Spaniens erhöht ist, während das Risiko eines Ausfalls von US-Staatsanleihen bei null liegt. Wie schon an anderer Stelle erwähnt wurde, erklärt sich diese offensichtliche Diskrepanz vor allem dadurch, dass der US-Regierung eine ergebene Zentralbank zur Seite steht, die immer Willens und fähig ist, die Staatsschulden aufzukaufen, sollte das notwendig werden. Die spanische Regierung verfügt über keine so bedingungslose Unterstützung durch einen Käufer mit unendlich tiefen Taschen.
Relevant ist aber auch Folgendes: Obwohl Spanien eine der niedrigsten Verschuldungsquoten in der entwickelten Welt hat, ist die Gesamtverschuldung innerhalb der spanischen Wirtschaft vergleichsweise hoch. Zudem hat der Privatsektor große Probleme aufgrund der negativen Folgen der Immobilienblase des vergangenen Jahrzehnts. Die Arbeitslosenquote liegt in Spanien z.B. bei ca. 22%, die Jugendarbeitslosigkeit (Altersgruppe 18-24 Jahre) bei ca. 45%. Das sind ähnliche Zahlen wie während der Großen Depression.
2. Die wirtschaftliche Abkühlung in China könnte sich zum Einbruch ausweiten
Auch wenn es sich in den staatlichen BIP-Zahlen nicht widerspiegelt und nie widerspiegeln wird, so gibt es kaum Zweifel daran, dass sich die chinesische Wirtschaft in einer Rezession befindet. Das jüngste Indiz dafür liefert der HSBC Einkaufmanagerindex für China, welcher von 51 Punkten im Oktober auf 48 Punkte im November sank (ein Stand von weniger als 50 Punkten verweist auf eine wirtschaftliche Kontraktion).
In Reaktion auf die abflauende Konjunktur in der chinesischen Binnenwirtschaft als auch in jenen Wirtschaften, in die China viele Güter exportiert, werden die Arbeitskosten in den chinesischen Fabriken reduziert. Es werden Löhne gesenkt und/ oder die Überstunden abgebaut. Die Arbeiter, die von der Hand in den Mund leben, erleben nicht nur, wie ihre Einkommen sinken, sie erleben auch, dass ihre Lebenshaltungskosten aufgrund der monetären Inflation der letzten Jahre steigen. Die tödliche Kombination aus einem schwachen Arbeitsmarkt und steigenden Preise für Grundbedürfnisse ist eine der unvermeidlichen Folgen der keynesianischen Wirtschaftspolitik.
Und nicht nur die chinesischen Fabrikarbeiter zeigen sich aufgrund der wirtschaftlichen Kontraktion immer mehr verärgert. In letzter Zeit hat es auch immer mehr Fälle gegeben, in denen wütende Ersteigentümer von Wohnungen in die Büros der zuständigen Projektentwickler stürmten. Der Grund für ihre Wut: Sie mussten erkennen, dass die Wohnungspreise nicht nur steigen, sondern auch fallen können.
Es kann als so als fast schon sicher gelten, dass sich Bürgerunruhen in ganz China verstärken werden, sollte die Wirtschaft weiter stagnieren oder kontrahieren. Das könnte die Zentralregierung dazu bewegen, einen anderen Kurs einzuschlagen und den Boom durch verstärkte Kreditexpansion wieder zu entfachen. Doch dieser Weg würde später für ein noch größeres Inflationsproblem sorgen. Und eine Verschärfung des Inflationsproblems würde wiederum zu größeren sozialen Unruhen führen.
Interventionistische Wirtschaftspolitik wird den Staat am Ende immer in einer Lage bringen, in der es keine guten Lösungen mehr gibt - eine Lage, in der sich die Illusion, alles sei gut, nicht mehr aufrechterhalten lässt, ganz gleich was man macht. Es scheint ganz so, als befände sich China jetzt in einer solchen Zwangslage.
3. Die Rezession in den USA
Wir haben den Eindruck, dass sich die USA einen großen Teil dieses Jahres in einer Rezession befanden. Wir wissen jedoch nicht, wann der offizielle Beginn dieser Rezession angesetzt wird. Wir können nicht einmal sicher sein, dass die Rezession von 2011 jemals offiziell anerkannt wird. Wenn wir raten müssten, würden wir sagen, dass das National Bureau of Economic Research (NBER) im zweiten oder dritten Quartal nächsten Jahres mit Verspätung bestätigen wird, dass die US-Rezession im dritten Quartal 2011 begann.
Es ist möglich, dass sich die aktuelle Rezession in den USA als eine leichte herausstellen wird, aber aus zwei Gründen ist diese Möglichkeit nicht die wahrscheinlichste. Erstens: Die Politik der Fed und der US-Regierung haben sich gegen die Versuche der Wirtschaft gestellt, die ökonomischen Probleme, die zur Kontraktion der Jahre 2007-2008 geführt hatten, zu korrigieren. Besonders wichtig dabei ist, dass viele wertvolle Ressourcen in den Bankensektor geleitet wurden, um diese schlecht gemanagten und parasitären Institutionen am Leben zu halten. Zweitens werden sich die Wirtschaften Chinas und der Euro-Länder in den nächsten 12 Monaten wahrscheinlich schlechter entwickeln - eine interne Belastung geht also mit einer externen einher.
Die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die US-Wirtschaft für mindestens ein paar weitere Quartale in einer Rezession bleiben wird, ist ein großes Risiko für den US-Aktienmarkt. Denn das würde bedeuten, dass die Gewinne des Jahres 2012 weit unter den Prognosen der meisten Analysten liegen würden.