"Politik" dominiert Finanzmärkte - IFO-Geschäftsklimaindex im Fokus
27.08.2013 | Folker Hellmeyer
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Die politischen Entwicklungen dominieren die Finanzmärkte. Die Syrienkrise verschärft sich drastisch.
Die USA sind auf Basis von Mutmaßungenbereit, militärische Aktionen zu starten. In der Folge hat die syrische Opposition die Verhandlungen in Istanbul zur Krisenlösung Syriens abgesagt. Die Vereinten Nationen müssen aus Sicht Londons nicht kontaktiert werden. Darüber sind wir erstaunt, da es um ultimative politische Mittel (Krieg, militärische Aktionen) geht, die hier in der Einsatzplanung stehen. Das potentielle Veto Chinas und Russlands wird so sportlich umgangen.
Damit kommt es zu einer Missachtung internationalerInstitutionen und Spielregeln. Mehr noch setzt die Achse Washington/London unilaterale Machtansprüche.
Die Tatsache, dass die USA neben Israel seit Monaten Spezialeinheiten in Syrien zur Unterstützung der Opposition einsetzen, interessiert die westliche Welt nicht ansatzweise. Diese Tatsache ist fraglos Ausdruck einer Parteinahme, die eine überparteiliche Position der USA förmlich ausschließt.
In wie weit das aktuelle Procedere mit der Vorbereitung des Irakkriegs vergleichbar ist, überlassen wir unseren Lesern.
Das Handeln der USA und des UK wirft Fragen auf:
- Was wird passieren, wenn die Mutmaßungen der USA und des UK sich als falsch erweisen?
- Werden die USA und das UK dann für diese Aktionen haftbar gemacht?
- Mehr noch stellt sich die Frage, ob die Oppositionin Syrien wirklich eine Opposition aus dem eigenen Lande ist oder ob nicht von außen (Katar, Saudi-Arabien, USA, Israel) Terror nach Syrien getragen worden ist. Fakt ist, dass die Opposition mehrheitlich nicht in leisesten Ansätzen für westliche Werte steht.
- Wie ist unter solchen Umständen der Einsatz von US-Spezialeinheiten auf fremden Boden zu bewerten (Terror, Verletzung von Souveränitätsrechten, verdeckte Kriegsführung)?
- Was bedeutet das für unser kontinanetaleuropäisches und deutsches Selbstverständnis im internationalen Staatenverkehr und bezüglich unserer Werteskala?
An Ihren Antworten sind wir interessiert.
Ich bedanke mich darüber hinaus für die gestrigen Rückmeldungen, die bezüglich der politischen Position ganz überwiegend Zustimmung und in geringsten Teilen negative Kritik lieferten. Wir sind hoch erfreut, dass die jüngste Veröffentlichung der EZB noch einmal den Unterschied zu der Federal Reserve, der Bank of England und der Bank of Japan verdeutlicht.
Nach Angaben der EZB sind die Staatsanleihebestände, die im SMP-Programm erworben wurden, per 23. August auf 190,5 Mrd. Euro abgeschmolzen (ursprünglich 212 Mrd. Euro). Der Gewinn auf diese Position liegt laut Berechnungen der Allianz bei circa 80 Mrd. Euro.
Schauen wir auf die USA und Japan. Dort wird weiterfleißig gekauft. Das Portfolio steht bewertungsmäßig massiv unter Wasser. Im UK waren die Ankäufe aggressiv und stellen sich auf 375 Mrd. GBP. Auch hier liegen nach dem Renditeanstieg Bewertungsverluste vor.
Die EZB verschlankt im Gegensatz zu den anderen drei Zentralbanken ihre Bilanzsumme in aggressiver Manier. Merci EZB!
Wir haben das Thema US-Schuldenlimit in der letztenWoche aufgenommen. Dieses Thema steht zunehmend stärker im Fokus. Lösungsansätze sind nicht in Ansätzen zu erkennen. Gut, über das außenpolitische Verhalten der USA wird der Fokus dann doch wieder gemildert …
Die US-Daten enttäuschten gestern nachhaltig. Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter brachen per Berichtsmonat Juli massiv im Monatsvergleich um -7,3% ein. die Prognose lag bei -4,0%. Ohne den volatilen Transportsektor kam es zu einem Rückgang um -0,6%. Hier lag die Prognose bei +0,5%. Der Blick auf den Chart verdeutlicht die Schwere der Einbuße.
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Zuletzt enttäuschten Daten von Wohnimmobilienmarkt und dem Verbrauchervertrauen. Jetzt gesellen sich Auftragseingänge dazu. Was heißt das für das Thema Ende der quantitativen Maßnahmen der Federal Reserve?
Heute steht der IFO-Index im Mittelpunkt der Konjunkturdaten, die zur Veröffentlichung anstehen. Wir sind guter Dinge, dass die Konsensusprognose überboten werden kann.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR/USD favorisiert. Immer mehr kristallisiert sich eine Bandbreite zwischen 1.27 - 1.35 heraus, die durchaus einen politischen Beigeschmack hat.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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