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Industrieländer im Erholungsmodus - wie reagieren die Notenbanken?

05.09.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.39 Uhr) bei 1.3170, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im asiatischen Geschäft bei 1.3189 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 99.85 In der Folge notiert EUR-JPY bei 131.45, während EUR-CHF bei 1.2380 oszilliert.

Blicken wir heute auf den Terminkalender, stellen wir fest, dass endlich wieder einmal die Chance auf neue Bewegungen an den Märkten gegeben ist.

Nachdem in den letzten Tagen besonders auf der Devisenseite der Handel in engen Bandbreiten und mit wenig "Drive" verlaufen ist, bietet sich heute ein anderes Bild. Die Positionierung der Marktteilnehmer im Vorfeld sollte abgeschlossen sein, die Euro-Long-Positionen abgebaut. In den letzten beiden Wochen hat sich der EUR/USD-Kurs von1,3450 (Höchstkurs seit Mitte Februar 2013) sukzessive auf unter 1,3200 herunter gearbeitet.

Diese Entwicklung ist im Hinblick auf die aktuelle Lage um das so genannte Tapering der US-Notenbank FED und dem schwelenden Syrienkonflikt zwar nicht unbedingt in dieser Geschwindigkeit zu erwarten gewesen, aber gewisse Grundmuster greifen auch in der aktuellen Situation.

Die Märkte antizipieren die mögliche Reduktion der Wertpapierkäufe in den USA, die je nach Datenlage von der Preis- und Arbeitsmarktfront zu unterschiedlichen Zeitpunkten vorausgesagt wird. Die ausgeprägte Angst der Investoren auf dem falschen Fuß erwischt zu werden sorgte in den vergangenen vier Monaten für einen Anstieg der 10-Jahres-US Zinsen von 1,60% auf über 2,90% aktuell.

Die brennende Frage, die sich uns in diesem Zusammenhang aufdrängt ist, wie viel Tapering sich die USA leisten können. Der private Hausmarkt sendet erste Signale, dass die Hypothekennachfrage aufgrund der zuletzt gestiegenen Zinsen bereits einen vorläufigen Bremspunkt erreicht hat. Dieser Teil des Immobilienmarktes ist für die FED aber wichtig, da die weitere Erholung am heimischen Immobilienmarkt zu einem bedeutenden Teil eben auf der privaten Bevölkerung fußt. In den vergangenen Monaten haben die günstigen Zinsen und viele gewerbliche Cash-Buyers den Immobilienmarkt stabilisiert.

Dieser positive Trend lässt sich ohne den privaten Teil so nicht weiter fortschreiben. Dawiederum die Vermögenssituation der privaten Haushalte (auch wenn sie eher psychologisch begründet sein sollte aufgrund steigender Eigentumspreise im Sektor der Immobilien) das Konsumverhalten maßgeblich beeinflusst, wird die FED diesen Umstand in ihren Überlegungen berücksichtigen.

Daher erscheinen zu diesem Zeitpunkt die Prognosen eher gewagt, die bereits für den September eine umfangreiche Reduktion der Überschussliquidität durch Wertpapierkäufe der FED im Umfang von 85 Mrd. USD/Monat prognostizieren.

Wahrscheinlich wird man noch weiter die wirtschaftliche Erholung beobachten - und besonders die Entwicklung der Zinsseite. Um die Glaubwürdigkeit der bisherigen Ankündigungen nicht zu unterminieren, kommt eine geringe Reduktion der Käufe im Umfang von 10-15 Mrd. USD/Monat in Frage, um die Reaktion der Märkte zu testen.

In diesem von Spekulation geprägten Umfeld sind in den vergangenen Wochen die Schwellenländer und ehemaligen BRICS-Newcomer teilweise erheblich unter die Räder des Devisenmarktes geraten. Der Internationale Währungsfonds fordert die wichtigen Notenbanken
auf, die bisherige Politik der vielen Worte aber wenigen Taten zu überdenken, damit diese "Spekulationslawine" in den Schwellenländern gestoppt wird.

Wir sind gespannt, wie sich die EZB in der heute anstehenden Pressekonferenz zu dieser Thematik positioniert. Die letzten Aussagen der Notenbank die Zinsen für einen längeren Zeitraum niedrig zu halten werden skeptisch beurteilt. Die Frage ist, wie sie heute die wirtschaftliche Entwicklung des Euroraums beurteilt und was der Markt daraus ableitet.

Sie muss den schwierigen Spagat schaffen eine Politik für den gesamten Euroraum festzulegen. Besonders die Refinanzierung der wichtigsten Reformländer hat sich inzwischen auf einem tragbaren Niveau eingependelt, die Arbeitslosigkeitund die Kreditvergabe bleiben weiterhin zentrale Problemfelder.

Die großen Industrieländer befinden sich zurzeit imEntspannungsmodus. Die letzten Zahlen zeigen, dass die Weltgemeinschaft ermutigende Zeichen sendet. Die Risiken (Schwellenländer, steigende Zinsen) scheinen derzeit überwiegend unter Kontrolle zu sein, dürfen aber nicht vorschnell ausgeblendet werden.

IWF - Wachstum in Industrieländern zieht an

Berlin, 4. Sep (Reuters) - Mehr Wachstum in den Industrieländer bei einer verlangsamten Expansion in den Schwellenländern: Die Wachstumsdynamik in der Welt hat sich nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds verschoben. In einem vertraulichen Papier des IWF für den anstehenden G20-Gipfel, das Reuters am Mittwoch vorlag, heißt es: "Das weltweite Wachstum bleibt gedämpft, aber seine zugrunde liegende Dynamik hat sich geändert." Der wesentliche Wachstumsimpuls für die Welt werde auf kürzere Sicht aus den USA kommen. Auch die Wirtschaft in der Euro-Zone lege wieder zu, während sich das Tempo in wichtigen Schwellenländern verlangsamt habe.

Auch wenn die EZB keine neuen Erkenntnisse liefern sollte, blickt der Markt auf die ADP-Arbeitsmarktumfrage und spätestens am 18.09. auf die nächste FED-Sitzung, die mit Spannung erwartet wird und größere Folgen haben dürfte als die eher unspektakuläre EZB-Politik.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR/USD favorisiert. Immer mehr kristallisiert sich eine Bandbreite zwischen 1.27 - 1.35 heraus, die durchaus einen politischen Beigeschmack hat.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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