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Draghi drückt Euro - EZB ohne Überraschungen, aber mit außergewöhnlicher Rhetorik

06.09.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.51 Uhr) bei 1.3132, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im Europa- Geschäft bei 1.3111 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 99.80 In der Folge notiert EUR-JPY bei131.0, während EUR-CHF bei 1.2392 oszilliert.

Gestern war es wieder soweit. Die mit Spannung erwartete EZB-Sitzung lieferte neue Akzente zwischen den Zeilen, ohne aber viele neue Inhalte oder gar einen Strategieumschwung mitzuteilen.

Im Kern bekräftigte die EZB ihre bisherige Politik,die Zinsen niedrig zu halten und weiter der Politik des billigen Geldes treu zu bleiben. Die zuletzt getroffenen Aussagen wurden im Prinzip fortgeschrieben. So wird die Geldpolitik weiter dieRettungspolitik unterstützen und Gewehr bei Fuß stehen.

Eine Überraschung im Statement der EZB war, dass eseine interne Diskussion über eine Zinssenkung gegeben haben soll - dies sorgte promptfür eine Reaktion am Devisenmarkt und der Euro beschleunigte die Rückwärtsfahrt auf 1,3130 und tiefer. Ein Protokoll der EZB-Ratssitzungen soll zwar nicht (wie bei der FED üblich) veröffentlicht werden, was zuletzt in der Diskussion war, aber diese bisher unüblichen Hinweise zeigen, dass die Kommunikation zukünftig etwas detaillierter die Interna betreffend ausgeführt wird. Ob dies nun positiv oder negativ einzuwerten sein wird, werden die nächsten Sitzungen zeigen.

ZITATE aus Pressekonferenz von EZB-Chef Draghi am 5. September

Berlin, 05. Sep (Reuters)

DEBATTE ÜBER ZINSSENKUNG: "Über eine Zinssenkung haben wir immer diskutiert. Wir debattieren zu jederzeit die Geldpolitik. Wir diskutieren über Zinsen und über andere geldpolitische Instrumente. Einige Ratsmitglieder natürlich, die Verbesserungen in der Wirtschaft beobachten, würden diese Diskussion nicht rechtfertigen. Aber mehrere andere Ratsmitglieder haben andererseits beobachtet, dass die Erholung noch zu frisch ist."

FORWARD GUIDANCE ZUR ZINSPOLITIK: "Unsere Geldpolitik bleibt so lange wie nötig konjunkturstützend, im Einklang mit unserer Forward Guidance vom Juli. Der EZB-Rat bestätigt seine Erwartung, dass die EZB-Leitzinsen für längere Zeit auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden."

WIRTSCHAFTS-AUSBLICK: "Die Risiken für den Wirtschaftsausblick im Euroraum sind nach wie vor abwärtsgerichtet. Die jüngste Entwicklung der Bedingungen an den globalenGeld- und Finanzmärkten sowie damit verbundene Unsicherheiten könnten sich negativ auf die Konjunkturlage auswirken."

Unter dem Strich hält sich die EZB weiter alle Türen offen. Die wirtschaftlichen Faktoren drehen gerade, aber man glaubt noch nicht an eine nachhaltige Trendumkehr. Der Ball wird zur FED gespielt, die am 18.09. im Offenmarktausschuss weitere Hinweise (oder Taten) zu ihrer Geldpolitik geben wird.

Ein anderes Thema lodert dagegen wieder auf - in der Causa Syrien sieht es zurzeit nach einem Alleingang der USA aus. Wir enthalten uns eines politischen Kommentars. Ein wahrscheinlicher werdender Angriff auf das Land wird aber Bewegungenan den Finanzmärkten mit sich bringen, deshalb gehört dieser Punkt hier an dieser Stelle erwähnt. Hier rückt die aktuelle Notenbankpolitik kurz aus dem Fokus.

Daten von Gestern:

Einen positiven Akzent setzten die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche, die mit 323.000 so niedrig ausfielen wie seit fast fünf Jahren nicht mehr. Die Zahlen wecken Hoffnung auf gute Arbeitsmarktberichtzahlen, die imLaufe des Tages veröffentlicht werden sollen.

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Die schwächste Zahl seit vier Monaten lieferten dieIndustrieaufträge in den USA im Berichtsmonat Juli mit -2,4%. Die Erwartungen lagen mit -3,3% sogar noch darunter.

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Der ISM Index für den Bereich Dienstleister markiert derzeit ein Niveau wie seit Ende 2005 nicht mehr. Im August erreichte der Wert einen Zuwachs von 2,6 Zählern auf 58,6 Punkte. Diese Entwicklung überraschte stark, denn eigentlich wurde mit einem Rückgang von 56,0 auf 55,0 gerechnet. Besonders der Subindex der Beschäftigunglegte um 3,8% zu.

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Die Produktivität der US-Unternehmen ist mit 2,3% im zweiten Quartal deutlich stärker gestiegen als mit 1,6% erwartet wurde. In den davorliegenden beiden Quartalen war die Produktivität noch um je 1,7% gesunken. Ebenfalls positiv verlief die Entwicklung der Lohnstückkosen, die unverändert blieben, anstatt wie prognostiziert um +0,8% zu steigen.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR/USD favorisiert. Immer mehr kristallisiert sich eine Bandbreite zwischen 1.27 - 1.35 heraus, die durchaus einen politischen Beigeschmack hat.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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