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G20 ändert Spielregeln am Finanzmarkt

09.09.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.48 Uhr) bei 1.3175, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im Europa- Geschäft bei 1.3105 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 99.65 In der Folge notiert EUR-JPY bei131.26, während EUR-CHF bei 1.2365 oszilliert.

Neben dem Dauerthema Syrienkonflikt, das auch bei dem G20 Treffen in St. Petersburg im Vordergrund stand, gab es noch andere Themen, die Erwährung finden müssen. Im Wesentlichen wurden drei Punkte beschlossen, dieEinfluss auf die Finanzmärkte haben werden, aber medial klar im Hintergrund stehen:

  • Ein automatischer Informationsaustausch über Kontostände und Kapitalertäge bei ausländischen Banken
  • Zeitplan zur Regulierung von Schattenbanken
  • Verlängerung des Stillhalteabkommens zwischen den Mitgliedern zur Unterbindung protektionistischer Maßnahmen um weitere 2 Jahre

Damit geht die Bundesregierung weiter gegen Steueroasen vor, wie schon lange angekündigt. Jetzt, kurz vor der Wahl, gibt es die dringend benötigen Erfolge bei der Regulierung der Marktteilnehmer und der Spielregeln zu vermelden. Auf Druck der Bundeskanzlerin wurde das Stillhalteabkommen bis 2016 ausgedehnt, damit die in letzter Zeit häufiger zu beobachtenden Tendenzen zu Schutzmaßnahmen für die heimische Wirtschaft in einigen Ländern (u.a. Russland und Frankreich) keinen Nährboden bekommen.

Um eine Branche zu regulieren, die in 2011 eine Bilanzsumme von 51 Billionen Euro vorzuweisen hatte und dabei bankähnliche Geschäfte und Risiken eingeht, wurde heftig gerungen. Gerade viele Großkonzerne haben in den letzten Jahren Tochtergesellschaften gegründet, um die strenge Bankenregulierung zu umgehen. In der Finanzkrise hatten sich die Regierungschefs der 20 großen Schwellen- und Industrieländer geeinigt, diese Akteure ebenfalls zu kontrollieren. Nun gibt es zumindest einen Fahrplan, der das weitere Vorgehen skizziert. Die Bundesregierung hatte sich in der Vergangenheit häufiger geäußert, dass sie Verschleppungstendenzen bei diesem Thema feststellt und daher auf der Fixierung eines Fahrplans beharrt.

Um den Steueroasen das Leben schwerer zu machen undeines der Lieblingsthemen der Politik zu behandeln, wurde darüber hinaus ein automatischer Informationsaustausch über Bankdaten bei im Ausland vorhandenen Konten vereinbart. Durch diese völlige Offenbarung wird es für Steuersünder deutlich schwerer attraktive Schlupflöcher zu nutzen. Leider gilt auch hier wieder der in den letzten Wochen häufig festgestellte Punkt, dass Informationen - fast egal - wo einfach fremden Personen zugänglich gemacht werden können. Den Finanzminister wird es freuen, bedingungslose Unterstützung für dieses Rasenmäherprinzip wird es aber nicht geben, denn schließlich werden sämtliche Kontenbeziehungen zu Auslandsinstituten unter Generalverdacht gestellt, ohne dass das Unschuldsprinzip angewendet wird.

In dieser Woche erwarten wir nur wenige Daten von der Konjunkturfront. Die letzten Daten aus China waren ermutigend (Exporte +7,2%, Importe +7,0%, bei 2,6% Preisinflation). Auch aus Japan erreichen uns freundliche Wachstumszahlen, wo für das aktuelle Jahr ein Wachstum von 3,8% prognostiziert wird. In Griechenland brummt der Tourismus wie nie und lässt darauf hoffen, dass das Land im nächsten Jahr zurück zum Wachstumspfad finden kann.

Trotz diesen Nachrichten bleibt die Lage an den Märkten weiter angespannt und der Blick auf den nahen Osten gerichtet. Kurzfristige Verwerfungen sind nicht ausgeschlossen. Hier liegt momentan der größte Unsicherheitsfaktor, noch vor der US-Notenbank, die am 18. September in ihrer nächsten Sitzung über die weiteren Wertpapierkäufe beraten wird. Hier wird immer mehr mit einer Reduktion der monatlichen Anleihekäufe von 85 Mrd. USD auf 70 Mrd. USD gerechnet - die letzten Zahlen vom Arbeitsmarkt lassen unterschiedliche Interpretationen zu.

Die mit Spannung erwarteten Neugeschaffenen Stellenaußerhalb der Landwirtschaft lagen mit 169.000 Stellen nahe den Erwartungen 180.000. Eine starke Abwärtsrevision des Vormonats von 162.000 auf nur noch 104.000 Stellen. Diese Revision ließ aufhorchen, da nunmehr eine Abweichung von beachtlichen 70.000 Stellen zu vorherigen Schätzungen für die Monate Juli und August zu Stande kommt. EUR/USD reagierte mit einemSprung auf 1,3180 nach 1.3130 - ein Zeichen dafür, dass neue Zweifel zur weiteren FED-Politik aufgekommen sind.

Die Arbeitslosenquote sank um 0,1% auf nunmehr 7,3%. Dies ist der niedrigste Wert seit Ende 2008.

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Die Produktion der deutschen Industriebetriebe gingim Juli deutlich gegenüber dem Vormonat um 1,7% zurück. Der Rückgang war deutlicher als angenommen (-0,5%). Trotz des Rücksetzers, der aufgrund des starken Vormonats, in dem es eine Zunahme um 2,0% gegeben hat, etwas relativiert wird, bleibt die Produktion auf solidem Niveau - wie im Chart zu erkennen ist.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR/USD favorisiert. Immer mehr kristallisiert sich eine Bandbreite zwischen 1.27 - 1.35 heraus, die durchaus einen politischen Beigeschmack hat.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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