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Offenmarktausschusssitzung der Federal Reserve im Fokus

18.09.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.33 Uhr) bei 1.3362, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im europäischen Geschäft bei 1.3331markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 99.20 In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.55, während EUR-CHF bei 1.2375 oszilliert.

Der Nachrichtenmix aus der Eurozone deutet in eine positive Richtung. Italien kommt bei der Mehrwertsteuererhöhung in die Gänge. Spanien widmetsich dem Thema Renten im Zusammenhang mit der fiskalischen Konsolidierungspolitik. In Frankreich kommt Bewegung in den Automobilsektor, um verstärkt französische Automobile auch in Schwellenländern absetzen zu können. Das Thema der Optimierung der Beziehungen der EU zu China wird verstärkt ins Visier genommen.

Der Blick über den großen Teich offeriert ein divergentes Bild.

Das Problem des Ausstiegs der Federal Reserve aus dem Aufbau der Überschussliquidität bleibt ein Belastungsfaktor für die Psychologie an den Finanzmärkten. Diesbezüglich sind wir gespannt, wie sich die Hypothekenvergabe in den USA in der letzten Berichtswoche weiterentwickelt hat (heute 13.00 Uhr MBA Index), nachdem es zuvor zu dramatischen Einbrüchen gekommen ist, die sich bisher nochnicht am Wohnimmobilienmarkt stark belastend ausgewirkt haben. Ohne stabile Hypothekenvergabe steht sowohl die zuletzt positiveEntwicklung der US-Baubranche als auch die positive Entwicklung des Wohnimmobilienmarkts auf tönernen Füssen. Das hätte auch auf den US-Verbraucher eine negative Wirkung und stellte die gesamte weitere Performance der US-Wirtschaft in Frage.

Nachdem sich die US-Treasury ohne kritische Begleitung der Märkte, der akademischen Eliten, der führenden US/UK Finanzmedien und US-Ratingagenturen seit März 2013 kreativ finanziert (!), erschöpft sich das kreative Reservoir. Per Ende Oktober sind die kreativen Mittel der US-Treasury voraussichtlich vollständig ausgenutzt.

Mithin droht durch die Verwerfungen am Kapitalmarktim Rahmen des dynamischen Zinsanstiegs eine konjunkturelle Belastung und dank der fiskalischen Konstellation politisches Ungemach. Die Probleme sind fraglos lösbar. Schlussendlich werden sie auch gelöst werden. "Finanzhollywood" sind wir mittlerweile gewohnt. Ansonsten wäre der latente Kampf um die hegemoniale Stellung der USA durch eigene Institutionen unterminiert. Ist das nach den Erfahrungen der letzten 12 Jahre realistisch?

Die Daten aus der Eurozone setzten massiv positive Akzente:

Die Leistungsbilanz der Eurozone lieferte per Berichtsmonat Juli in der saisonal bereinigten Fassung einen Überschuss in Höhe von 16,9 Mrd. Euronach zuvor 19,8 Mrd. Euro (revidiert von 16,9 Mrd. Euro). Der Unterschied zu USA und UK ist massiv. Die wieder gewonnene Konkurrenzfähigkeit der Reformländer wirkt sich im Zeitverlauf erkennbar aus. Der nachfolgende Chart verdeutlicht die Veränderung im Vergleich zu der Phase bis 2009 eindrucksvoll.

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Was sich in der Leistungsbilanz der Eurozone abzeichnet, ist auch in der Handelsbilanz erkennbar. In der saisonal nicht bereinigten Fassung ergab sich per Juli ein Handelsbilanzüberschuss in Höhe von 18,2 Mrd. Euro nach zuvor 16,5 Mrd. Euro. Hier wird der Gesundungsprozess insbesondere ab 2012 deutlich.

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Der ZEW-Index setzte im September weitere positive Akzente. Der Index legte für Deutschland von zuvor 42,0 auf 49,6 Punkte zu. Der Index markierte damit das höchste Niveau seit April 2010.

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Der Index, der die aktuelle Lage abbildet, nahm von18,3 auf 30,6 Zähler zu. Hier wurde der höchste Wert seit Juni 2012 erreicht.

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ZEW veröffentlicht auch Indices für die Eurozone. Per Berichtsmonat September legte der Sentimentindex von 18,3 auf 30,6 Punkte zu (höchster Wert seit März 2011), während der Index, der die aktuelle Lage abbildet sich von -74,1 auf -59,7 Punkte befestigte (höchster Wert seit April 2012).

Die US-Verbraucherpreise verzeichneten per August eine Zunahme im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,2%). Im Jahresvergleich kam es zu einemAnstieg um 1,5% nach zuvor 2,0%. Unsere kritische Sichtweise zu der statistischen Preisermittlung in den USA setzen wir als bekannt voraus. John Williams (Shadow Government Statistics) hat sich diesbezüglich die Mühe gemacht, die Methoden von 1980 den aktuellen Berechnungen gegenüber zu stellen. Vor diesem Hintergrund ist die Verarmung der US-Mittelschicht als auch die Ausweitung der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmittelmarken (Food Stamps) deutlich verständlicher …

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Der "NAHB Housing Market Index" verharrte per Berichtsmonat September bei 58 Punkten, dem höchsten Wert dieser Serie seit 2006. Vor dem Hintergrund des Zinsanstiegs am US-Kapitalmarkt und der einbrechenden Hypothekenvergabe stellt sich die Frage, ob die positive Entwicklung, die in diesem Index gespiegelt wird, dauerhaft bleibt?

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Alle Augen sind auf den Offenmarktausschuss der Federal reserve gerichtet. Falls es zu einer Reduzierung der Ausweitung der Liquidität kommen sollte, wird der Schritt nur sehr moderat ausfallen. Die Statistiken der MBA sind auch den damen und den Herren der Federal Reserve bekannt.

Das Wirtschaftsmodell der USA mag gute Presse bezüglich der (fragwürdigen, wegen statistischer Erfassungsmethoden) Quantität bekommen. Ohne Subvention funktioniert jedoch nichts. Der Unterschied bezüglich der Qualität fällt hier deutlich zu Gunsten der Eurozone aus!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR/USD favorisiert. Immer mehr kristallisiert sich eine Bandbreite zwischen 1.27 - 1.35 heraus, die durchaus einen politischen Beigeschmack hat.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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