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Von West nach Ost: die Goldnachfrage verschiebt sich

19.09.2013  |  Eugen Weinberg
Im Schatten des Investmentbooms im Westen hat Asiens Goldnachfrage schon seit Jahren kräftig zugelegt. Doch erst die massiven Abflüsse aus den Gold-ETFs in der ersten Jahreshälfte legten offen, dass China heute neben Indien eine Schlüsselstellung am Goldmarkt einnimmt. Auch wenn die indische Goldnachfrage kurzfristig ins Stocken geraten dürfte, wird das steigende Interesse für Gold in Asien auf mittlere Sicht eine immer wichtigere Triebfeder am Goldmarkt und damit die von uns erwartete Preiserholung im kommenden Jahr unterstützen. Im Fahrwasser von Gold sollte dann auch Silber merklich zulegen können.

Der Goldpreis konnte sich zwischen Ende Juni und Ende August vom massiven Preiseinbruch im Frühjahr erholen und innerhalb von zwei Monaten um 18% steigen. Mit gut 1.430 USD je Feinunze erreichte er Ende August ein 3½-Monatshoch. Dieses Niveau konnte jedoch nicht gehalten werden. Der Goldpreis hat die Hälfte der Aufwärtsbewegung bereits wieder korrigiert. Was macht die Erholung derzeit so anfällig für Rückschläge und welche Faktoren können sie weiter vorantreiben?

Wie ein Blick in das zweite Quartal zeigt, haben sich die Triebfedern am Goldmarkt zuletzt deutlich verschoben. Am auffälligsten war zweifellosdie Schwäche der bis Ende letzten Jahres preistreibenden Investmentnachfrage in den (westlichen) Industrieländern. Sie zeigt sich vor allem in den massiven Abflüssen aus den ETFs, die sich im zweiten Quartal auf gut 400 Tonnen summiert haben (Grafik 1).

Die Statistiken des World Gold Councils zeigen aber auch, dass sich stattdessen eine neue Triebfeder etabliert hat: das ist die deutlich steigende Goldnachfrage Asiens. Im Schatten des Nachfragebooms im Westen hat das Interesse der Asiaten an Gold schon seit Jahren zugenommen, aber mit den niedrigeren Preisen hat die Nachfrage im zweiten Quartal nochmals einen deutlichen Satz nach oben gemacht.

Der Nachfrageanstieg konzentrierte sich im Wesentlichen auf zwei Länder: Zum einen auf Indien, das ob seiner hohen Schmucknachfrage schon immer eine Schlüsselrolle am Goldmarkt gespielt hat. Hinzu kommt nun aber eine kräftig steigende Nachfrage nach Münzen und Barren. Sie war im zweiten Quartal mit 122 Tonnen mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. In den 12 Monaten bis Juni 2013 lagsie mehr als 50% höher als im vorherigen 12-Monatszeitraum. Zum anderen ist Chinas Goldnachfrage in den letzten Jahren massiv gestiegen. Mittlerweile ist die Schmucknachfrage im Reich der Mitte fast so hoch wie die indische. Zum Vergleich, im Jahr 2005 war sie nicht einmal halb so hoch (Grafik 2).

Noch viel dynamischer als die Schmucknachfrage hat sich in China die Münz- und Barrennachfrage entwickelt. Diese liegt inzwischen beim 30-fachen des Jahres 2005. Machte sie im Jahr 2005 bezogen auf die Schmucknachfrage gerade mal 5% aus, betrug der Anteil im zweiten Quartal immerhin schon drei Viertel der Schmucknachfrage.

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Damit nimmt China neben Indien eine Schlüsselstellung am Goldmarkt ein: zusammen machten die beiden Länder in den letzten zwölf Monaten überder Hälfte der globalen "Konsumentennachfrage" aus, also der Summe aus Schmuck-, Münz- und Barrennachfrage (Grafik 2).

Der starke Anstieg der asiatischen Goldnachfrage konnte den massiven Abfluss aus den Gold-ETFs zwar nicht vollständig kompensieren, aber immerhin stark abfedern. Die Verschiebung der Nachfrage von West nach Ost lässt sich im übrigen auch an den Handelsströmen nachvollziehen: laut einem FinancialTimes-Artikel sind aus Großbritannien, wo ein Großteil der physischen ETF-Goldbestände lagert,im ersten Halbjahr 798 Tonnen in die Schweiz exportiert worden, wo die größeren Barren wohl in kleinere eingeschmolzen werden, die dann vor allem von asiatischen Käufern stark gefragt sind. In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres wurden von China per Saldo rund 631Tonnen Gold aus Hongkong eingeführt und damit bereits mehr als im gesamten Jahr 2012.




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