Von West nach Ost: die Goldnachfrage verschiebt sich
19.09.2013 | Eugen Weinberg
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SilberSilber verteuerte sich im August zwischenzeitlich um 26% auf ein 4½-Monatshoch von 25 USD je Feinunze und konnte damit innerhalb kurzer Zeit mehr als die Hälfte seiner Verluste seit Jahresbeginn wieder wettmachen. Genau wie bei Gold erwies sich die Aufwärtsbewegung jedoch als nicht nachhaltig. Vom Ende August verzeichneten Hoch hat Silber inzwischen schon wieder 14% abgegeben. Getrieben wurde der zwischenzeitliche Preisanstieg vor allem durch eine merkliche Zunahme der Investmentnachfrage. So haben die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs im August Zuflüsse von knapp 850 Tonnen verzeichnet (Grafik 4).
Erstmals überhaupt lagen die Gesamtbestände über der Marke von 20.000 Tonnen. Dies entspricht fast dem Zehnfachen der monatlichen globalen Minenproduktion. Im Gegensatz zu den Gold-ETFs wurden die Bestände der Silber-ETFs seit Jahresbeginnum mehr als 1.000 Tonnen aufgebaut. Auch die Nachfrage nach Münzen zeigt sich sehr robust. So hat zum Beispiel die US-Münzanstalt in den ersten acht Monaten des Jahres schon 33,1 Mio. Unzen Silbermünzen (entspricht 1.029 Tonnen) verkauft. Das entspricht fast den Verkäufen im gesamten letzten Jahr von 33,7 Mio. Unzen (rund 1.050 Tonnen, Grafik 5).
Darüber hinaus hatten die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei Silber Anfang September auf ein 6½-Monatshoch von 17,6 Tsd. ausgeweitet. 2½ Monate zuvor hatte diese Anlegergruppe per Saldo noch auf fallende Silberpreise gesetzt.
Somit hatte sich kurzfristig ein gewisses Korrekturpotenzial aufgebaut, welches sich zuletzt entladen hat. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass Silber ins Bodenlose fällt. Vielmehr sollte der Preis durch die Investmentnachfrage nach unten relativ gut unterstützt sein. Denn mit einem Gold-Silber-Verhältnis von 60 ist Silber relativ zu Gold noch immer preiswert, was sich auch in den kommenden Monaten in stärkeren Münzabsätzen und einer besseren Entwicklung der ETF-Nachfrage widerspiegeln sollte. Dennoch sollte sichSilber der Entwicklung bei Gold nicht entziehen, so dass wir kurzfristig für den Silberpreis wenig Spielraum nach oben sehen.
Bis zum Jahresende rechnen wir mit einem durchschnittlichenSilberpreis von 21 USD je Feinunze. Mittel- bis langfristig sehen wir wieder höhere Silberpreise. Impulse gibt insbesondere die wirtschaftliche Erholung in China und den USA, den beiden größten Konsumentenländern von Silber. Die industrielle Nachfrage steht für knapp 50% der gesamten Silbernachfrage.
In China wurden beispielsweise jüngst überraschend positive Konjunkturdaten veröffentlicht, die auf eine Stabilisierung der Wirtschaft hindeuten. Dies spiegelt sich auch in den chinesischen Silberimporten wider - im Juli wurden erstmals seit sechs Monaten wieder mehr als 200 Tonnen Silber eingeführt. Dieser Trend sollte sich in den kommenden Monaten und im nächsten Jahr fortsetzen. Silber dürfte sich im Zuge dessen bis Ende 2014 auf 28 USD je Feinunze verteuern und sich damit auch etwas besser entwickeln als Gold.
Auf einen Blick