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Von West nach Ost: die Goldnachfrage verschiebt sich

19.09.2013  |  Eugen Weinberg
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Wird das Interesse an Gold in Asien weiter wachsen? Unseres Erachtens sind die Vorzeichen für die großen Nachfrageländer China und Indien derzeit unterschiedlich: In China ist die höhere Goldnachfrage vor allem eine Folge der steigenden Einkommen. Verstärkt wurde der Trend zuletzt zusätzlich durch eine schwache Aktienmarktentwicklung und die Beschränkungen am Immobilienmarkt, während der kräftige Preisrückgang am Goldmarkt zugleich attraktive Einstiegsmöglichkeiten bot. Auch wenn diese verstärkenden Momente etwas an Zugkraft verloren haben, wird die Festigung des Aufschwungs der chinesischen Wirtschaft und die dadurch bedingten Einkommenszuwächse die chinesischeGoldnachfrage in den kommenden Monaten und Jahren weiterhin kräftig steigen lassen.

In Indien dagegen, wo Gold traditionell schon immereinen hohen Stellenwert einnimmt, sind die Vorzeichen derzeit anders: Regierung und Zentralbankversuchen angesichts der massiven Ausweitung des Leistungsbilanzdefizits, die Goldnachfrage der indischen Haushalte zu dämpfen. Bereits mehrfach wurden die Importzölle angehoben und Importrestriktionen verschärft. Zusätzlich bremst die massive Abwertung der Indischen Rupie, die den Goldpreis in Indien Anfang September auf ein Allzeithoch trieb (Grafik 3).

Letztlich werden aber all diese Faktoren die indische Goldnachfrage wohl nur kurzfristig bremsen, denn grundsätzlich wird auch hier das Interesse an Gold hoch bleiben bzw. mit steigenden Einkommen weiter zunehmen. Alles in allem wird die Goldnachfrage in Asien weiterkräftig wachsen. Wie stark der Goldpreis davon profitieren kann, wird aber auch von der Investmentnachfrage des Westens abhängen.

Diese zeigt sich nach wie vor als sehr verhalten. Die Abflüsse aus den Gold-ETFs haben zuletzt sogar wieder zugenommen, nachdem zwischen Anfang August und Anfang September eine Stabilisierung der ETF-Bestände zu beobachten war. DerAbsatz von US-Goldmünzen sank im August auf das niedrigste Niveau seit sechs Jahren. Auch im September zeichnet sich bislang keine spürbare Belebung ab. Auch wenn der Preisanstiegim Zuge des Syrien-Konflikts gezeigt hat, dass Gold als sicherer Hafen in Krisenzeiten nach wie vor gefragt bleibt, ist die Verunsicherung nach dem massiven Preiseinbruch im Frühjahr hoch. Hinzu kommen mit den steigenden Aktienmärkten und der sich abzeichnenden Rückführung der Fed-Anleihekäufe aktuell weitere Belastungsfaktoren.

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Bis Jahresende rechnen wir deshalb nicht mit einer nachhaltigen Preiserholung, sondern mit einem durchschnittlichen Goldpreis von 1.300 USD je Feinunze. Ab dem kommenden Jahr dürfte Gold aber auch im Westen wieder stärker gefragt sein. Schließlich bleibt die Schuldenproblematik in den Industriestaaten ungelöst, womit die Inflationsgefahren hoch bleiben. Eine schnelle Rückführung der ultra-lockeren Geldpolitik in den großen Industrieländern ist dadurch unwahrscheinlich.

Ein graduelles Auslaufen der Fed-Anleihekäufe bis Mitte 2014 ist inzwischen eingepreist. Unerwünschte Zinserhöhungsspekulationen dürften von der Fed unterbunden werden. Aufgrund dessen rechnen wir auf absehbare Zeit mit anhaltend niedrigen Realzinsen, so dass die Opportunitätskosten der Goldhaltung weiterhin gering bleiben. Dies spricht für eine wieder anziehende Investmentnachfrage, welche im zweiten Quartal infolge der ETF-Abflüsse nur noch 106 Tonnen und damit weniger als 20% der Schmucknachfrage betrug.

Die Dynamik der ETF-Abflüsse hat im laufenden Quartalbereits deutlich nachgelassen. In den letzten 2½ Monaten wurden "nur noch" gut 100 TonnenGold aus den ETFs abgezogen, verglichen mit gut 400 Tonnen im zweiten Quartal und 180 Tonnen im ersten Quartal. Dieser Trend sollte sich im vierten Quartal fortsetzen. 2014 dürften die "schwachen Hände" ausgeschieden sein und die ETFs wieder Zuflüsse verzeichnen. Auch die Zentralbanken der Schwellenländer sollten mit ihren Käufen weiterhin preisunterstützend wirken.

Für das laufende Jahr rechnet der World Gold Council mit Zentralbankkäufen von 350 Tonnen, das auf Edelmetalle spezialisierte Beratungsunternehmen GFMS mit 361 Tonnen. Dies ist zwar deutlich weniger als im Vorjahr, aber noch immer die zweithöchste Menge seit dem Ende von Bretton Woods. Der Goldpreis dürfte deshalb im kommenden Jahr seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen und bis Ende 2014 auf 1.600 USD je Feinunzesteigen.




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