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Klartext zu der Fed-Entscheidung

19.09.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.32 Uhr) bei 1.3532, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im europäischen Geschäft bei 1.3338markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 98.33 In der Folge notiert EUR-JPY bei 133.05, während EUR-CHF bei 1.2341 oszilliert.

Bezüglich der Details der Entscheidung des Offenmarktausschusses, die laut Presse und Medien, die "Experten" überraschte, verweisen wir einerseits auf die Rubrik "Letzte Nachrichten" und andererseits auf die Internetseite des FOMC: http://www.federalreserve.gov/newsevents/press/monetary/20130918a.htm

Die Debatte um den Ausstieg der Fed aus der Schaffung der Überschussliquidität wurde aggressiv aus den Zentren NY und London seit dem Frühjahr forciert, obwohl exakt zu diesem Zeitpunkt durch Japan das monatliche Volumen, das an Überschussliquidität generiert wurde, von 85 Mrd. USD aus den Koffern der Federal Reserve um circa 60Mrd. USD durch die Koffer der BoJ auf circa 145 Mrd. USD erhöht wurde.

Wir wiesen auf diesen sachlichen Widerspruch hin und bedanken uns für die Aufmerksamkeit …Die Konditionierung des möglichen sukzessiven Ausstiegs der Fed haben wir hier als eine Vollkaskoversicherung tituliert und damit sachlich den Kern getroffen. Entsprechend fühlen wir uns bei der aktuellen Nutzung des Begriffs "Experten" der Medien in diesem Zusammenhang nicht angesprochen.

Ergo war das Thema der möglichen Verknappung der Schaffung der US-Überschussliquidität, das dann in der Folge dank lemminghaften Verhaltens von„Profis“ im Rest der Welt erfolgte und bar jeder sachlichen Analyse war, für markante Marktbewegungen verantwortlich.

Hier wird es interessant: Die faktischen Währungen ohne Fehl und Tadel, Gold und Silber, wurden in aggressivster Manier abgestraft, obwohl gerade die Fakten der aggressiveren Schaffung der Überschussliquidität für diese Anlagen sprachen. Es betraf auch andere Rohstoffe, die normalerweise eine hohe Inflationssensitivität aufweisen. Mehr noch wurden die Schwellenländer (zum Teil Rohstoffproduzenten) und neu industrialisierten Länder unter spekulativen Druck gebracht.

Fraglos ist das bei Ländern mit chronischen Leistungsbilanzproblemen, beispielsweise Indien oder Indonesien, geboten. Es war und ist in der Breite jedoch faktisch unsachlich. Das galt insbesondere für den Versuch, China zu destabilisieren.

Diesbezüglich könnte man die Frage aufwerfen, wer in den letzten Jahren für den Führungsanspruch der Achse NY/London eine Herausforderung darstellte, nachdem die Eurozone dank unangemessener Spekulation unter Missachtung der strukturellen Erfolge, erfolgreich aus dem Rennen genommen wurde?

Man könnte dieses Thema hier aufnehmen - wir sind heute nicht dazu bereit und verhalten uns freundlich und vor allen Dingen politisch korrekt, auch mal eine neue Erfahrung …

Ein Thema ist hier noch aufzumachen.

Unverändert wird den Vorgaben aus NY und London an Märkten helotisch Folge geleistet. Was brauchen wir noch, um uns von dieser Determinationsmacht zu emanzipieren? Reichen die Erfahrungen "Maestro Greenspan", neue Paradigmen, die keine Neuen waren, der
"Neue Markt, der später ein "Alter Markt" war oder das Thema MBS, das die Internationalisierung eines nationalen US-Problems war, neben der jüngsten Erfahrung nicht aus?

Was wird an der aktuellen Entscheidung des FOMC deutlich?

  • Die Quantität des Wachstums überzeugt den FOMC nicht.

  • Die Qualität des Wachstums ist schwach! 6% Haushaltsdefizit und ein Volumen von 6% der Wirtschaftsleistung als Subvention für MBS und Treasuries stellen ein "Input" von 12% des BIP für circa 2% Wachstum dar. (Da hebt sich die Eurozone strukturell und qualitativ sehr positiv ab!)

Fazit: Mangels echter Reformen, trotz statistischer Kreativität bei der BIP-Ermittlung (zuletzt bei der Benchmark Revision) und unverändert hoher struktureller Haushalts-, Handels- und Leistungsbilanzdefizite ist die Nabelschnur der aggressiven Subvention unverändert für das Wirtschaftsmodell der USA erforderlich. Selbsttragendes Wachstum sieht anders aus.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die gestern veröffentlichten Daten:

Der MBA Mortgage Application Survey legte im Wochenvergleich per 13. September deutlich um 11,2% zu, nachdem es in der Vorwoche zu einem Einbruch um -13,5% gekommen war. Der Blick auf den Chart verdeutlicht das unverändert prekäre Niveau losgelöst von dem aktuellen Anstieg. Wir thematisierten, dass dies eine Schlüsselgrösse ist. In dem Fed-Kommunique wurde dieser Aspekt explizit aufgegriffen (Chart © Moody’s Economy.com)

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US-Neubaubeginne legten per August in der annualisierten Fassung von 883.000 auf 891.000 zu. Die Prognose lag bei 896.000. Der Vormonatswert wurde von 917.000 deutlich revidiert. Ergo sind leise Schwächesignale erkennbar. Der Blick auf den Chart unterstreicht den Zusammenhang mit der gesunkenen Hypothekenvergabe im Zuge der deutlichen Zinserhöhung am Kapitalmarkt.

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Baugenehmigungen sanken per August von zuvor 954.000 auf 918.000. Hier lag die Prognose bei 950.000.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3400 -30 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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