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US-Haushaltsstreit und Schuldenobergrenze lähmen globale Wirtschaft und Märkte, Griechenland macht Appetit …

07.10.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.53 Uhr) bei 1.3565, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im US-Geschäft bei 1.3540 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 97.10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131.75, während EUR-CHF bei 1.2270 oszilliert. Wer eine Weltleitwährung zu managen hat, darf sich großer Vorteile erfreuen. Aus dieser Position ergibt sich aber auch eine hohe Verantwortung. Es sind zwei Seiten einer Medaille.

Dieser Verantwortung kommt das politische Establishment, allen voran der konservative Block der Republikaner, nicht in Ansätzen nach.

Innenpolitische Egozentrik basierend auf konservativer Orthodoxie, die demokratisch verabschiedete Gesetze, die vom Verfassungsgericht überprüft wurden, durch parlamentarische Erpressung (keine Mehrheiten) kassieren will, überlagert alle anderen politischen Aspekte. Ein derartiges Verhalten wirft Fragen über das demokratische Selbstverständnis dieser Gruppierung als auch der Partei auf.

Wer in dieser Frage der Verantwortung für Weltwirtschaft und Finanzsystem in der aktuellen Form versagt, muss schlussendlich in seiner Funktion als Manager der Weltleitwährung hinterfragt werden. Das geschieht derzeit noch nicht.

Fakt ist, dass mit jedem Tag, der ohne Lösung vergeht, die Notwendigkeit zunimmt, sich ernste Gedanken über unser Finanzsystem zu machen. Ist diese unilaterale Verantwortung der USA noch sachgerecht?

Wenn Nachhaltigkeit das Gebot für Wirtschaft und Finanzen ist, ist das aktuelle Verhalten seitens des politischen Establishments der USA eine Steilvorlage, die Mechanismen und das System an Finanzmärkten zu hinterfragen und sich Gedanken über eine Neuausrichtung zu machen, die die USA sukzessive von ihrer Rolle entbindet, der die Vereinigten Staaten offensichtlich nicht mehr gewachsen sind.

Die Skandale im und um das US-Finanz- und Wirtschaftsestablishment (Neue Paradigmen Greenspans, Abkehr von der "Income-driven Economy", mannigfaltige Verfahren wegen illegalen Verhaltens gegen Banken, Marktmanipulationen, politische Gleichschaltung des Finanzwesens …) sind dabei nur Garnitur, die offenlegt, dass die noch obwaltende Machtpositionen missbraucht werden. Gleiches gilt für die Informationsabschöpfung durch NSA und die weiteren 15 Geheimdienste …

Fakt ist, dass die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte in Mitleidenschaft gezogen werden. Noch stimmen wir den Stimmen aus DIW und ZEW zu, dass es zu einer zeitnahen Lösung in der Budgetfrage und der Erhöhung der Schuldenobergrenze kommen wird.

Die Einlassungen von Herrn Straubhaar sind dennoch ernst zu nehmen. Die USA spielen nicht nur mit ihrer Machtposition, sondern mit dem weiteren Verlauf der Weltwirtschaft und der Stabilität an Finanzmärkten.

Nun, wenn das Geld in den öffentlichen Kassen knapp wird, gibt es auch keine USWirtschaftsdaten. Ergo handeln wir den USD und Märkte bezüglich der US-Ökonomie datenlos.

Meine Kollegen werfen gerade freundlich ein, was US-Ratingagenturen wohl mit europäischen Reformländern gemacht hätten, wenn diese Reformländer sich derartige Extratouren genehmigt hätten. Ist diese Frage unter Umständen politisch unkorrekt?

Wir sind diesbezüglich für Antworten aus unserer Leserschaft dankbar!

(Reuters) - Griechische Banken haben einem Zeitungsbericht zufolge starkes Interesse von USHedgefonds auf sich gezogen. Der Hedgefonds Paulson & Co des Milliardärs John Paulson und andere Firmen investierten aggressiv in den angeschlagenen Sektor und wetteten damit auf dessen Erholung, berichtete die "Financial Times" am Sonntag. Sie zitierte John Paulson mit den Worten, sein Fonds halte beträchtliche Anteile an Piraeus Bank und Alpha Bank. Beide verfügten über eine gute Kapitalausstattung und ein gutes Management und befänden sich auf dem Weg der Besserung.

Wegen des Engagements der Hedgefonds drängen dem Blatt zufolge große Geldhäuser die griechische Regierung, eine Reprivatisierung der Branche zu beschleunigen. Von Paulson & Co war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Als weitere Fonds, die stark in griechische Banken investieren, nennt die Zeitung unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Kreise Baupost, Eaglevale, Dromeus Capital, Falcon Edge, York Capital und Och-Ziff.

Ich verweise auf meine Einlassungen bei Maybrit Illner. Dort bezog ich mich auf realwirtschaftliche Investitionsflüsse (siehe www.investingreece.gov.gr/default.asp?pid=25&la=1). Finanzwirtschaftlich tut sich offenbar auch eine Menge.

Es ist immer wieder erfischend, wie früh europäische Kräfte Chancen erkennen …

Am Freitag wurden lediglich die Erzeugerpreise der Eurozone veröffentlicht. Per Berichtsmonat August kam es zu einem unverändertem Ergebnis im Monatsvergleich. Analysten hatten einen Anstieg um 0,1% unterstellt. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um -0,8% nach zuvor 0,0%. Die Konsensusprognose war bei -0,6% angesiedelt.

Trotz des Anziehens der Weltkonjunktur in den letzten Monaten bleiben die inflationären Kräfte unausgeprägt. Das spielt der EZB-Politik derzeit fraglos in die Karten.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3500 -30 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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