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Anzeichen einer geringfügigen Entspannung in den USA

08.10.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.08 Uhr) bei 1.3563, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im europäischen Geschäft bei 1.3543 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 97.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131.60, während EUR-CHF bei 1.2272 oszilliert.

Eine Lösung ist aktuell weder in der Budgetfrage noch in der Frage der Erhöhung des USSchuldenlimits erkennbar.

Dennoch sind erste Anzeichen einer geringfügigen Entspannung der US-Krise auszumachen Die Front in der Tea Party beginnt zu bröckeln. So unterstützen die der "Tea Party" nahestehenden oder zugehörenden Mitglieder des Repräsentantenhauses Blake Farenthold (Republikaner Texas), Doug Lamborn (Republikaner Colorado) und Dennis Ross (Republikaner Florida) Lösungen in beiden Haushaltsfragen, die nicht primär an "Obamacare" gebunden sind.

Mehr noch wurden neue Äußerungen von Präsident Barack Obama als hoffnungsvolles Zeichen interpretiert. Obama sagte, er würde eine kurzfristige Erhöhung der Schuldenobergrenze akzeptieren, um die Zahlungsunfähigkeit der Regierung abzuwenden. Außerdem soll ein einflussreicher Senator der Republikaner an neuen Kompromissvorschlägen arbeiten.

Auch der Druck der US-Zentralbank ist nicht zu unterschätzen. Der Präsident der Fed von Dallas, Richard Fisher, warnte am Montag auf einer Veranstaltung in Texas, der Konflikt könne die Vereinigten Staaten an den Rand der Zahlungsunfähigkeit bringen. "Das ist peinlich für mein Land", sagte Fisher. Letztlich glaube er jedoch nicht, dass es zum Schlimmsten kommen werde. Fisher ergänzte, die Fed habe mehr als genug getan, um die Wirtschaft anzukurbeln. Was das Wachstum bremse, seien Versäumnisse in der Steuer- und Haushaltspolitik.

Schlussendlich wächst die Frustration in der Bevölkerung. Das Ansehen des Kongresses bewegt sich in der Folge auf historischen Tiefstständen. Die maßgebliche Schuld wird den Republikanern gegeben. Bezüglich der im nächsten Jahr anstehenden Kongresswahlen nimmt der Druck auf die Republikaner vor diesem Hintergrund zu, ihre unnachgiebige Haltung aufzugeben.

Wir bleiben zuversichtlich, dass sich dieses Drama schlussendlich als eine weitere Folge des Politund Finanzhollywood entpuppt.

Unverändert gilt, dass diese Form der innenpolitischen Auseinandersetzung völlig unvereinbar mit dem Führungsanspruch der USA ist und einer Aufforderung gleichkommt, mittel- und langfristig Änderungen an der unilateralen Gestaltung des politischen Umfelds als auch des Machtanspruchs am Finanzmarkt vorzunehmen.

Der Trackrecord, der insbesondere seit 1997 von massiven Finanzskandalen am laufenden Meter (ohne kritische oder zu später Begleitung der Ratingagenturen) und Fehlsteuerungen (Asset-driven Economy versus Income–driven Economy in den USA) einerseits und nicht ahnbaren internationalen Rechtsbrüchen (USA akzeptieren weder den Internationalen Gerichtshof in Den Haag noch den internationalen Seegerichtshof in Hamburg ) gepflastert ist, ist in beiden Feldern nicht geeignet, Zukunftsfähigkeit, Nachhaltigkeit oder Anreize zur Nachahmung zu signalisieren.

Mehr noch stehen diese Verhaltensweisen im diametralen Widerspruch zu den Werten der freien Märkte, der Demokratie mit dem unverzichtbaren Gebot der Rechtsstaatlichkeit (z.B. Todeslisten), die die USA vorgeben, in der Welt verbreiten zu wollen. Dieser Widerspruch impliziert, dass die USA maßgeblich ihre eigene Machtagenda leben und Verantwortung im Rahmen ihrer Position bestenfalls zweitrangig wahrnehmen.

Das Verhalten und die Verlautbarungen (u.a. Hayden, ex CIA und NSA-Chef) im Rahmen der NSA-Affäre unterstreichen diesen Zusammenhang.

Gestern enttäuschte der Sentix-Index per Berichtsmonat Oktober. Der Index sank von zuvor 6,5 auf 6,1 Punkte. Die Prognose war bei 8,0 Zählern angesiedelt.

Hintergrund dieser Entwicklung ist nach unserer Einschätzung die Lage in den USA. Ansonsten klärten sich in der Berichtsperiode die Problemfelder, Syrien, Iran und Italien.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass der leichte Rückgang nicht als prekär einzustufen ist. Der Indexwert per Oktober ist der zweithöchste Indexwert seit Mai 2011.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3500 -30 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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