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Haushaltsstreit geht in die letzte Runde - Fitch reagiert … ein wenig - ZEW gut!

16.10.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.56 Uhr) bei 1.3515, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im europäischen Geschäft bei 1.3480markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 98.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133.10, während EUR-CHF bei 1.2352 oszilliert.

Der Haushaltsstreit geht in den USA in die nächste Runde. Hinsichtlich der "Deadline" am Donnerstag ist es die letzte Runde. Die Märkte reagieren bisher gelassen, da die USA sich in der Tat selbst noch massiver beschädigen würden, wenn sie es zu einem Zahlungsausfall kommen lassen würden.

Ohnehin liefert das politische Procedere in den USAeinerseits, die Latenz der kosmetischen Politik der Federal Reserve andererseits und die Politik, die via NSA umgesetzt wird, ein Bild, das nicht in zartesten Ansätzen mit dem Führungsanspruch der USA in einer freien Weltübereinstimmt. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass die USAin dieser Führungsfunktion überfordert sind. Auch die militärischen Interventionen der letzten 11 Jahre zur Aufrechterhaltung des Hegemonialstatus (aus Greenspans Memoiren, "es gingim Irakkrieg um Öl und Macht …") können an diesem prekären Bild nichts ändern.

Die Maßnahmen, die in der Welt außerhalb der USA getroffen werden, sprechen eine eindeutige Sprache. Das Devisen-Swapabkommen zwischen Peking und Brüssel (über Zentralbanken), das in der letzten Woche aufgesetzt wurde, kann nur in dieRichtung der Emanzipation von der USD-Dominanz im Welthandel interpretiert werden. Die zuvor zwischen Peking und anderen Ländern vorgenommenen Swapabkommen unterfüttern dieses Bild.

Erwarten wir, dass es zu einer plötzlichen Veränderung im Weltfinanzsystem kommt? Nein, allen Teilnehmern ist bewusst, dass abrupte Lastwechsel hohe Kollateralschäden mit sich bringen. Ergo ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Abnabelung von den USA und USD sukzessive erfolgt. Dennoch ist es im Sinne einer Notfallplanung zwingend erforderlich, Mechanismen im Vorwege zu etablieren, die das Risiko des "Worst Case" Szenarios abdecken helfen.

Mittel- und langfristig sind im Rahmen dieser Abnabelung nicht nur Maßnahmen in der Finanzarchitektur (Geld ist das Transaktionsmittel von Macht) erforderlich. Es geht auch um die Themen Software, Hardware (inklusive Kabel!) und Satelliten. Die NSA-Affäre belegt, dass es im Bereich von Wissen (Wissen ist Macht) eine unzulässige Asymmetrie gibt.

Diese Themen sind übrigens Steilvorlagen für Wachstum. Die Initialisierung ist teuer. Das wissen wir von EADS/Airbus. Der langfristige Nutzen ist hoch. Das gilt nicht für die pekuniäre Sichtweise, sondern auch für die Themen Selbstbestimmung und Freiheit.

Wir freuen uns, dass man in dem oligopolistischen Zentrum der Ratingagenturen erste Bewegung erkennt.

Der kleinste Oligopolist, die Agentur Fitch, erlaubt es sich, angesichts der längst offensichtlichen prekären US-Situation ob der mangelnden politischenHandlungsfähigkeit als auch der prekären US-Haushaltslage, die seit März 2013 die höchste Form der Kreativität aufweist, nebst der seit 16 Tagen andauernden mangelnden Verfügbarkeit der US-Wirtschaftsdaten eine Herabstufung von der Topbonitätsnote AAA anzudrohen.

Diese Form der Nacherzählung korreliert nicht ansatzweise mit dem Umgang mit den europäischen Reformländern. Sie korreliert jedoch sehr wohl mit dem Umgang mit den USA und den US-Firmen in der "Neuen Markt Ära" und in der MBS-Krise.

Wie viele Steilvorlagen im Sinne von unwidersprüchlicher Erkenntnis brauchen unsere Eliten in derEurozone, um "the writing on the wall" zu erkennen und daraus die notwendigenSchlussfolgerungen zu ziehen?

Der deutsche ZEW-Index setzte gestern markante positive Akzente. Der Sentimentindex legte per Berichtsmonat Oktobervon zuvor 49,6 auf 52,8 Punkte zu. Die Prognose war bei unverändert 49,6 Zählern angesiedelt. Damit markierte der Index das höchste Niveau seit 2010.

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Der Index der aktuellen Lagebewertung sank dagegen unwesentlich von zuvor 30,6 auf 29,7 Punkte und zollt damit der prekären Situation, die uns aus den USA geliefert wird, Rechnung. Der ZEW-Sentimentindex für die Eurozone nahm per Oktober von 58,6 auf 59,1 Punkte zu und erreichte damit den höchsten Wert seit September 2009!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisert. Sofern es zu einer Lösung im US-Haushaltsstreit kommt, dreht der Bias des USD auf positiv.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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