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Europa belastet - US Verbraucher skeptischer - EUR/USD festgefahren

28.10.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.54 Uhr) bei 1.3800, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im europäischen Geschäft bei 1.3775markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 97.60. In der Folge notiert EUR-JPY bei 134.67, während EUR-CHF bei 1.2333 oszilliert.

Die letzten Zahlen aus Deutschland bzw. Europa und dem Pendant USA lieferten Enttäuschungen. Bei genauerem Hinsehen lässt sich feststellen, dass die befürchtete Konjunkturdelle durch den Shutdown zumindest in denUSA nicht unerheblich ausfallen wird.

Europa dagegen ringt weiter um einen wirksamen Kreditmarkt. Den Banken gilt ohnehin viel Aufmerksamkeit. Die anstehenden Stresstests sollen zeigen, dass noch einiges Nachholpotenzial bei der Wiederflottmachung des europäischen Bankenmarktes zu erwarten ist. Dem entsprechend rückläufig zeigten sich die letzten Daten zur Kreditvergabe.

In Deutschland bleibt die Stimmung gut, aber etwas weniger optimistisch als zuletzt. Angesichts der Umstände zeigt das Land wieder einmal seine wirtschaftliche Stärke und berechtigte Zuversicht. Diese Stärke möchte die Politik endlichnutzen, um an der deutschen
Schuldensituation zu arbeiten.

Union will deutschen Schuldenstand verringern

Berlin, 25. Okt (Reuters) - Die Union will in den Koalitionsverhandlungen mit der SPD eine spürbare Reduzierung der deutschen Staatsschuldenlast erreichen. In einem Reuters am Freitag vorliegenden Vorbereitungspapier der CDU/CSU-Verhandlungsdelegation heißt es: "Wir wollen den gesamtstaatlichen Schuldenstand von 81 Prozent des BIP (Ende 2012) innerhalb von zehn Jahren auf weniger als 60 Prozent des BIP zurückführen." Ziel ist unter anderem auch, Grundregeln der Haushalts- und Finanzpolitik zu vereinbaren, "insbesondere (einen) generellen Finanzierungsvorbehalt für alle Maßnahmen, die im Koalitionsvertrag nicht konkret benannt sind". Die Verhandlungsdelegationen im Bereich Haushalt, Finanzen und Bund-Länder-Finanzbeziehungen von Union und SPD kommen am Montagabend erstmals im Bundesfinanzministerium zusammen.

Im Gegensatz dazu sieht die Lage in Italien schwieriger aus. Die Schuldensituation hängt dem Land wie ein Klotz am Bein. Das Wirtschaftswachstumreicht nicht aus, um aus den Schulden zu wachsen. Das Land ist die drittgrößte Volkswirtschaft in Euroland und für den ESM-Rettungsschirm zu groß. Genau wie in Frankreich sind hier viele Reformvorhaben in den Schubladen verstaubt und drohen dort liegen zu bleiben. Durch die Entspannung an der Zinsfront hat der Reformdruck merklich nachgelassen. Nun ist es an den Regierungen die gewonnene Zeit zu nutzen, um die Länder zukunftsfest zu machen. Auch für Deutschland wird es Zeit, die Dinge (Schuldenquote) anzugehen …

Dringend notwendige Reformen geht dagegen China an.Nachdem es in den letzten Tagen zu vermehrten Stresssituationen auf den Geldmärkten gekommen ist, verspricht die Regierung nun kurzfristig Reformen. Das Wachstumsziel für 2013 von 7,5% gilt als erreicht - hieraus ergibt sich Manövriermasse für die Entscheider, das Wachstum zur Not zu vernachlässigen und stattdessen Reformen umzusetzen. Bisher galten Konjunkturprogramme als Wachstumstreiber. Diese Karte soll aber erst einmal nicht mehr gezogen werden, zuviele Märkte drohen heißgelaufen zu sein. Besonders der Immobilienmarkt und die Schattenbanken gelten als gefährdet. Der Umbau hin zu einer Hightech Wirtschaft mit starker Binnennachfrage soll über tiefgehende Reformen in der Verwaltung und Planung erfolgen.

Letzte Daten:

Weiter rückläufig bleibt die Kreditvergabe der Banken an Firmen und Haushalte. Auch im September ging das Volumen der ausgegebenen Krediteum 1,9% im Vergleich zum Vorjahr zurück. Der Wert liegt zwar einen Hauch besser als im August (-2,0%). Die stockende Kreditvergabe gilt neben der Arbeitslosigkeit als drückendstes Problem der derzeitigen Krise.

Bisher konnten weder rekordniedrige Leitzinsen nocherleichterte Refinanzierungsbedingungen das Kreditvolumen in Schwung bringen. Am 07. November tagt die EZB erneut. Die baldige Neuauflage eines Großtenders erscheint angesichts der geringen Traktion der bisherigen Maßnahmen nicht sehr wahrscheinlich. Momentan setztdie EZB darauf, dass die Kreditvergabe nach einem Kehraus bei den Bankbilanzen wieder anspringt. Durch gestiegene Kapitalanforderungen mussten viele Banken ihre Bilanzen aufpäppeln und versagten in der Folge vielen kleinen und mittelständischen Kunden angefragte Kredite.

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Eine Negativüberraschung lieferte das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan. Im Vergleich zum September verlor der Wert 4,3 Zähler auf 73,2 im Oktober. Damit liegt der Wert noch einmal ein gutes Stück unter der ersten Schätzung des Monats bei 75,2. Der Wert markiert das niedrigste Niveau seit Dezember des letzten Jahres. Noch im Juli - vor der Schuldenlimitdebatte und Shutdown - lag der Wert bei 85,1. Die Auswirkungen der starrsinnigen Politik machen sich hier deutlich stärker bemerkbarals zunächst vermutet.

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Nach fünf starken Monaten ging es im Oktober wiederabwärts für den Ifo-Index. Es wurde mit 0,3 Zählern allerdings ein nur sehr geringer Rückgang festgestellt. Der aktuelle Wert von 107,4 Punkten liegt damit weiter auf starkem Niveau und sollte damit eher eine Verschnaufpause auf dem Weg nach Norden sein als ein Indikator für die nächsten Monate. Trotz Shutdown und EUR-Stärke schätzen die Unternehmen die Exportaussichten - besonders in die USA - unverändert gut ein.

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Trotz vielfältiger Konjunkturzahlen richten sich die Augen des Finanzmarktes auf die FED, die am Mittwoch um 19:00 Uhr das weitere Vorgehen in ihrerPolitik erläutern wird.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3620 - 1.3650 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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