Offenmarktausschuss bedient Erwartungen
31.10.2013 | Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3705 (07.45 Uhr), nachdem im fernöstlichen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3690 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem USD auf 98.35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 134.80. EUR-CHF oszilliert bei 1.2340.
Der Offenmarktausschuss der Federal Reserve bediente die Erwartungen des Marktes.
Weder verändert sich die US-Zinspolitik, noch verändert sich die üppige Schaffung der Überschussliquidität.
Es bleibt bei 85 Mrd. USD, die monatlich neu generiert werden. Der US-Immobilienmarkt darf sich über eine monatliche Subvention von 40 Mrd. USD erfreuen und der Treasury-Markt wird mit Aufkäufen über 45 Mrd. USD weiter bedient. Mehr noch werden die Rückzahlungen aus fälligen Papieren reinvestiert. Die Unterschiede zu einerseits der EZB-Politik könnten nicht augenfälliger sein.
Hintergründe dieses Politikansatzes sind einerseits die zurückhaltende Einschätzung der US-Konjunkturlage, andererseits die negativen Auswirkungen des US-Haushaltsstreits als auch ein unproblematisches Inflationsumfeld (so wie die USA Preisinflation messen …).
Offensichtlich erkennen die Verantwortlichen in derFederal Reserve, dass die selbsttragenden Kräfte der US-Wirtschaft unausgeprägt sind. Diesen Punkt haben wir in der virulenten Phase der Debatte über den Ausstieg aus der Schaffung der Überschussliquidität immer wieder thematisiert und den Hype des anstehenden Ausstiegs in Frage gestellt.
Auch nach vielen Jahren "Market Spin" aus den Zentren NY und London mit dramatischen globalen und vor allen Dingen europäischen Schäden ist die europäische Willfährigkeit ausgeprägt, "Spin" aus diesen Zentren zu folgen. "Chapeau …!"
Wir weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass für den Fall einer weiteren Abschwächung ein verstärkter Aufbau der Überschussliquidität durchaus realistisch ist. Auch das hat Bernanke im Frühjahr verlauten lassen. Die Reaktion der Märkte auf die aktuellen Wendungenim US-Offenmarktausschuss ist hinsichtlich der ehernen Gesetze des Marktes "interessant":
Wir nehmen diese Bewegung zur Kenntnis. Wir diskutieren intern die Einlassungen der drei Hexen in Shakespeares Drama Macbeth: "Foul is fair and fair is foul!" Auch diskutieren wir intern respektvoll den Ruf derUSA, Verbreiter und Anwalt freier Märkte zu sein. Um "politisch korrekt" zu sein, wurde der Begriff "opportunistische Machtpolitik" in dieser internen Diskussion untersagt … Mehr gibt es zu der Marktreaktion nicht zu sagen.
Erwartungsgemäß lieferte der deutsche Arbeitsmarktbericht per Oktober keine Überraschungen. Die saisonal bereinigte Quote verharrte bei 6,9%. In der saisonal bereinigten Fassung kam es zu einer Zunahme der Arbeitslosenzahl um 2000 auf 2.973.000, nachdem der Vormonatswert um4.000 Arbeitslosen nach unten revidiert wurde (von 2.975.000 auf 2.971.000).
Der Economic Sentiment Index der Eurozone setzte ein nachhaltiges positives Signal. Per Berichtsmonat Oktober stellte sich unerwartet eine Zunahme von zuvor 96,9 auf 97,8 Punkte ein. Die Prognose lag bei lediglich 97,3 Punkten. Der Index markierte damit das höchste Niveau seit August 2011!
Der ADP-Beschäftigungsreport, der Auskunft über dieEntwicklung der Beschäftigung im Privatsektor der USA gibt, konnte per Oktober nicht ansatzweise überzeugen. Es kam lediglich zu einem Aufbau der Beschäftigung in einem Umfang von 130.000 Jobs. Die Prognose lag bei 150.000 neu geschaffenen stellen. Mehr noch wurde der Vormonatswert von 166.000 auf 145.000 nach unten revidiert.
Diese Entwicklung darf von der US-Politik als Warnschuss verstanden werden, politisch in der Haushaltsdebatte nicht zu überziehen. Marktteilnehmer dürfen sich fragen, ob die einzigen Währungen ohne Fehl und Tadel (Gold und Silber) vor den im Report genannten Gesichtspunkten eine faire und vor allen Dingen nachhaltige Diskontierung erfahren. Interventionen schaffen eben auch Chancen …
Der Chart belegt, dass sich seit Juni die Dynamik im ADP-Report abschwächt (grüne Balken).
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3640 - 1.3670 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
P.S. Medien - NSA spioniert Mails bei Google und Yahoo aus
San Francisco, 30. Okt (Reuters) - Der US-Geheimdienst NSA infiltriert einem Medienbericht zufolge weltweit heimlich die Leitungen von Rechenzentren der beiden amerikanischen Internetkonzerne Google und Yahoo. Die Behörde habe die Daten von Hunderten Millionen Nutzerkontenabgegriffen, berichtete die "Washington Post" am Mittwoch unter Berufung auf Dokumente des Ex-NSA-Mitarbeiters Edward Snowden. Das neue Programm sei gemeinsam mit dem britischen Geheimdienst betrieben worden. In einem Zeitraum von 30 Tagen seien allein über 181 Millionen Datensätze ausspioniert worden. Google teilte mit, von solchen NSA-Aktivitäten nichts zu wissen. Ein Yahoo-Sprecher sagte, dass das Unternehmen der NSA keinenZugang zu seinen Datenzentren gewährt habe. NSA-Chef Keith Alexandererklärte bei einer Veranstaltung, dass die Behörde keinen Zugriff auf die Google- und Yahoo-Server habe. Dazu benötige sie eine gerichtliche Verfügung.
Keine Kommentierung - Gedanken sind ja noch frei und nicht digitalisiert …
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Anmerkung Redaktion: Herr Hellmeyer ist Referent auf der diesjährigen Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse, die am 8. & 9. November in München stattfindet.
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Der Offenmarktausschuss der Federal Reserve bediente die Erwartungen des Marktes.
Weder verändert sich die US-Zinspolitik, noch verändert sich die üppige Schaffung der Überschussliquidität.
Es bleibt bei 85 Mrd. USD, die monatlich neu generiert werden. Der US-Immobilienmarkt darf sich über eine monatliche Subvention von 40 Mrd. USD erfreuen und der Treasury-Markt wird mit Aufkäufen über 45 Mrd. USD weiter bedient. Mehr noch werden die Rückzahlungen aus fälligen Papieren reinvestiert. Die Unterschiede zu einerseits der EZB-Politik könnten nicht augenfälliger sein.
Hintergründe dieses Politikansatzes sind einerseits die zurückhaltende Einschätzung der US-Konjunkturlage, andererseits die negativen Auswirkungen des US-Haushaltsstreits als auch ein unproblematisches Inflationsumfeld (so wie die USA Preisinflation messen …).
Offensichtlich erkennen die Verantwortlichen in derFederal Reserve, dass die selbsttragenden Kräfte der US-Wirtschaft unausgeprägt sind. Diesen Punkt haben wir in der virulenten Phase der Debatte über den Ausstieg aus der Schaffung der Überschussliquidität immer wieder thematisiert und den Hype des anstehenden Ausstiegs in Frage gestellt.
Auch nach vielen Jahren "Market Spin" aus den Zentren NY und London mit dramatischen globalen und vor allen Dingen europäischen Schäden ist die europäische Willfährigkeit ausgeprägt, "Spin" aus diesen Zentren zu folgen. "Chapeau …!"
Wir weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass für den Fall einer weiteren Abschwächung ein verstärkter Aufbau der Überschussliquidität durchaus realistisch ist. Auch das hat Bernanke im Frühjahr verlauten lassen. Die Reaktion der Märkte auf die aktuellen Wendungenim US-Offenmarktausschuss ist hinsichtlich der ehernen Gesetze des Marktes "interessant":
- Eine verhaltenere Beurteilung der US-Wirtschaft forciert USD-Käufe.
- Das aus der Schaffung weiterer Überschussliquidität resultierende stärkere Angebot an USD führt zu USD-Käufen.
- Gold und Silber werden gegenüber dem USD aggressivabverkauft.
Wir nehmen diese Bewegung zur Kenntnis. Wir diskutieren intern die Einlassungen der drei Hexen in Shakespeares Drama Macbeth: "Foul is fair and fair is foul!" Auch diskutieren wir intern respektvoll den Ruf derUSA, Verbreiter und Anwalt freier Märkte zu sein. Um "politisch korrekt" zu sein, wurde der Begriff "opportunistische Machtpolitik" in dieser internen Diskussion untersagt … Mehr gibt es zu der Marktreaktion nicht zu sagen.
Erwartungsgemäß lieferte der deutsche Arbeitsmarktbericht per Oktober keine Überraschungen. Die saisonal bereinigte Quote verharrte bei 6,9%. In der saisonal bereinigten Fassung kam es zu einer Zunahme der Arbeitslosenzahl um 2000 auf 2.973.000, nachdem der Vormonatswert um4.000 Arbeitslosen nach unten revidiert wurde (von 2.975.000 auf 2.971.000).
Der Economic Sentiment Index der Eurozone setzte ein nachhaltiges positives Signal. Per Berichtsmonat Oktober stellte sich unerwartet eine Zunahme von zuvor 96,9 auf 97,8 Punkte ein. Die Prognose lag bei lediglich 97,3 Punkten. Der Index markierte damit das höchste Niveau seit August 2011!
Der ADP-Beschäftigungsreport, der Auskunft über dieEntwicklung der Beschäftigung im Privatsektor der USA gibt, konnte per Oktober nicht ansatzweise überzeugen. Es kam lediglich zu einem Aufbau der Beschäftigung in einem Umfang von 130.000 Jobs. Die Prognose lag bei 150.000 neu geschaffenen stellen. Mehr noch wurde der Vormonatswert von 166.000 auf 145.000 nach unten revidiert.
Diese Entwicklung darf von der US-Politik als Warnschuss verstanden werden, politisch in der Haushaltsdebatte nicht zu überziehen. Marktteilnehmer dürfen sich fragen, ob die einzigen Währungen ohne Fehl und Tadel (Gold und Silber) vor den im Report genannten Gesichtspunkten eine faire und vor allen Dingen nachhaltige Diskontierung erfahren. Interventionen schaffen eben auch Chancen …
Der Chart belegt, dass sich seit Juni die Dynamik im ADP-Report abschwächt (grüne Balken).
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3640 - 1.3670 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
P.S. Medien - NSA spioniert Mails bei Google und Yahoo aus
San Francisco, 30. Okt (Reuters) - Der US-Geheimdienst NSA infiltriert einem Medienbericht zufolge weltweit heimlich die Leitungen von Rechenzentren der beiden amerikanischen Internetkonzerne Google und Yahoo. Die Behörde habe die Daten von Hunderten Millionen Nutzerkontenabgegriffen, berichtete die "Washington Post" am Mittwoch unter Berufung auf Dokumente des Ex-NSA-Mitarbeiters Edward Snowden. Das neue Programm sei gemeinsam mit dem britischen Geheimdienst betrieben worden. In einem Zeitraum von 30 Tagen seien allein über 181 Millionen Datensätze ausspioniert worden. Google teilte mit, von solchen NSA-Aktivitäten nichts zu wissen. Ein Yahoo-Sprecher sagte, dass das Unternehmen der NSA keinenZugang zu seinen Datenzentren gewährt habe. NSA-Chef Keith Alexandererklärte bei einer Veranstaltung, dass die Behörde keinen Zugriff auf die Google- und Yahoo-Server habe. Dazu benötige sie eine gerichtliche Verfügung.
Keine Kommentierung - Gedanken sind ja noch frei und nicht digitalisiert …
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Anmerkung Redaktion: Herr Hellmeyer ist Referent auf der diesjährigen Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse, die am 8. & 9. November in München stattfindet.
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.