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Europa in guter Stimmung - Zahlen durchwachsen - Niederlande raus aus AAA-Club

29.11.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3583 (07.47 Uhr), nachdem im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3612 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102.30 In der Folge notiert EUR-JPY bei 139.30 EUR-CHF oszilliert bei 1.2322.

Die aktuelle Stimmungslage in Europa ist wie auch das Wetter wenig frostig. Auch gestern konnten die europäischen Aktienmärkte wieder einmal zulegen. Der Dax bewegt sich inzwischen sogar auf einem überkauften Niveau, kurzfristige Rücksetzer aufgrund von Gewinnmitnahmen werden wahrscheinlicher, aber andererseits sind die Titel im Schnitt immer noch nicht übertrieben teuer. Kleine Rücksetzer werden von Käufern regelrecht erhofft, damit neue Positionen aufgebaut werden können. Hier ist die Wetterlage eindeutig frühlingshaft.

Auch Anleihen bleiben gefragt. Italien konnte einen Stimmungstest nach den letzten Politikschlagzeilen am Markt vornehmen und günstig 2,5 Mrd. Euro einsammeln. Dieses Ergebnis ist als positiv zu werten. Die Anleger sehen die politischen Entwicklungen positiv und goutieren dies mit den niedrigsten Risikoaufschlägen seit April. Auf der anderen Seite hat sich S&P den Ratings von drei Euroländern angenommen. Verlierer dieser Runde sind die Niederlande, die den AAA-Club verlassen müssen. S&P hat das Land um eine Stufe heruntergestuft und dies mit einem schwachen wirtschaftlichen Ausblick begründet. In den Niederlanden gibt es außerdem Anzeichen einer Übertreibung am Immobilienmarkt, die in Zukunft teuer werden könnte. Die beiden anderen großen Ratingagenturen bewerten das Land noch mit der Spitzenbonität, haben den Ausblick aber bereits auf negativ gestellt.

Zypern wurde im Gegenzug von CCC+ auf B- um eine Stufe heraufgestuft, da die Unsicherheiten über die Rückzahlung der Schulden verringert wurden. Trotzdem bleiben Titel des Landes im Bereich der Ramschanleihen. Keine direkte Ratingänderung gab es für Spanien. Die Fortschritte in dem Land veranlassten die Ratingagentur allerdings den negativen Ausblick, der häufig eine Herabstufung nach wenigen Monaten nach sich zieht, zurück zu nehmen. Das Rating wurde mit der letzten Stufe im Investmentgrade ,BBB-, bestätigt. Sowohl die sich stabilisierende Wirtschaft als auch Traktion gewinnende Reformen veranlassten die Agentur zu diesem Schritt. Spanien bleibt damit - vorerst - der Ramschstatus erspart.

Dass es auch an einer anderen europäischen Front nach vorne geht, zeigt uns die Nachricht, dass sich nun auch Luxemburg und Liechtenstein dem Druck der großen Nachbarländer gebeugt haben und zukünftig in Steuerfragen kooperieren möchten. So kann auch europäische Integration aussehen.


Liechtenstein und Luxemburg machen Steuerflucht schwerer

Berlin, 28. Nov (Reuters) - Die beliebten Anleger-Ziele Liechtenstein und Luxemburg haben sich der Initiative der größten europäischen Länder für einen wirksameren weltweiten Kampf gegen Steuerflüchtlinge angeschlossen. Neben diesen beiden Ländern seien auch Griechenland, Island und Malta dem gemeinsamen Vorstoß von Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien (G5) für einen automatischen Informationsaustausch in Steuersachen beigetreten, teilten die G5-Finanzminister am Donnerstag mit. Sie arbeiten an einem weltweiten Standard, um Steuerhinterziehung wirksamer bekämpfen zu können. Der Standard soll Anfang nächsten Jahres fertig gestellt sein, hieß es in der Erklärung. "Die Bereitschaft, sich der G5-Initiative anzuschließen, zeigt: Griechenland, Island, Liechtenstein, Luxemburg und Malta haben erkannt, dass Steuertransparenz im Interesse ihres künftigen Wohlstandes liegt", erklärten die Minister. Ziel der G5 sei es, jede Gelegenheit zu nutzen, den automatischen Informationsaustausch in Steuersachen auf allen Ebenen aktiv voranzutreiben. Daher appellierten sie an alle Staaten, sich ebenfalls zur frühzeitigen Einführung des neuen Standards zu verpflichten.

Aus Asien sendet Japan ermutigende Nachrichten. Der Kampf gegen die Deflation, die das Land seit Jahren lähmt, kommt voran. Die Abenomics fruchten und bescheren dem Land die höchste Preissteigerungsrate seit 5 Jahren. Eine starke Inlandsnachfrage sorgte dafür, dass die Industrieproduktion im Oktober weiter anziehen konnte. Treiber waren die einheimischen Nachfrager, die Exporte waren zum Teil rückläufig. Der schwache Yen sollte diese offene Flanke in Zukunft aber schließen. Gegenüber dem Euro verliert die Währung seit Wochen massiv an Wert und nimmt Kurs auf die 140 Marke, die wir zuletzt Mitte 2008 gehen haben. Auch gegenüber dem US-Dollar verliert die Währung stetig an Wert. Zuletzt markierte sie ein 6-Monats-Tief. Als Effekt aus diesem Währungsverfall dürfte der Export weiter anziehen und die Gewinne der Exportorientierten Industrie wieder steigen. Mittelfristig steht das Land aber vor großen Problemen. Die Verschuldung des Landes ist die höchste weltweit und die problematische demographische Entwicklung im Land macht die zukünftige Refinanzierung des riesigen Schuldenberges immer problematischer. Ob die Abenomics funktionieren, wird erst die Zukunft zeigen.

Die gemischten Daten aus Europa noch einmal im Detail:
Das Geldmengenwachstum in Europa war im August mit 1,4 Prozent im Jahresvergleich noch weniger ausgeprägt als von Experten im Vorfeld erwartet wurde. Nachdem der letzte Wert
noch bei 2,1 Prozent lag, wurde mit nur noch 2 Prozent gerechnet. Besonders die kurzfristigen Einlagen sanken erheblich.

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Die Kreditvergabe in Europa blieb auch im Oktober außerordentlich schwach. Trotz der EZBNiedrigzinsen sank das Kreditvolumen an Haushalte und Unternehmen um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass die Institute im Oktober 14 Mrd. Euro und im September 11 Mrd. Euro weniger verliehen haben als im Jahr zuvor. Der EZB wird mit Nachdruck vor Augen geführt, dass ihre konventionellen Maßnahmen bisher nicht fruchten. Am kommenden Donnerstag (EZB-Sitzung) werden wir sehen, ob es eine Reaktion auf die Zahlen gibt. Mit Spannung werden die heutigen Inflationszahlen der Eurozone erwartet.

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Die Stimmung in der europäischen Wirtschaft ist dagegen besser geworden. Der relevante Index "Economic Sentiment", der die Stimmung aus Industrie, Einzelhändlern und Dienstleistern abbildet, kletterte um 0,8 Zähler auf 95,5 Punkte. Etwas schwächer tendierten die Bauwirtschaft und Verbraucher.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EURUSD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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