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Edelmetalle - Ausblick 2014: Der Glanz kommt nur langsam zurück

07.12.2013  |  Eugen Weinberg
- Seite 3 -
Aufgrund der kräftig steigenden Nachfrage und der nur verhaltenen Angebotsausweitung wird der globale Platinmarkt gemäß Einschätzung von Johnson Matthey 2013 das zweite Jahr in Folge ein Angebotsdefizit aufweisen. Dies beziffert Johnson Matthey auf 605 Tsd. Unzen. Es ist damit zugleich das höchste Defizit seit 14 Jahren (Grafik 9). Wegen der bis zuletzt sehr starken Investmentnachfrage - seit dem Beginn des vierten Quartals sind knapp 190 Tsd. Unzen Platin in die ETFs geflossen - könnte das Defizit unseres Erachtens sogar noch etwas höher ausfallen.

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Für 2014 erwartet Johnson Matthey keine grundlegende Änderung der aktuellen Situation. So dürfte die globale Minenproduktion nur unwesentlich zulegen. Risikofaktoren bleiben hier unseres Erachtens neuerliche Streiks und mögliche Ausfälle bei der Stromversorgung, nachdem der staatliche Stromversorger Eskom unlängst die Industrieunternehmen zur Reduktion des Stromverbrauchs aufforderte. Dagegen soll die Industrienachfrage weiter steigen. Hierzu trägt auch die Automobilbranche bei, die von neuen Abgasnormen für Dieselfahrzeuge in Europa profitieren sollte. So bedarf die Einführung der Euro VI-Abgasnorm für LKWs im Januar und für PKWs im September großer Mengen Platin.

Die Schmucknachfrage dürfte dank China robust bleiben. Die relative Verteuerung von Platin gegenüber Gold in diesem Jahr könnte allerdings Bremsspuren hinterlassen. Zuletzt kostete Platin wieder 140 USD je Feinunze mehr als Gold. Bis zum Frühjahr war Platin zeitweise billiger als Gold. Die Investmentnachfrage könnte von dem außergewöhnlich hohen Niveau in diesem Jahr etwas zurückkommen.

Johnson Matthey schätzt daher, dass am globalen Platinmarkt auch im nächsten Jahr ein beträchtliches Angebotsdefizit besteht. Dabei soll zum ersten Mal seit dem Jahr 2005 die Industrie- und Schmucknachfrage sowohl das Primär- als auch das Sekundärangebot vollständig absorbieren (Grafik 10). Die Höhe des Angebotsdefizits wird somit von der Investmentnachfrage bestimmt. Die Aussicht auf ein weiteres Defizitjahr und die von uns erwartete Erholung des Goldpreises sollte den Platinpreis unterstützen. Im nächsten Jahr erwarten wir einen durchschnittlichen Preis von 1.475 USD je Feinunze.


Fallende Palladiumminenproduktion, kaum noch Verkäufe russischer Reserven

Die globale Palladiumproduktion soll 2013 im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 6,43 Mio. Unzen fallen. Dies ist fast ausschließlich auf ein geringeres Angebot aus Russland zurückzuführen. Während die Minenproduktion dort nur moderat sinkt, gehen die staatlichen Reserveverkäufe das vierte Jahr in Folge deutlich zurück. In diesem Jahr sollen nur noch 100 Tsd. Unzen veräußert werden, womit diese ehemals wichtige Angebotskomponente unrelevant wird. Drei Jahre zuvor wurden noch 1 Mio. Unzen aus den russischen Reserven verkauft. Andernorts wird die Minenproduktion zwar ausgeweitet - Simbabwe sticht mit +17% positiv hervor -, kann aber den Rückgang in Russland nicht ausgleichen. Das Angebot an wiedergewonnenem Palladium steigt um 7% auf 2,46 Mio. Unzen. Wie bei Platin ist dies auf eine vermehrte Verschrottung von Altfahrzeugen zurückzuführen.

Die gesamte Brutto-Nachfrage (ohne Recycling) soll in diesem Jahr um 4% auf 9,63 Mio. Unzen fallen, obwohl die Nachfrage aus der Automobilindustrie weiter zunimmt. Letztere dürfte getrieben durch starke Autoabsätze in China und Nord-Amerika um 4% auf ein neues Rekordniveau von 6,97 Mio. Unzen steigen. Die Automobilindustrie baut damit ihre Position als wichtigste Nachfragekomponente für Palladium weiter aus. Sie steht mittlerweile für 72% der gesamten Palladiumnachfrage auf Brutto-Basis (Grafik 11).

Außerhalb der Automobilindustrie weist allerdings nur noch die Chemiebranche eine robuste Nachfrage nach Palladium auf. Aus allen anderen Branchen werden Rückgänge vermeldet. Besonders groß fällt dieser mit einem Minus von 12% in der Schmuckindustrie aus. Die Schmucknachfrage ist damit nun schon das fünfte Jahr in Folge deutlich rückläufig und spielt im Gegensatz zu Platin bei Palladium kaum noch eine Rolle.

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Den größten Einbruch soll gemäß Johnson Matthey allerdings die Investmentnachfrage verzeichnen. Sie wird bei nur noch 75 Tsd. Unzen erwartet, was einem Rückgang um 84% entspricht. Die von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs weisen in diesem Jahr bislang Zuflüsse von 285 Tsd. Unzen auf. Darin sind aber zwei schon länger am Markt bestehende Palladium-ETFs enthalten, die Bloomberg neu in die Datenreihe aufgenommen hat. Da die Nachfrage in diesem Jahr stärker fällt als das Angebot, erwartet Johnson Matthey, dass das Angebotsdefizit am globalen Palladiummarkt auf 740 Tsd. Unzen zurückgeht.

Historisch betrachtet ist dies dennoch das zweithöchste Defizit seit dem Jahr 2000 (Grafik 12). Da die Palladium-ETFs in den letzten Wochen allerdings nennenswerte Abflüsse verzeichneten, könnte das Defizit noch etwas geringer ausfallen. Johnson Matthey könnte dies möglicherweise in seiner Schätzung schon berücksichtigt haben, da die Investmentnachfrage sehr niedrig angesetzt wird.

Einschätzungen von Johnson Matthey zufolge setzen sich die diesjährigen Trends am globalen Palladiummarkt auch im nächsten Jahr fort. Demnach soll das Angebot mangels russischer Reserveverkäufe weiter sinken. Der Rückgang soll durch vermehrtes Recycling aufgefangen werden. Ohne Berücksichtigung der Investmentnachfrage soll die gesamte Palladiumnachfrage auf Brutto-Basis weitgehend unverändert bleiben. Ein weiteres Wachstum der Nachfrage aus der Automobilindustrie - diese soll erstmals über die Marke von 7 Mio. Unzen steigen - wird von einer anhaltenden Schwäche der restlichen Industrie- sowie der Schmucknachfrage kompensiert. Die Nachfrage aus der Automobilindustrie dürfte dabei weiterhin von den robusten Autoverkäufen in den USA und China profitieren (Grafik 13). Denn diese Märkte sind stark benzinlastig und Palladium kommt vorrangig in Katalysatoren für Benzinmotoren zum Einsatz. Aus dieser Sicht dürfte das Angebotsdefizit folglich im nächsten Jahr in ähnlicher Höhe fortbestehen.

Die Investmentnachfrage sieht Johnson Matthey mit großer Unsicherheit behaftet. Vieles hängt davon ab, wann die südafrikanische Investmentbank Absa Capital einen schon genehmigten physisch hinterlegten Palladium-ETF in Südafrika einführt. Sofern dieser ein ähnlicher Erfolg wie der Platin-ETF wird (s.o.), würde dies zu einem starken Anstieg der Investmentnachfrage führen, wodurch sich das Angebotsdefizit sogar ausweiten könnte. Dies sollte den Palladiumpreis unterstützen. 2014 erwarten wir einen durchschnittlichen Preis von 760 USD je Feinunze. Im Gegensatz zu Platin ist Palladium allerdings hochgradig abhängig von der Nachfrage aus der Automobilindustrie, was Palladium anfällig macht für Schwankungen in diesem Bereich. Hingegen beruht die Platinnachfrage auf mehreren Säulen.

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Auf einen Blick

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