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Nachrichten aus der Eurozone erfrischend - Kompromiss für US-Haushalt greifbar

11.12.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3765 (07.52 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3741 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102.72. In der Folge notiert EUR-JPY bei 141.40. EUR-CHF oszilliert bei 1.2213.

Die Nachrichten, die den Markt gestern aus der Eurozone erreichten, waren weitgehend positiv geprägt.

Die Revision des italienischen BIP per 3. Quartal 2013 von zuvor -0,1% auf 0,0% als auch die Revision des Vorquartals von -0,1% auf 0,0% waren von den Märkten nicht erwartet worden. Das Thema Bodenbildung steht im Raum, nachdem seit der Spitze 2008 eine Kontraktion der Wirtschaftleistung um 9% verzeichnet wurde.

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Mehr noch setzte die Industrieproduktion Italiens mit einer Zunahme um 0,5% per Oktober (Prognose 0,2%) nach einem Anstieg um 0,2% im Vormonat verstärkt positive Akzente. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um -0,5% nach zuvor -2,9% (revidiert von -3,0%).

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Die Konjunkturaussichten für das Euro-Krisenland Portugal haben sich nach Einschätzung der Notenbank gebessert. Die Wirtschaft werde nächstes Jahr mit 0,8 Prozent deutlich stärker wachsen als zunächst gedacht, erklärte die Zentralbank am Dienstag in einer aktualisierten Prognose. Noch im Sommer hatte sie nur ein mageres Plus von 0,3 Prozent veranschlagt.

Die französische Industrie (Kerngröße) hat ihre Produktion im Oktober gesteigert. Sie legte um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu, teiltedas Statistikamt Insee am Dienstag in Paris mit. Im September hatte es noch einen Rückgang von 0,5 Prozent gegeben.

Somit verstärken sich die Anzeichen einer breiter angelegten Erholung in der Eurozone. Die Mahnungen und Worte von Frau Lagarde (IWF) an die Verantwortlichen der Eurozone sind dennoch begründet (siehe Rubrik „Letzte Nachrichten“). Eine Wachstumsoffensive ist erforderlich. Nur dann können die strukturellen fiskalischen Veränderungen auch über Skaleneffekte zu einer nachhaltigen Entspannung derHaushalte führen.

Die sukzessiv einsetzende Stabilität der Konjunkturlage beinhaltet immer noch ein hohes Maß an Fragilität. Mithin ist auch die Aufforderung an die EZB, die Zinsen niedrig zu halten und den Märkten klar zu machen, dass dies solange wie nötig andauern werde, Ziel führend.

Während sich die Eurozone maßgeblich auf aggressiveStrukturpolitik als Krisenbekämpfung fokussierte und erste Erfolge erkennbar sind, habendie USA einen anderen Weg gewählt, der ökonomisch und gesellschaftspolitisch fraglos weniger prekär ist. Finanzielle Repression (real negative Zinsen) und Wachstum sollen hier das Problem lösen. Dabei setzen die USA mittel- und langfristig auf Angebotspolitik (billige Energie), um energieintensive Strukturen (hochwertige Beschäftigung) in die USA zu locken und damit der Deindustrialisierung der letzten gut 20 Jahre entgegen zu wirken.

Bisher hat der US-Plan noch keine massive Traktion. Selbsttragende Kräfte der US-Wirtschaft bleiben unausgeprägt. Das lässt sich an der Gesamtintervention des Staats und der Zentralbank in Höhe von 12% des BIP festmachen. Ein Haushaltsdefizit in Höhe von 6% desBIP und eine Intervention am US-Anleihemarkt (Treasuries und MBS) in Höhe von 6% des BIP können nicht anders interpretiert werden, als dass selbsttragende Effekte nicht im erforderlichen Maße gegeben sind.

Die Fortsetzung dieser US-Politik ist voraussichtlich gewährleistet. Ein Kompromiss für den US-Haushalt ist gefunden. Dieser Kompromiss bedarf am Freitag der Zustimmung des US-Repräsentantenhauses und in der kommenden Woche der Zustimmung des US-Senats. Der Zeitrahmen für eine Lösung ist auf den 15. Januar 2014 begrenzt. Das Thema der Erhöhung des US-Schuldenlimits steht dann noch aus. Hier muss eine Lösung bis Anfang Februar gefunden werden.

Aus den USA standen gestern Daten der zweiten Reihezur Veröffentlichung an: Der "NFIB Small Business Optimism Index" legte nachdem Einbruch von 94,1 auf 91,6 Punkte in der Phase August bis Oktober per Novemberauf 92,5 Punkte zu. Die Tendenz sehen wir als Reaktion auf die politische Beruhigung (Haushalt, Schuldenlimit).

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Die Lagerbestände des Großhandels verzeichneten in den USA per Berichtsmonat Oktober eine unerwartet starke Zunahme um1,4%. Damit kam eszum dritten starken Anstieg in Folge.

Das Gesamtvolumen des Anstiegs stellt sich auf 2,7%in diesem Dreimonatszeitraum. Der Absatz nahm per Oktober um 1,0% zu und stieg im Dreimonatszeitraum um 2,2%. In der Folge ergab sich im Monatsvergleich ein unverändertes Ratio zwischen Lagerbestand und Absatz in Höhe von 1,18 Monatsumsätzen nach 1,17 Monatsumsätzen drei Monate zuvor. Die Veränderungen sind unprekär. Per April lag dassVerhältnis noch bei 1,21 Monatsumsätzen.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!



© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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