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Platin: Das ‘Gold’ des reichen Mannes. Und morgen Palladium?

01.01.2014  |  David Morgan
Die Platin-Gruppenmetalle (PGM) sind eine aus 6 Metallen bestehende Familie - Platin, Palladium, Rhodium, Iridium, Osmium und Ruthenium. Im vorliegenden Artikel interessieren wir uns (wie auch die meisten Investoren) für die ersten beiden: Platin und Palladium.

Normalerweise ist Platin teurer als Gold. Doch für die Dauer von mehr als einem Jahr wurde Platin unter dem Goldpreis gehandelt - und zwar deutlich darunter. Eine Feinunze Platin kostete grob gesagt 150 $ weniger als eine Feinunze Gold - oder sogar noch weniger. (Als Randbemerkung: Während dieser ungewöhnlichen, invertierten Kursbeziehung zwischen beiden Metallen hatte ich, in Erwartung einer “Normalisierung“, einen langfristigen Platin-long/ Gold-short-Spread laufen. So kam es natürlich auch, und diese Spread-Positionierung zahlte sich ordentlich aus.)

Inzwischen hat diese Kursbeziehung wieder zur ihrer historischen Norm zurückgefunden, und jetzt, da ich diesen Artikel schreibe, liegt der Platinkurs wieder ca. 150 $ über dem Goldkurs. Bis zur Finanzkrise von 2008 hatte der Platinkurs 40 Jahre lang zwischen 30% und 180% über als der Goldkurs gelegen. Inzwischen sind die Kurse viel enger korreliert. Die Platin- und Palladiummärkte im Vergleich zu Goldmarkt relativ kleine und haben ihr viel größeres Kurschwankungspotential (auf und ab) auch schon demonstriert.

Wir hatten diesen durchaus aktiven Edelmetallnebenschauplatz in den letzten Jahren besondere Aufmerksamkeit geschenkt und auch ausgiebig über ein spannendes Projekt aus Kanada berichtet - mit Video- und Vor-Ort-Interviews. Zudem veröffentlichten wir immer wieder Sonderberichte/ Unternehmensanalysen im The Morgan Report (die Abonnenten auf der Seite www.silver-investor.com zur Verfügung stehen).


Was ist daran so spannend?

Spannend ist vor allem die Gesamtgröße des Platin/Palladium-Marktes. Wie Silber kann man sich die PGM als “zweigleisige Metalle“ vorstellen. Sie werden von der Industrie und auch von Investoren nachfragt. Es gibt stichhaltige Gründe dafür, dass diese beiden Nachfragekomponenten in Zukunft deutliches Wachstumspotential haben werden. Verglichen mit anderen Anlageinstrumenten (wie Anleihen, Immobilien, Aktien aus den Bereichen Technologie und Biotechnologie sowie Gold, Silber und dazugehörige Minenwerte) ist der Platinmarkt winzig - und der Palladiummarkt klitzeklein!

Das globale Platinangebot beträgt ca. ein Drittel des Goldangebots, und weniger als ein Hundertstel des Silberangebots. (Es heißt, alle bislang abgebauten Platinmengen würden in ein durchschnittliches amerikanisches Wohnzimmer passen.) In den 1980ern und 1990ern lagen die oberirdischen Lagerbestände noch deutlich im Überschussbereich, seit 1996 hat die Schrumpfung der Überschüsse unterm Strich aber für ein Defizit-Bild gesorgt.

Allein auf Russland und Südafrika entfallen ca. 86% der globalen Platinproduktion - seit 2006 ist sie in beiden Ländern aber rückläufig. Das Angebot aus Nordamerika und Zimbabwe beträgt jeweils 4% und die Kategorie “Andere“ vereinigt den Rest auf sich. Da die Fördersituation insgesamt angespannt ist, müssen die Fehlbeträge hauptsächlich durch Recycling wettgemacht werden.

Auf der Nachfrageseite haben wir folgende Komponenten: 30% Autoindustrie (Abgaskatalysatoren - im Allgemeinen für Benzinmotoren); Schmuck - 28%, industrielle Anwendungen - 35%; Investitionen - 8%. Schätzungen zufolge existieren oberirdisch mehr als 5 Mrd. Unzen Gold, aber nur ca. 200 Millionen Unzen Platin. Im Gegensatz zum Gold gibt es keine großen Platin-Lagerbestände. Obwohl die Metalle in der Natur in etwa gleich selten vorkommen, liegt die jährliche Platin-Bergbauproduktion nur bei einem kleinen Bruchteil der Goldproduktion. Johnson Matthey zufolge lag das Platingesamtangebot 2012 bei ungefähr 8,5 Millionen Unzen (Bergbau 6,5 Millionen + 2,0 Millionen Recycling). Das Palladiumgesamtangebot belief sich auf ca. 7,4 Millionen Unzen. Zum Vergleich: Die globale Goldproduktion lag bei ca. 2.500 Tonnen oder etwas mehr als 80 Millionen Feinunzen.

In bestimmten Anwendungsbereichen greifen die Schmuckhersteller sogar bevorzugt auf Platin als auf Gold zurück. Es hat eine um 10% höhere Dichte, es ist extrem widerstandsfähig und muss nicht mit anderen Metallen ‘verbessert‘ werden - beim Gold ist das zum Beispiel bei der Herstellung von Weißgold der Fall - um bestimmte Eigenschaften zu erreichen, muss es mit Palladium, Nickel oder Rhodium kombiniert werden.

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Diamantenbesetzter Ehering aus Palladium mit Platin-Einfassungen
Erik Stewart Jewelry


Obwohl Platin “offiziell" erst im 18.Jh entdeckt wurde (auf der Suche nach Gold und Silber stießen die Spanier schon im 16.Jh auf das Metall), kam es bereits bei den Ureinwohnern Südamerikas in der Herstellung zeremoniellen Schmucks zum Einsatz. Die Geschichte des Metalls reicht aber noch weiter zurück, so hat man Schmuckschatullen aus dem Alten Ägypten gefunden, die mit Gold, Silber - und Platin - dekoriert wurden.

In Kanada war das Metall bis 1888 unbekannt, bis es in Sudbury (Ontario) in der Nähe von Kupfer- und Nickellagerstätten gefunden wurde. Bald darauf stieg Kanada zum weltgrößten Platinproduzenten auf, bis es Anfang der 1950er von Südafrika überholt wurde.

“Sprott’s Thoughts” macht darauf aufmerksam, wie komplex und gefährlich der Abbau von Gold und Platingruppenmetallen in Südafrika sein kann. Relativ dünne Erzäderchen verlaufen nach unten ins Erdinnere, und anstatt mechanisch zu fördern, muss sich häufig eine Vielzahl von Bergleuten in engen Bergkammern vorarbeiten. Andy Jackson von Sprott merkt Folgendes an:

“Die Arbeiter in den Minen haben wirklich einen üblen Job. Es ist heiß, es ist eng. Und auch gefährlich. Es gibt Gesteinsschläge und ‘Felsabgänge‘ einfach nur wegen des Drucks. In dieser Tiefe kann alles Mögliche schief gehen.”

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Typischer Erzabbau in Südafrika
Bildnachweis: Ivanhoe Mines





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