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Vollkaskoversicherung der Fed bleibt - EU baut Strukturen weiter um!

19.12.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3680 (07.51 Uhr), nachdem im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3650 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 142.15. EUR-CHF oszilliert bei 1.2230.

Der Offenmarktausschuss hat den Sprung gewagt, die QE-Maßnahmen geringfügig zu reduzieren. Die Ankaufpolitik wird gleichschenklig im Bereich MBS und Treasuries um 5 Mrd. USD reduziert. Damit sinkt das Ankaufprogramm von 85 auf 75 Mrd. USD monatlich beginnend Januar 2014.

Per 2013 lag die Marktintervention damit bei insgesamt 1.020 Mrd. USD (= 6% des BIP), wobei die Erlöse aus den fällig werdenden Anleihen reinvestiert werden. Am Markt wird unterstellt, dass die Intervention sich per 2014 auf circa 500 Mrd. USD halbieren wird.

An dieser Stelle ist es geboten, darauf zu verweisen, dass die EZB seit 2011 keine Anleihen kauft, dass das Gesamtportfolio der EZB in der Spitze bei 212 Mrd. Euro stand (= 290 Mrd. USD) und dass es durch Fälligkeiten (Rückzahlung zu 100%) auf 190 Mrd. Euro (= 260 Mrd. USD) abgeschmolzen ist. Diese Information ist bezüglich der zum großen Teil "akademischen" Kritik aus Deutschland an der EZB und Herrn Draghi unter Umständen geeignet, etwas mehr Sachlichkeit zu generieren. Das gilt um so mehr, als dass auf diesem Portfolio derzeit laut Berechung der Allianz Versicherung (danke Herr Heise) circa 80 Mrd. Euro Gewinn schlummern, von denen 27% Deutschland zustehen …

Die US-Wirtschaft läuft sukzessive besser. Dem ist nicht zu widersprechen. Die selbsttragenden Elemente sind jedoch mindestens unausgeprägt (Arbeitsmarkt, Immobilienmarkt). Diesbezüglich wird das Programm auch nur geringfügig herunter gefahren. Der Verweis auf das wegfallende Risiko bezüglich des US-Haushaltsstreits hat fraglos eine erhebliche Rolle bei der Entscheidungsfindung gespielt. Es bleibt aber bei der Vollkaskoversicherung seitens des Offenmarktausschusses. Die Fed versicherte, dass sie den Leitzins von derzeit nahe null Prozent auch bei einer weiteren Verbesserung am Arbeitsmarkt noch länger niedrig halten wird. Bei Reuters sprach man von einem Trostpflaster. Es ist mehr als nur das …

Die Reaktion am Finanzmarkt unterscheidet sich dramatisch von der Panik des Frühjahrs. Aktienmärkte reagieren freundlich. Bondmärkte stehen unter moderatem Druck.

Nur die Reaktion an den Edelmetallmärkten passt nicht in ein rationales Muster. Das gilt vor allen Dingen für das knappe Industriemetall Silber! Wir nehmen die Lage zur Kenntnis und diskutieren intern die Macht von Oligopolen in derivativen Märkten und das Konstrukt freier Märkte an sich …

Die europäische Bankenunion zum besseren Schutz von Sparern und Steuerzahlern vor Finanzkrisen steht. Die EU-Finanzminister einigten sich am Mittwochabend in Brüssel nach über zehnstündigen Beratungen auf die Grundzüge eines gemeinsamen Mechanismus zur künftigen Abwicklung maroder Geldhäuser. Neben einer einheitlichen Aufsicht unter dem Dach der Europäischen Zentralbank ist die zweite wichtige Säule der Bankenunion damit auf den Weg gebracht. Den Bestimmungen muss noch das EU-Parlament zustimmen. An dieser Stelle ist ein "Chapeau" an Finanzminister Schäuble und Herrn Kampeter fällig. Die Textur der Regulierungen, die in den letzten Jahren umgesetzt wurden, waren konjunkturell und gesellschaftspolitisch schmerzhaft für viele Reformländer. Der Zwang, sich damit strukturell zu erneuern und sich nicht solitär auf den Kosmetikkoffer zu verlassen, wurde damit verstärkt. Mittel- und langfristig ist das ein erheblicher Vorteil gegenüber anderen Wirtschaftsregionen.

Der deutsche IFO-Index nahm den Erwatungen entsprechend per Dezember von zuvor 109,3 auf 109,5 Punkte zu. Der Index markierte damit das höchste Niveau seit Frühjahr 2012.

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Der Erwartungsindex stieg von 106,4 auf 107,4 Punkte, während der Lageindex von 112,2 auf 111,6 Zähler sank. Die US-Neubaubeginne verzeichneten einen unerwartet starken Anstieg per November. In der annualisierten Fassung legte der Absatz von zuvor 889.000 auf 1.091.000 Objekte zu. Die Prognose lag bei 950.000 Immobilien. Der Anstieg im Monatsvergleich um 22,7% und im Jahresvergleich um 29,6% ist erheblich und bedarf nun der Bestätigung im weiteren Zeitverlauf. Baugenehmigungen sanken per November von annualisiert 1.037.000 auf 1.007.000. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass das Niveau trotz des aktuellen Anstiegs unverändert im historischen Vergleich schwach ist.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EURUSD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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