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Konjunkturdaten weiter sehr positiv - EZB im Fokus!

09.01.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3590 (07.50 Uhr), nachdem im US-Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3555 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 142.55. EUR-CHF oszilliert bei 1.2380.

Die Daten der Eurozone lieferten gestern viel Lichtund ein wenig Schatten: Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten per Novembereinen unerwarteten Anstieg im Monatsvergleich um 1,4% nach zuvor -0,4%. Die Prognose von Moody’s lag bei +0,1%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um +1,6% nach zuvor -0,3%.

Der Blick auf den Chart belegt die volatile Natur der Einzelhandelumsätze. Eine Schwalbe macht fraglos noch keinen Sommer. Im Zusammenhang mit den aktuell verfügbaren Datensätzen der Eurozone zeichnet sich jedoch eine Grundlage für Wachstum dieses Sektors per 2014 ab.

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Der Arbeitsmarktbericht der Eurozone per November setzte keine neuen Akzente. Die Quote stellt sich unverändert und erwartungsgemäß auf 12,1%.

Arbeitsmarktdaten sind nachlaufende Indikatoren. Die angestrebten Reformen Italiens (Arbeitslosenquote bei 12,7%) weisen in die richtige Richtung, um für den Jahresverlauf zuversichtlicher hinsichtlich der Entwicklung des Arbeitsmarkts der Eurozone zu sein.

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Der deutsche Auftragseingang nahm im Monatsvergleich um +2,1% stark zu. Die Prognose lag bei +1,5%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um +6,8% nach zuvor +1,9%. Auslandsorders verzeichneten ein Plus von 2,2% im Monats- und 9,0% in Jahresvergleich, während Inlandsorders im Monatsvergleich um 1,9% und im Jahresvergleich 3,9% zulegten.

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Der US-ADP Arbeitsmarktbericht, der über die Veränderung der Beschäftigung im Privatsektor Auskunft gibt, setzte gleichfalls unerwartete positive Akzente, die im Akkord mit dem Protokoll des Offenmarktausschusses in Richtung weiterer Reduzierungen der Anleiheankaufprogramme stehen.

Per Dezember kam es laut ADP zu einem Beschäftigungsaufbau um 238.000. Die Prognose lag bei 200.000 neu geschaffenen Stellen. Mehr nochwurde der Vormonatswert von 215.00 auf 229.000 nach oben revidiert.

Der Chart belegt eindrucksvoll die seit August steigende Tendenz des Beschäftigungsaufbaus.

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Gestern trafen sich der US-Finanzminister Lew und Herr Schäuble. Der Diskurs war in der Tendenz leicht konfrontativ bei einem freundlichen Unterton.

Der konfrontative Teil hat gute Gründe. Während in der Eurozone maßgeblich schmerzhafte Strukturanpassungen bei mäßigem Gebrauch der Kosmetik (Bilanzsumme der EZB -25% in den letzten 15 Monaten) umgesetzt werden, setzen die USA primär auf den Kosmetikkoffer. Erfahrung aus der Kosmetikbranche und der Schönheitschirurgie lehrt, dass Kosmetik lange hilft, aber schlussendlich "geschnitten" werden muss …

Wolfgang Schäuble warnte am Mittwoch nach einem Treffen mit seinem US-Kollegen Jack Lew in Berlin vor neuen Spekulationsblasen. In der Tat ist dieses Risiko bezüglich der Politik der Fed (aktuell monatlich 75 Mrd. USD), aber auchder Bank of Japan (aktuell monatlich circa 55 Mrd. USD), nicht von der Hand zu weisen.

Lew verdeutlichte, dass sich die USA vom größten Euro-Staat eine stärkere Förderung von Wachstum und Beschäftigung in der Welt wünschen. Diese Forderung ist sachlich nicht falsch. Ob der Koalitionsvertrag mit einem Akzent auf konsumtiven Ausgaben diesen Anforderungen bezüglich Nachhaltigkeit entspricht ist durchaus diskussionswürdig. Die Kritik seitens der USA an der deutschen Exportlastigkeit stand auch gestern im Raum.

Dass der Erfolg mit der Qualität der Produkte zu tun hat, fällt offensichtlich in der Betrachtung der USA weitgehend unter den Tisch. Um so mehr freute es, dass Lew einräumte, dass im Verlaufe des vergangenen Jahres sehr konstruktive Bewegungen gesehen wurden, um Haushaltskonsolidierung und Wachstum in das richtige Verhältnis zu bekommen. Diese Realität ist in Teilen des politischen Spektrums der "neuen" deutschen Parteienlandschaft und Teilen der medienwirksamen "ökonomischen Elite" Deutschlands als auch der "Ex-Elite" des BDI nach wie vor nicht angekommen. "Food for thought!"

Lew forderte dennoch mehr Binnennachfrage und Investitionen für Deutschland. Zudem erneuerte Lew sein Plädoyer für Nachbesserungen derEuropäer an ihrem Megaprojekt Bankenunion, um sie noch wirkungsvoller zu machen.

Schäuble wiederum warnte, dass die hohe Liquidität in Folge der lockeren Geldpolitik Überhitzungen auslösen könnte. Er sei sich mit Lew einig, dass dies sorgfältig beobachtet werden müsse. Lew selbst äußerte sich dazu allerdings nur ausweichend. Selbstkritik ist in den USA unausgeprägt oder gibt es da neue Erkenntnisse?

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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