Viel Sturm im Wasserglas - Fakten sprechen für sich
28.01.2014 | Folker Hellmeyer
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Der Fokus der Finanzmärkte liegt auf den Schwellenländern. Die erratischen Bewegungen an den Devisenmärkten haben Risikoaversion deutlich verstärkt. Das ganze Gebilde des Aufschwungs wird in der Folge in Frage gestellt. Das ist eine "sportliche" und vor allen Dingen eine ambitionierte Analyseleistung.
Fakt ist, dass es in einzelnen Schwellenländern spezifische Probleme gibt. Diese Probleme waren übrigens auch bei einem DAX-Stand von 9.700 Punkten bekannt.
Argentinien ist für die Weltwirtschaft nicht als Frühindikator geeignet. Die Türkei hat politische Probleme, die das Land ökonomisch destabilisieren. Brasilien leidet unter Wachstumsschwäche, die durch Ineffizienzen (u.a. Korruption) und ökonomische Fehlsteuerungen gekennzeichnet ist. Wir reden nichtvon Rezession in Brasilien. Indien leidet ebenso an Ineffizienzen. Bei einem Wachstum von 5% - 6% ist auch hier das Thema Rezession unangebracht.
Fakt ist andererseits, dass trotz dieser Probleme der OECD-Frühindikator das höchste Niveau seit 2010/2011 markiert. Wenn die Weltwirtschaft anzieht, hat das konjunkturelle Effekte in allen Schwellenländern, auch den Problemländern.
Fakt ist, dass die Eurozone als Wirtschaftsraum miteinem Anteil von circa 15% an der Weltwirtschaft zu Wachstum zurückkehrt (siehe PMIs).
Es gilt nicht, die spezifischen Probleme einiger Schwellenländer klein zu reden. Es gilt aber auch nicht, die globalen Erholungstendenzen mit Wirkungen auf Problemländer zu ignorieren. Ergo konstatieren wir, dass es derzeit viel Sturm im Wasserglas gibt.
Wir stimmen Herrn Weidmann und Herrn Draghi zu, dass es keinen Grund für Euphorie gibt. Wir stellen aber auch fest, dass weder die EZB nochdie Bundesbank das aktuelle Wirtschaftsklima oder die aktuelle Wirtschaftslage der Eurozone so antizipierten, wie sie sich darstellt. Fakt ist, dass Prognosen nach oben angepasst werden müssen.
Nach meinen jüngsten Besuchen in Frankfurt und diversen Gesprächen ist meine Zuversicht bezüglich der Konjunkturlage in Deutschland, aber auch in der Eurozone gestärkt, nicht vermindert.
Die Einlassungen von Herrn Snowden zu der Wirtschaftsspionage seitens der US-Geheimdienste sollten ernst genommen werden. Uns zugängliche anekdotische Evidenz bestätigen diese Einlassungen Snowdens. Was wir von Seiten der deutschen Politik hören, muss unter dem Aspekt der Diplomatie diskontiert werden.
Die Faktenlage zwingt zu der Erkenntnis, dass die Auseinandersetzung um Hegemonialmacht am Finanzmarkt, aber auch in den Feldern der Wirtschaft (Patente, Planungen, Übernahmen, Konditionen) ausgetragen wird. Hier wäre Naivität und Tatenlosigkeit mit einem Verrat an den kommenden Generationen gleichzusetzen. In der Regierung verantwortliche Politiker legen einen Eid ab, Schaden abzuwenden. Ergo sind wir zuversichtlich.
Der IFO-index überraschte positiv. Per Januar kam es zu einem Anstieg von zuvor 109,5 auf 110,6 Punkte. Die Konsensusprognose lag bei 110,0 Zählern. Der Index markierte damit den höchsten Stand seit Juli 2011.
Der Erwartungsindex verzeichnete eine Zunahme um 1,5 Punkte von 107,4 auf 108,9 Zähler. Der Index erreichte den höchsten Wert seit März 2011. Der Index der aktuellen Lagebeurteilung legte von 111,6 auf 112,4 Punkte zu und markierte den höchsten Wert seit Juni 2012.
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Die Absatz neuer Wohnimmobilien konnte per Berichtsmonat Dezember die Erwartungen nicht erfüllen. Es kam zu einem unerwarteten Rückgang um 7% auf 414.000 Objekte in der annualisierten Fassung. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 4,5% ein. Nachfolgender Chart belegt zwei Tatsachen.
Erstens ist das Absatzniveau im historischen Vergleich unverändert unbefriedigend. Es belegt implizit, dass der Wohnimmobilienmarkt ohne die Hilfe der Federal Reserve durch Anleiheankäufe (MBS) keine selbsttragenden Elementein erforderlichem Maße aufweist.
Der Rückgang in den letzten beiden Monaten von 463.000 auf 414.000 darf als "Warning Shot" des Marktes an eine zu sportliche Gangart derFed in der Reduzierung der MBS-Aufkäufe interpretiert werden.
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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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