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Schwellenländerspekulation verhindert faire Diskontierung der Erfolge der Eurozone

04.02.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3530 (07.47 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3477 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 100.95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 136.55. EUR-CHF oszilliert bei 1.2190.

Die Fokussierung der Finanzmärkte auf die Spekulation gegen Schwellenländer, die, wie wir gestern mit harten Fakten belegten, auf dünnem Eis ausgetragen wird, verhindert zunehmend und zusehends eine faire Diskontierung der Erfolge der Eurozone.

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass es darum geht, die USA latent aus dem negativen Fokus zu halten, da selbsttragende Elemente der Wirtschaft in den USA unausgeprägt bleiben. Mit der Eurozone klappt dieses Vorhaben des "Scapegoating" dank harter Fakten nicht mehr.

Ergo wird die nächste "Story" mit massiven "Market Spin" kreiert. Wen interessieren schon Fakten? Die waren bei "neuen Paradigmen" Greenspans, bei MBS und bei der europäischen Defizitkrise auch nicht gefragt. Lernkurven sind aus diesem Fehlverhalten am Markt derzeit nicht erkennbar.

Die Riege der willfährigen Opportunisten ist lang. Das zeigen die Erfahrungen der letzten gut 13 Jahre. Der Schaden, den diese Opportunisten zu verantworten haben, ist erheblich. Monatlich werden aktuell circa 120 Mrd. USD an Zusatzliquidität geschaffen und der Markt diskontiert Liquiditätsentzug (!) an allen Märkten mit der Ausnahme der AAA-Bonds, die von zunehmender Risikoaversion profitieren und dabei Kurs- Gewinnverhältnisse auf ungesundem hohen Niveau von circa 70 (Aktien bei 14!) und mehr generieren. „Food for thought!“ Qui
bono?

Werfen wir einen kurzen Blick auf die gestern vermeldeten Erfolge der Eurozone:

  • Staat wohl bald vor Rückzug bei spanischer Krisenbank Bankia
  • Automärkte in Frankreich und Spanien erholen sich
  • Aus der griechischen Wirtschaft kommen positive Signale

Frühindikatoren haben in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Die Einkaufsmanagerindices gehören zu dieser Gruppe der Indikatoren.

Gestern wurden die finalen Werte für den produzierenden Sektor der Eurozone von Markit per Berichtsmonat Januar veröffentlicht.

Im Monatsvergleich kam es zu einem Anstieg von zuvor 52,7 auf 54,0 Punkte. Die Prognose und der vorläufige Wert waren bei 53,9 Zählern angesiedelt.

Werte oberhalb von 50 Punkten signalisieren Wachstum. Mit 54,0 Punkten ist solide Expansion in diesem Wirtschaftsbereich auf der Agenda.

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Die Folge der positiven Meldungen äußern sich in einer schwächeren Bewertung des Euros (Tiefstkurse 1.3477) gegenüber dem USD und in Aktienmärkten, die unter Druck stehen. "Chapeau!" - Märkte sind effizient und immer frei ….

Die gestern veröffentlichten US-Daten enttäuschten für die Berichtszeiträume Dezember und Januar. In diesem Zeitraum kam es in den USA zu erheblichen Verwerfungen durch unübliche Wintereinbrüche. Diese Wetterkapriolen schlagen sich quantitativ in den Wirtschaftsdaten nieder. Ergo ist bei der Interpretation dieser aktuell schwachen Daten Vorsicht geboten. Vorschnell Trends daraus abzuleiten, wäre fahrlässig.

Der ISM-Index für den produzierenden Sektor enttäuschte die Märkte per Berichtsmonat Januar. Es wurde der niedrigste Wert seit Juni 2013 markiert. Die Wetterkapriolen spielen fraglos eine entscheidende Rolle. Dennoch bleibt festzustellen, dass sich seit Beginn des Abbaus des Aufbaus der Überschussliquidität Rückgänge dieses Index ergeben. Das sollte die Federal Reserve nachdenklich stimmen.

Wir sprachen zu Beginn dieses Kommentars von den nicht gegebenen selbsttragenden Kräften der US-Wirtschaft (2013 circa 12% Input via Defizit und Bondkäufe für 1,9% Output). Der markante Rückgang dieses Einkaufsmanagerindex von 56,5 auf 51,3 Punkte (Prognose 56,0) unterstreicht die Verwundbarkeit der US-Wirtschaft.

Interessant sind auch die Subindices. Inflation zieht an. Der Preisindex legte von 53,5 auf 60,5 Zähler zu. Der Beschäftigungsindex sank von 55,8 (Prognose 55,8) auf 52,3 Punkte. Der Auftragsindex brach von 64,4 auf 51,2 Zähler förmlich ein.

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Die US-Bauausgaben legten per Dezember im Monatsvergleich erwartungsgemäß um 0,1% zu. Der Vormonatswert wurde jedoch um 0,2% von +1,0% auf +0,8% nach unten revidiert. Ergo wurde auch hier der Konsensuswert für die Zweimonatsperiode verfehlt.

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In den USA kam es darüber hinaus im Januar zu massiven Einbrüchen im Kfz-Absatz. Toyota reüssierte mit einem Rückgang um -7,2%. GM brachte es auf -12%. VW erntete -19%. Ford meldete 9% weniger Absatz. Insgesamt ergab sich per Januar 2014 ein Absatz in Höhe von 15,2 nach zuvor 15,4 Mio. Kfz. Im November lag dieser Wert noch bei 16,4 Mio. (alles annualisierte Werte).

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Was macht die Federal Reserve im Februar, 10 Mrd. USD mehr oder 10 Mrd. USD weniger oder einfach mal eine Pause …. Der Qualitätsmangel der US-Wirtschaft sollte den Verantwortlichen der Federal Reserve sehr wohl bewusst sein.

Endet dann unter Umständen auch der "Spin" gegen die Schwellenländer, denn an Liquidität mangelt es bei einem Aufbau der Überschussliquidität um circa 120 Mrd. USD monatlich nun wahrlich nicht?

Fakt ist, dass die "Spin Master" mit ihren Anstrengungen Marktbewegungen forciert haben, die technisch orientierten Handel und Algo-Trading zu ihren willfährigen Helfern machen. Diese Kräfte sind nicht unerheblich. Dese Dynamik ist derzeit bestimmend.

US-Finanzminister Lew hat vor einer Zahlungsunfähigkeit der Regierung gewarnt. Ende Februar werde die Verschuldungsgrenze erreicht. Im Herbst hatten Kongress und Regierung die Grenze von 16,7 Billionen Dollar bis zum 7. Februar ausgesetzt. Aktuell stellt sich die Verschuldung auf 17,293 Mrd. USD (Quelle Public Debt, US Treasury). Sollte bis 7. Februar das Limit nicht angehoben werden, kann die US-Regierung durch kreative Finanzierung nur noch wenige Wochen durchhalten.

Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen USD-Käufe als so genannter "Safe Harbour" "unterhaltsam".

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EURUSD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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