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Überwiegend ermunternde Daten aus der Eurozone, wen interessiert das schon ...

05.02.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3505 (07.51 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3495 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 101.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 137.00. EUR-CHF oszilliert bei 1.2220.

Markttechnik und Algo-Trading gekoppelt mit "Market-Spin" und unter Umständen politischen Marktinteressen bestimmen das Bild. Harte Fakten, die überwiegend positive Überraschungstendenz haben, spielen derzeit eine untergeordnete Rolle. Das gilt für überwiegend positive Untermnehmensdaten ebenso wie für den Daten- und Nachrichtenpotpourri aus der Eurozone.

Wir sehen zarte Blüten am spanischen Arbeitsmarkt in der saisonal bereinigten Fassung. Griechenlands Finanzprobleme werden erkennbar kleiner. Der europäische Automarkt zieht an. Deutschlands Automarkt ist weit vorne zu Jahresbeginn. Der DIHK setzt die Wachstumsprognose hoch. Ja, in einer solchen Lage muss man dann erst einmal europäische Aktien zum Verkauf stellen und den Euro gegen den USD verkaufen.

Der "Market Spin" mit den Schwellenländern verfängt immer noch. Offensichtlich war der Datenpotpourri bezüglich Handelsbilanzen und Währungsreserven, den wir zur Versachlichung der Debatte an dieser Stelle zur Kenntnis brachten, nicht ausreichend.

Aus diesem Grunde erlauben wir uns folgende Einlassung. Die Anpassungen an den Devisenmärkten zu Lasten der Schwellenländer haben eine ökonomische Funktion. Sie verbessern die "Terms of Trade" der Länder. Sie machen ihre Waren und Dienstleistungen an den internationalen Märkten konkurrenzfähiger. Anders ausgedrückt ergibt sich aus der Neubewertung eine Art Konjunkturprogramm für die betroffenen Schwellenländer. Da Finanzmärkte angeblich die Zukunft diskontieren ist vor dem Hintergrund der hier zuvor dargestellten Tendenz der Handelsbilanzen (Konkurrenzfähigkeitsaspekt) und der Währungsreserven die Marktreaktion durchaus "sportlich".

Widmen wir uns dem Beispiel Brasiliens. In der Phase 2009 - 2011 ergab sich ein massiver Zufluss an internationalem Kapital. Aus diesem Grund wurde Kapitalzufuhr 2011/2012 erschwert. Zu diesem Zeitpunkt stellte sich der USD gegen den Real auf circa 1.60. Seit diesem Zeitpunkt hat sich der Real sukzessive von 1.60 auf aktuell 2.40 abgeschwächt. Damit wurde das Kursniveau von 2005 und 2008 wieder markiert. Die Konkurrenzfähigkeit Brasiliens wurde durch diese Anpassungen wiederhergestellt. Für die Zukunftsaussichten Brasiliens stellt die Veränderung der Währungsbewertung eine positive Indikation dar. Die Fehlbewertung bei 1.60 ist beendet.

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Reden wir über Schwellenländer. Reden wir über Indonesien, das prominent in den Fokus der aktuellen Debatte gerückt wurde. Per 4. Quartal legte die Wirtschaftsleistung im Jahresvergleich um 5,7% nach zuvor 5,6% zu. Es dominiert eine leicht positive Tendenz. Seit dem 1. Quartal 2012 bis zum 4. Quartal 2013 oszillierte das Wachstum zwischen 5,6% und 6,3%. Erlaubt 5,7% Wachstum vor diesem Hintergrund eine Krisendiskussion?

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Werfen wir einen Blick nach Russland, das ebenfalls von unseren "Freunden" mit Spekulation belastet wird. Der „Reserve Fund“ legte per Februarausweis um 7,4% im Monatsvergleich und um 18,6% im Jahresvergleich auf 3,07 Billionen Rubel zu. Fakten sprechen bisweilen für sich! Sieht so Krise aus?

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Die Erzeugerpreise der Eurozone offerierten keine wesentlichen neuen Erkenntnisse. Im Monatsvergleich kam es per Dezember zu einem Anstieg um 0,2% nach zuvor -0,1%. Im Jahresvergleich stellte sich eine Rückgang um -0,8% (Prognose -0,9%) nach zuvor -1,2% ein.

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Das Einkaufsmanagerindex für das Baugewerbe legte in dem Vereinigten Königreich per Januar unerwartet von zuvor 62,1 auf 64,6 Punkte zu. Die Prognose lag bei 61,5 Zählern. Der Index markierte den höchsten Wert seit 6 ½ Jahren. Ergo läuft Konjunktur auch im UK besser, ebenso wie in der Eurozone.

Die Nachrichten aus den USA fielen dagegen durchwachsen aus. Der Auftragseingang der US-Industrie sank per Dezember um -1,5%. Die Prognose war bei -1,7% angesiedelt. Der Vormonatswert wurde von +1,8% auf +1,5% revidiert. Ergo kam es zu einer leichten und unwesentlichen Verfehlung des Konsensuswerts für die Zweimonatsperiode November/Dezember.

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Positiv entwickelte sich der regionale ISM-NY Report. Per Januar stellte sich eine Zunahme von 615,4 auf 622,6 Punkte ein. Die Subindices spiegelten dieses positive Bild weitgehend.

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Wer auf belastbare Fakten schaut, muss bezüglich des Zustands der aktuellen Marktpsychologie irritiert sein. Fakten ebenso wie ökonomische Erkenntnisse stehen der Gemütsverfassung diametral gegenüber.

Hat diese Entwicklung unter Umständen mit finanzieller Repression zu tun? Inflationserwartungen sollen auf niedrigem Niveau verankert werden. Das Zinsniveau am Kapitalmarkt soll auf niedrigem Niveau oszillieren.

Zu Jahresbeginn lag die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe bei 1,95%. Seitdem kommt es zu positiven Überraschungen bei Daten und Nachrichten aus der Eurozone. Derzeit stellt sich die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe auf 1,65%. Leichte Überhitzungen am Aktienmarkt sind neutralisiert. "Food for plenty of thought!"

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EURUSD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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