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EZB-Ratssitzung setzt Akzente - US-Arbeitsmarktbericht im Fokus - Ansehen der EU

07.02.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3585 (07.56 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3483 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138.85. EUR-CHF oszilliert bei 1.2240.

Die EZB hat gestern ein hohes Maß an Gelassenheit dokumentiert. Manch ein Marktteilnehmer war enttäuscht. Gerade aus London und NY wurde Aktionismus der EZB erwartet. Gut, dass diese Erwartungen aus belastbaren Gründen nicht erfüllt wurden! Vielleicht wurde aus dieser Frustration heraus ein "Flash Crash“ bei dem DAX-Future initialisiert. In der Folge der Zinsentscheidung brach der Future auf circa 9010 Punkte ein. Wir nehmen das zur Kenntnis. Technik ist klasse …

Das Zinsniveau wird zunächst nicht weiter verändert. Alle Optionen sind offen. Es wurde die Erholung in der Eurozone angemessen zur Kenntnis genommen. Es wurde auf die fraglos gegebene Heterogenität der konjunkturellen Entwicklung Bezug genommen. Das Risiko ausgehend von den Schwellenländern (meines Erachtens Sturm im Wasserglas!) wurde thematisiert. Trotz der niedrigen Teuerung in der Euro-Zone sieht EZB-Chef Mario Draghi derzeit keine Gefahr eines konjunkturschädlichen Preisverfalls. "Die Antwort ist: Es gibt keine Deflation." Preisinflation soll zunächst auf dem niedrigen Niveau verankert bleiben, um dann sukzessive, aber unspektakulär anzusteigen.

Die EZB ist nach den Erfahrungen der letzten sechs Jahre aus guten Gründen verhalten. Die anekdotische Evidenz zwingt förmlich zu einer derartigen Einstellung. Aus diesem Grund hat die EZB jedoch auch die Erholung 2010/2011 unterschätzt.

Sofern es nicht zu politischen Unfällen kommt, ist ein vergleichbares Szenario wie 2010/2011 in den Jahren 2014/2015 möglich, da wie zuvor 2010/2011 Untersättigungseffekte in der globalen Zyklik vorliegen, die aufzuholen sind.

Wir freuen uns sehr, dass das Thema Schwellenländer abebbt. Es gibt spezifische Probleme in einigen Ländern, unter ihnen Argentinien, Venezuela und Türkei, die individuell zu beordnen sind. Es ist kein Thema, dass flächendeckend oder systemisch ist.

Offensichtlich hört nicht nur die NSA ab. Die Einlassungen der US-Spitzendiplomatin zur EU im bilateralen Gespräch mit einem anderen hochrangigen US-Diplomaten sprechen für sich selbst. Respekt sieht anders aus. Äußern sich Freunde derartig?

Ja, es gab eine Entschuldigung. Was ist denn nun wahr, die interne Einlassung gegenüber einem Kollegen oder die Entschuldigung? Für Naivität ist kein Raum in unserer Politik. Heute steht der US-Arbeitsmarktbericht per Januar im Fokus. Die Arbeitslosenerstanträge und weitere verfügbare Datenpools implizieren eine Fortsetzung der Arbeitsplatzaufbaus.

Nachdem der Vormonat mit einem Aufbau um nur 74.000 Jobs enttäuschte und im Widerspruch zu den ADP-Daten stand, halten wir in der heutigen Veröffentlichung Werte von 150.000 oder mehr für realistisch.

Die US-Arbeitslosenquote ist für uns zunehmend irrelevant. Die sinkende Partizipationsquote verstellt das Wahrnehmungsbild in erheblichem Maße. Diese sinkenden Quoten abzufeiern, wäre Ausdruck einer potenten Realitätsverweigerung.

Der Auftragseingang der deutschen Industrie konnte die Erwartungen per Dezember nicht erfüllen. Im Monatsvergleich kam es zu einem Rückgang um -0,5%. Die Prognose lag bei +0,4%.

Die Revision des Vormonatswerts von +2,1% auf +2,4% ist fraglos erfrischend. Sie konnte jedoch nicht die enttäuschende Entwicklung per Dezember wettmachen. Im letzten Jahr war der Dezember geprägt von vielen Feiertagen. Saisonale Bereinigungsmuster sind vor diesem Hintergrund nicht immer treffend.

Fakt ist, dass es in der Zweimonatsperiode zu einem Anstieg um 1,9% gekommen ist. Im Jahresvergleich stellte sich eine solide Zunahme per Dezember um 5,5% nach zuvor 7,2% per November ein.

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Der aus den USA offerierte Datencocktail bot Licht und Schatten.

Der "Challenger Report", der Aufschluss über die Anzahl der betroffenen Jobs bei Massenentlassungen bietet, wies per Januar 45.100 nach zuvor 30.600 Entlassungen (tiefster Wert der letzten 12 Monate) aus. Der harte Wintereinbruch spielt hier fraglos eine Rolle.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass trotz des deutlichen Anstiegs im Monatsvergleich die Anzahl der Entlassungen in der Bandbreite der letzten 12 Berichtsmonate liegt, die von Aufbau der Beschäftigung in den USA geprägt war.

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Die Arbeitslosenerstanträge sanken in der Berichtswoche per 2. Februar von zuvor 351.000 auf 331.000. Die Prognose lag bei 335.000. Damit bewegen sich die Erstanträge in bekannten Fahrwassern. Der Blick auf den langfristigen Chart verdeutlicht, dass dieses Niveau als unprekär definiert werden muss.

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Nach Berechnungsgrundlagen des Bureau of Labor Statistics legte die Produktivität in den USA per 4. Quartal gemäß vorläufigen Berechnungen sportlich um 3,2% nach zuvor 3,6% (annualisierte Werte) zu.

Wir freuen uns für die USA. Wir geben zu bedenken, dass die Qualität der Daten des BIP und daraus abgeleitet der Produktivität nicht notwendig mit europäischen Pendants vergleichbar
sind.

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Das Handelsbilanzdefizit der USA nahm per Berichtsmonat Dezember von zuvor -34,3 Mrd. unerwartet auf -38,7 Mrd. USD zu. Die Prognose war bei -35,5 Mrd. USD angesiedelt. Der Chart belegt unter Schwankungen eine leichte Tendenz der Besserung über die letzten 12 Monate. Unverändert ist das Defizit jedoch chronisch.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EURUSD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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