Frau Yellen im Fokus - Griechenland und Portugal punkten
11.02.2014 | Folker Hellmeyer
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Heute tritt Frau Yellen, die neue Chefin der US-Zentralbank, vor das Repräsentantenhaus, um ihre Zins- und Geldpolitik zu erörtern. Der Finanzmarkt schaut interessiert nach Washington. Nachhaltige Veränderungen stehen unseres Erachtens nicht auf der Agenda. Mit einem „steady hand“ Ansatz ist Frau Yellen gut beraten.
Die jüngsten Veröffentlichungen aus den USA gaben keinen Anlass, von einer sportlichen weiteren Reduzierung der Anleiheankäufe auszugehen.Überwiegend enttäuschten die Daten sowohl des Arbeitsmarkts als auch bezüglich der Konjunkturlage in dem produzierenden Sektor (ISM). Entscheidend für die enttäuschenden Daten war ohne wenn und aber der harte Wintereinbruch. Gleichzeitig bleibt festzustellen, dass die selbsttragenden Kräfte in der US-Wirtschaft unverändert unausgeprägt sind.
In diesem Zusammenhang betonte Herr Fischer (Fed-Gouverneur), dass es auch Flexibilität in Richtung einer erneuten Ausweitung der quantitativen Maßnahmen geben kann, sofern es der Datenkranz erforderlich machen sollte.
Ergo ist eine unaufgeregte Politik der ruhigen Handdas Szenario, das von Frau Yellen erwartet werden darf. Wir sind sehr erfreut, dass die Nachrichtenlage bezüglich der konjunkturellen Entwicklungen sowohl in Griechenland als auch in Portugal positivausfallen.
Wir haben in der Vergangenheit immer wieder darauf verwiesen (und sehr viel unsachlichen "Shitstorm" oder Ignoranz geerntet), dass strukturelle Anpassungen im Zeitverlauf konjunkturelle Folgen haben. Die konjunkturelle Aufhellung hat dann fiskalische Folgen.
Der Verweis auf die strukturellen Gesundungen fiel sehr lange auf taube Ohren. Dieser elementare Zusammenhang, der jedem sachlich orientierten Ökonomen bewusst sein sollte, wurde von einigen prominenten Experten als auch denmaßgeblichen medialen Kanälen in der Vergangenheit erfolgreich ausgeblendet und war wesentlich für eine negative Haltung in der deutschen Öffentlichkeit gegenüber EZB und europäischer Solidarität verantwortlich. In diesem Zusammenhang erlauben wir uns darauf zu verweisen, dass der Target-2 Saldo der Bundesbank weiter sinkt. Der Anstieg wurde so lautstark begleitet und der Rückgang von 751 auf jetzt 500 Mrd. Euro wird so massiv ignoriert. "Chapeau!"
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Hinsichtlich der ausgeglichenen oder sogar überwiegend aktiven Waren- und Dienstleistungsbilanzen der Reformländer drückt derTarget-Saldo heute maßgeblich die Kapitalflucht während der akuten Defizitkrise aus. Das endogen zu Grunde liegende Problem der defizitären Waren- und Dienstleistungsbilanzdefizite (Quelle Eurostat) ist längst bereinigt.
Waren- und Dienstleistungsbilanz Krisenländer (Target)
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Gestern stand lediglich der Sentix-Index der Eurozone auf der Agenda: Hier kam es unerwartet zu einem Anstieg von zuvor 11,9 auf 13,3 Punkte. Die Prognose lag bei 10,7 Zählern. Damit wurde der höchste Indexwert seit April 2011 markiert.
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Die Schweiz läuft mittel- und langfristig hohe konjunkturelle und damit als Folge strukturelle Risiken.
Der Weg, sich national über "Cherry-Picking" zu bereichern, wird nicht funktionieren. Der Preis für diese Ausrichtung wird voraussichtlich teuer sein. Die Kräfte, die Deutschland diese Richtung weisen, vertreten damit nicht notwendig die Interessen des so genannten "kleines Mannes", ganz im Gegenteil! "Food for thought!"
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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