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Wirtschaft blick auf Notenbanken - Entscheidungen voraus

28.02.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3698 (07.39 Uhr), nachdem im US-Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3680 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 101.82. In der Folge notiert EUR-JPY bei 139.45. EUR-CHF oszilliert bei 1.2174.

In der momentanen Situation bleiben die Notenbankenmit ihren letzten Aussagen im Fokus. Die Märkte senden unterschiedliche Signale und in der kommenden Woche stehen neue Notenbank-Entscheidungen auf der Agenda. Da wird noch einmal genauer hingesehen als sonst üblich.

Besonders in der aktuellen Lage, wo in den USA Wetterkapriolen wüten und in Europa eine sehr schwache Inflationserwartung die kommenden Entscheidungen noch weninger einschätzbar machen, erhoffen sich die Marktteilnehmer Erkenntnisse "zwischen den Zeilen" der Redeprotokolle.

EZB-Präsident Draghi warnte erst kürzlich wieder vor einer dauerhaft niedrigen Inflation. Er sieht die Eurozone nicht am Rand einer Deflation. Für den Notenbankchef sieht es derzeit nicht danach aus, dass Konsumenten bewusst Ausgabenaufschieben. Dies hätte zur Folge, dass sich eine Spirale aus fallenden Preisen und sparenden Unternehmen angestoßen würde. Nach den letzten Zahlen zeichnet sich aber wohl ab, dass die EZB erst einmal keine neuen Maßnahmen ergreift. Was da heute die Inflationszahlen bringen, werden wir beobachten. Ob nun 0,7 Prozent oder 0,8 Prozent Inflation ausgewiesen werden ist ein akademischer Unterschied und wird voraussichtlich nicht eine direkte Reaktion seitens der Notenbank provozieren.

Aus den USA gab es gestern Neuigkeiten von der FED.Die neue Notenbankchefin Janet Yellen erläuterte den Senatoren die zukünftige Geldpolitik. Der Termin sollte bereits vor zwei Wochen stattfinden, wurde aber aufgrund der besonderen Wetterlage verschoben.

Grundsätzlich bestätigte sie, dass das Tapering in maßvollem Umfang fortgesetzt werden soll und dass man weiterhin den Arbeitsmarkt als wichtige Richtgröße zu Grunde legt. Allerdings wich sie von der bisher definierten 6,5 Prozent-Arbeitslosenzahl ab, indem sie die Qualität der Jobs in Frage stellte. So sprach sie unter anderem davon, dass ungewöhnlich viele Amerikaner in Teilzeit arbeiten und man sich an derQualität der Jobs orientieren möchte.

Unsere kritischen Ansichten bezüglich der Qualität der US-Arbeitsmarktdaten setzen wir an dieser Stelle als bekannt voraus.

Eine wichtige Message der Notenbank war außerdem, dass die wirtschaftliche Erholung im Gange ist und Fortschritte festgestellt werden. Dieletzten Zahlen bestätigen diese Einschätzung, da sich trotz der schwierigen Wetterbedingungen der vorsichtige Aufschwung weiter fortgesetzt hat. Auf dem Wohnungsmarkt siehtes dagegen anders aus. Hier gab es zuletzt eine Reihe von Dämpfern, die wieder einmal deutlich gemacht haben, dass die bisherige Erholung auf die große staatliche Subventionierung zurückzuführen war und keineswegs aus selbstheilenden Kräften bestand. Diezukünftige Notenbankpolitik (Reduzierung ABS-Käufe, Zinsanpassung) erschwert die Erholung auf diesem psychologisch wichtigen Markt.

Nachdem der kalte und extrem schneereiche Winter die Wirtschaft seit dem Ende des letzten Jahr negativ beeinträchtigt, mache sie auch klar, dass die FED auch bereit sein würde, beim Drosseln der Geldspritzen umzusteuern und nicht stur am vorgegebenen Kurs festhalten würde. Sie muss auch die Schwellenländer im Blick behalten, die sehr sensibel in der Vergangenheit auf die US-Notenbankpolitik reagiert haben. Eine Normalisierung ist vor diesem schwierig zu managenden Hintergrund wohl erst in Jahren ins Auge zu fassen. Die Aussagen lassen nun erstmals den Schluss zu, dass der Ausstieg aus der Überschussliquidität nun bereits im Herbst statt erst am Ende des Jahres erreicht sein könnte.

Die Zinsen dagegen, die momentan und seit 2008 bei 0,00-0,25 Prozent liegen, sollen erst ab Sommer 2015 wieder moderat steigen.

Daten von Gestern:

Der Index für das Wirtschaftsvertrauen in der Eurozone ist im Februar überraschend erneut gestiegen. Der Index legte unerwartet von 101,0 auf101,2 Zähler zu. Damit markiert der Index das höchste Niveau seit Juli 2011. Im Vorfeldwurde mit einem leichten Rücksetzer gerechnet.

Der Subindex für die Industrie legte von -3,8 Punkte auf -3,4 zu. Einen kräftigeren Sprung nach vorne zeigte der Dienstleistungssektor mit 3,2Punkten nach zuvor 2,3. Dagegen sackte das Verbrauchervertrauen um einen Zähler auf -12,7 ab.

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Im Januar fielen die US-Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter um 1 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Damit setzte sich der schwache Dezembertrend (-5,3 Prozent) auch im neuen Jahr fort. Trotzdem fielen sie weniger schwach aus als befürchtet. Ohne den volatilen Transportsektor fiel die Zahl aber deutlich anders aus. Demnach liegt die Januarzahl bei +1,1 Prozent. Die Aufträge im Automobilsektor lagen um 2,2 Prozent tiefer, die Aufträge für Computer waren dagegen eine Positivüberraschungmit 4,7 Prozent. Das ist unter dem Strich ein positiver Akzent.

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Auch im Januar hat sich die Kreditsituation in Europa nicht gebessert. Die anhaltende Kreditklemme wurde mit einem niedrigeren Kreditvolumen von 2,2 Prozent im Januar fortgesetzt. Bei Unternehmensdarlehen zeigen sich drastische Auswüchse. In Spanien wurden 10 Prozent weniger Kreditvolumen vergeben als im Jahr zuvor, in Italien sah die Lage mit minus 5 Prozent ebenfalls alles andere als gut aus. In Euro ausgedrückt lag die Gesamtsumme im Januar um 12 Milliarden unter der des Vorjahres.

Schon werden die Spekulationen um mögliche Reaktionen der EZB wieder lauter. Schließlich ist ihr die schwache Kreditvergabe schon lange ein Dorn im Auge. Die EZB hat zuletzt wieder betont, auch die Möglichkeit eines Strafzinses für Banken, die ihr Geld bei der EZB parken, umsetzen zu können. Auch das Absenken des öffentlichkeitswirksamen Leitzinssatzes von derzeit 0,25 Prozent auf 0,00 Prozent bleibt eine Option. Wir bleiben gespannt…

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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