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Ukraine Limbo setzt sich fort - EZB-Ratssitzung im Fokus - EUR-Daten gut!

06.03.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3728 (07.56 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3708 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102.68. In der Folge notiert EUR-JPY bei 140.95. EUR-CHF oszilliert bei 1.2196.

Die Lage um die Ukraine ist entschärft, aber noch nicht entspannt. Das Außenministertreffen brachte nicht den von westlicher Seite erwarteten Durchbruch. Das mag damit zusammenhängen, dass die russische Seite nicht bereit war und ist, dem Machtanspruch des Westens auf die Ukraine, der implizit im Raum steht, nachzugeben. In Diplomatensprache lautet das dann wie folgt: Russlands Außenminister Sergej Lawrow kritisiert das Vorgehen der "Partner" seines Landes auf Ebene der OSZE und der Nato. Eine Atmosphäre des Dialogs und der konstruktiven Zusammenarbeit werde so nichtgeschaffen.

Derzeit kursieren am Markt Zahlen, dass der "Westen" die Opposition mit 5 Mrd. USD unterstützte, um die aktuelle Situation herbeizuführen. Wir können diese Daten nicht verifizieren.

Hinsichtlich der Interventionen des Westens in Syrien und weiteren wichtigen geostrategischen Regionen während der letzten Jahre, wäre es jedoch naiv, zu glauben, dass eine derartige Intervention in welcher Höhe auch immer, nicht wesentliche Grundlage der jüngsten Entwicklung wäre.

Es stellt sich auch die Frage vor dem Hintergrund Syrien und Irak, wie viel Leid durch diese geostrategische Politik in den betreffenden Länderndurch den Westen zu verantworten ist. Ist dieser Preis angemessen?

Es geht uns nicht darum, korrupten oder oligarchischen Regimes das Wort zu reden. Es geht um die Frage, ob derartige Interventionen des Westens nicht auch Verletzungen des Völkerrechts darstellen. Es geht auch darum, den Wertekanon, den der Westen vertritt, nicht aus den Augen zu verlieren. Die Schäden, die diesbezüglich bereits seit Beginn des neuen Jahrtausends verursacht wurden, sind bekanntermaßenerheblich. Die Reaktionen, die es im Irak und auch zuletzt in Afghanistan gab, belegen definitiv, dass Glaubwürdigkeitsverluste des Westens erheblich sind.

Heute steht die EZB-Ratssitzung im Fokus der Finanzmärkte. Wie empfehlen und erwarten eine Politik der ruhigen und unaufgeregten Hand. Die EZB ist gut beraten, sich alle Optionen offen zu halten und auf die merkliche Erholung in der Eurozone abzuheben. Das Dilemma der mangelnden Kreditvergabe in der Eurozone ist nicht durch die Geld- und Zinspolitik der EZB lösbar. Das sollte auch der IWFanerkennen.

Das Problem für Banken in der Eurozone besteht darin, dass man von den Banken mehr Kreditvergabe fordert und gleichzeitig bei dem Stresstest der Banken "Blut" wegen Glaubwürdigkeit an den internationalen Märkten sehen will. Ist das sachlich, dass man Stresskriterien danach ausrichtet? Stresskriterien können auch absurde Niveaus erreichen.

Wenn die Welt zusammenbricht, brechen logischerweise auch die Banken zusammen … Welcher Vorstand einer Bank wagt sich vor diesem Hintergrund mit sportlicher Ausweitung des Kreditportfolios vor dem Stresstest aus der Deckung?

Offensichtlich ist das System korrespondierender Röhren bei vielen Verantwortlichen für Konjunktur und Regulierung in der Politik und EU/EZB nicht unerheblich gestört. In Bremen sind wir ob dieses Dilemmas, das selbstverschuldet ist, leicht irritiert.

Wenn Wirtschaftsdaten in der Eurozone besser werden, erholt sich auch die Qualität der Bankbilanzen. Dieses Bild der unerwarteten Verbesserung kann man mit einem nicht adäquaten Stresstest natürlich sportlich konterkarieren.

Werfen wir einen Blick auf die gestern veröffentlichten Daten aus der Eurozone:

Der Dienstleistungsindex von Markit lieferte per Februar für die Eurozone einen unerwarteten Anstieg von 51,7 auf 52,6 Punkte. Die Prognose lag bei 51,7 Zählern.

Der Composite Index (Produktion und Dienstleistung)legte von 52,7 auf 53,3 Punkte zu. Hier lag die Prognose bei 52,7 Zählern. Damit wurde der höchste Wert seit 32 Monaten markiert.Daraus leitet sich ab, dass die Eurozone das höchste Wachstum seit 2 ½ Jahren vorweist.

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Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone legten per Januar im Monatsvergleich um +1,6% (Prognose +0,8%) zu. Der Vormonatswert wurde von -1,6% auf -1,3% revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um +1,3% nach zuvor -0,4% (revidiert von -1,0%). Der Chart bildet die Veränderung auf Jahresbasis ab– der Trend ist klar erkennbar!

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Die erste Revision des BIP der Eurozone per 4. Quartal 2013 lieferte keine neuen Erkenntnisse. Es kam im Quartalsvergleich zu einem Anstieg um 0,3%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Wachstum um 0,5% nach zuvor -0,3% ein.

Das Fazit für die Eurozone lautet, dass wir nach den strukturellen Anpassungen der letzten Jahre, die sich auf die Ökonomie kontraktiv auswirkten (=Ausdruck der Anpassung), nun auf Die erste Revision des BIP der Eurozone per 4. Quartal 2013 lieferte keine neuen Erkenntnisse. Es kam im Quartalsvergleich zu einem Anstieg um 0,3%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Wachstum um 0,5% nach zuvor -0,3% ein.

Das Fazit für die Eurozone lautet, dass wir nach den strukturellen Anpassungen der letzten Jahre, die sich auf die Ökonomie kontraktiv auswirkten (=Ausdruck der Anpassung), nun auf den Wachstumsweg einkehren. Bezüglich der umgesetzten fiskalischen Reformen, stehen nun Skaleneffekte im Raum, die positive Effekte beider Reduktion der Defizite mit sich bringen werden.

Wir weisen auf Unfallgefahren hin. Sachlich nicht angemessene Stresstests könnten geeignet sein, diese Heilungsprozesse temporär zu unterbinden. "Food for thought!"

Aus den USA erreichte uns ein enttäuschender Datenpotpourri:

Der "ADP-Employment Report", der Auskunft über die Veränderung der Beschäftigung in der Privatwirtschaft gibt, verfehlte mit 139.000 neu geschaffenen Jobs per Februar klar die bei 156.000 angesiedelte Konsensusprognose. Mehr noch wurde der Vormonatswert drastisch von 175.000 auf 127.000 nach unten revidiert.

Maßgeblich sind die Wetterkapriolen für die schwache Entwicklung verantwortlich. Ergo halten wir uns mit einer Extrapolation dieser Tendenz zurück.

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Der ISM-Dienstleistungsindex sank per Februar unerwartet von zuvor 54,0 auf 51,6 Punkte. Die Prognose lag bei 53,5 Zählern.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht die negative Tendenz beginnend ab September letzten Jahres, als es noch keine Wetterkapriolen gab. Hat die Schwäche vielleicht doch etwas mit dem Abbau der Subventionsmaßnahmen der Fed zu tun? Sind die selbsttragenden Kräfte der US-Wirtschaft unter Umständen zu unausgeprägt?

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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