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Krim-Konflikt weiter im Fokus - US-Arbeitsmarktbericht positiv

10.03.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3882 (07.45 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3853 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103.10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143.15. EUR-CHF oszilliert bei 1.2175.

Die Krimkrise setzt sich weiter fort und belastet die Finanzmärkte. Je länger sie sich fortsetzen wird, desto wahrscheinlicher wird auch realwirtschaftlicher Schaden. Die Warnungen der deutschen Industrie stehen im Raum.

Wir sind über die westliche Position irritiert. Werfen wir einen Blick auf die Fakten:

  • Unsere "Freunde" finanzierten die Opposition in der Ukraine massiv, was einen exogenen Einfluss in innere Angelegenheiten darstellt (zuvor war dieses Muster schon in Nordafrika und Syrien angewandt worden - mit welchen demokratischen Folgen?)

  • Fakt ist, dass die Ukraine eines der korruptesten Länder der Welt ist und jedwede nachhaltige Demokratisierung (orangene Revolution) scheiterte. Westliche Unternehmen, die dort aktiv wurden, sind und waren mehr als ernüchtert (O-Ton "Nie wieder!").

  • Würde sich der Westen eine Einmischung in innere Angelegenheiten etwa durch Kräfte aus China oder Russland gefallen lassen?

  • Der Westen ist bereit, eine Regierung anzuerkennen, die rechtlich keine Verankerung (Verfassung) hat.

  • Mehr noch ist der Westen bereit, losgelöst von qualitativen oder quantitativen Kriterien massive Finanzunterstützung dieser qualitativ höchst fragwürdigen (Rechtsextreme, Oligarchen) Regierung zukommen zu lassen.

  • Als maßgebliche Begründung der westlichen Positionwird der demokratische Volkswille thematisiert.

  • Gleichzeitig ist offensichtlich, dass der Volkswille im Osten der Ukraine vollständig anders aussieht. Das gilt vor allen Dingen für die Krim.

Ist der Volkswille der westlichen Ukraine höherwertig als der Volkswille auf der Krim und in der östlichen Ukraine? Sind Westukrainer höherwertige politische Subjekte als Ostukrainer mit russischem Hintergrund?

Der Verweis auf Völkerrecht seitens des Westens istfragwürdig hinsichtlich der Anerkennung der nicht verfassungsgemäß zustande gekommenen Regierung der Ukraine im Schweinsgalopp.

Wir liefern Fakten und stellen Fragen. Vielleicht geben Sie uns Antworten?

Wir sind mit einem politischen Dilemma konfrontiert.

Einfache Lösungen sind nicht erkennbar. Das hat eben auch mit dem Tempo der Anerkennung der neuen Regierung der Ukraine durch den Westen zu tun (Fakten schaffen). Der Eindruck entsteht vor dem Hintergrund der Qualität der in dieser ukrainischen Regierung agierenden Personen, dass es nicht um unsere westliche Werteskala, sondern um kalte Machtpolitik geht, die in den letzten Jahren dort, wo sie angewandt wurde, zu massivsten Chaos und nicht ansatzweise zur Demokratie und Wahrung der Menschenrechte geführt hat.

Russland wird die eigene Position nicht räumen. DerWesten wird mit einem nicht unerheblichen Maß an Selbstgerechtigkeit sanktionieren. Diese Politik wird die westlichen Länder treffen, die wirtschaftlich mit dieser Region am engsten zusammenarbeiten und schafft ein Klima, das Erinnerungen an den Kalten Krieg weckt.

Fazit: Der erste "schwarze Schwan" des Jahres 2014 wurde geliefert!

Werfen wir einen Blick zurück auf die letzten gut 13 Jahre im Rahmen einer Abstraktion. Der "Westen" war gut, Feuer in der Welt anzuzünden (Afghanistan, Irak, Nordafrika, Syrien und jetzt Ukraine), ohne in der Lage zu sein, die gelegten Feuer zu beherrschen oder zu löschen.

Der Wertekanon, den wir als Mantel dieser Intervention nutzten, ist nicht in leisesten Ansätzen in diesen Regionen umgesetzt worden. - Macht das nachdenklich? Die deutsche Industrieproduktion setzte am Freitag positive Akzente. Per Januar ergab sich ein Anstieg im Monatsvergleich um 0,8% (Prognose 0,7%). Der Vormonatswert wurde von -0,6% auf +0,1% revidiert. Damit lag der positive Überraschungswert bei 0,8% in der Zweimonatsperiode!

Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 5,0% nach zuvor 3,6%.

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Der US-Arbeitsmarktbericht fiel hinsichtlich der "Nonfarm Payrolls" besser als erwartet aus. 175.000 neue Jobs sollen geschaffen worden sein. Die Prognose lag bei 149.000. Der Vormonatswert wurde von 113.000 auf 129.000 revidiert. Die Arbeitslosenquote legte von 6,6% auf 6,7% zu. Die Partizipationsrate bleibt bei63% für US-Verhältnisse auf prekärem Niveau.

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Das Defizit der US-Handelsbilanz stellte sich per Berichtsmonat Januar auf 39,1 Mrd. USD nach zuvor 39,0 Mrd. USD. Die Defizite sind chronischer Natur.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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