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Große Goldfutures-Käufe

19.03.2014  |  Adam Hamilton
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Um die Folgen der großen Goldfutures-Käufe in diesem Jahr zu erfassen, muss man zwangsläufig den Kontext der großen Goldfutures-Verkäufe im letzten Jahr verstehen. Gold stürzte in der ersten Hälfte des letzten Jahres um 26,4% infolge dreier einzelner Abverkäufe, die alle bedeutendeFutures-Verkäufe beinhalteten. Im letzten Februar begann alles, als Gold aufgrund eines Angriffs der Pessimisten im Futures-Markt fiel, während ein Großteil der asiatischen Trader im Zuge der wochenlangen Feiern zum chinesischen Neujahr abwesend war.

US-amerikanische Spekulanten lösten diesen Absturz von 6,7% über zwei Wochen aus, indem sie Goldfutures aggressiv leerverkauften. Im Endeffekt liehen sie Gold von anderen Händlern, verkauften es und hofften dann, es anschließend günstiger zurückkaufen zu können, um ihre Schulden zurückzuzahlen, nachdem der Preis gefallen war. Die gesamten Short-Wetten der Spekulanten stiegen in dieser Zeit um über 50.000 Kontrakte! Das ist wirklich enorm, denn jeder Futures-Kontrakt steht für 100 Feinunzen Gold.

Dass innerhalb nur weniger Wochen umgerechnet 5 Mio. Unzen oder 155,5 t Gold auf die Märkte geworfen wurden, hatte brutale Folgen. Zu diesem Zeitpunkt im letzten Jahr betrugen die gesamten physischen Goldabflüsse von verschiedenen GLD-Anteilsverkäufen nur 51,6 t über sieben Wochen hinweg. Das zwang Gold herunter in die Nähe der mehrjährigen, kritischen Unterstützung bei 1.550 $, was den Grundstein für den erschreckenden, panikartigen Absturz im April legte. Sobald diese technische Linie durchbrochen war, brach das Chaos aus.

Als die 1.550 $ Mitte April nicht mehr hielten, stürzte Gold in nur zwei Handelstagen um 13,8%! Gold hatte drei Jahrzehnte nichts auch nur annähernd ähnliches erlebt, es war verrückt. Das Brechen dieser entscheidenden Unterstützung löste Stop-Loss-Verkaufsorders bei den Goldfutures-Longkontrakten von Spekulanten aus, daher waren sie zur Liquidation gezwungen. Das wiederum führte zu Nachschusspflichten anderer Trader, was einen Teufelskreis des Verkaufens auslöste. Leider verdecken die wöchentlichen CoT-Daten diese Anomalie.

Die CoT-Berichte sind immer aktuell für den Handelsschluss jedes Dienstags. Der panikartige Goldabsturz Mitte April geschah an einem Freitag und Montag, direkt in der Mitte einer CoT-Woche. Während viele Händler durch die Stopp-Loss-OrdersLongkontrakte abstießen, kauften viele andere Händler sie aggressiv, weil der Goldabverkauf so extrem war. Trotz der unscheinbaren wöchentlichen CoT-Änderungen gab es innerhalb dieser Woche also massive Volumenbewegungen und viel Wirbel.

Dieses Ereignis war so angsteinflößend, dass es Futures-Spekulanten zu einer extrem pessimistischen Einstellung veranlasste. Wie bei allen Extremen gingen sie davon aus, dass die Anomalie der Beginn eines neuen Trends wäre, der für einige Zeit anhalten würde. Daraufhin stießen sie auch weiter schonungslos Goldfutures ab und verwandelten ihre Wetten in eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Zwischen Ende April, kurz nach diesem Absturz, und Anfang Juli flohen Spekulanten in noch nie gesehenem Maße aus Goldfutures.

In der Grafik ist dies erkennbar: die fallende grüne Linie zeigt den Verkauf von Long-Positionen und die steigende rote die wachsenden Short-Wetten. Im Futures-Handel entspricht der Einfluss beim Verkauf einer existierenden Long-Position genau dem beim Verkauf zur Schaffung einer neuen Short-Position. Das Shorten verstärkte sich, als Gold im Juni erneut fiel, nachdem dem Ben Bernanke den optimalsten Zeitplan der Fed für eine Verlangsamung der Schuldenmonetisierung im Rahmen von QE3 vorstellte.

2013 war so wenig ein normales Jahr für Gold, wie man sich nur vorstellen kann. Es war nicht nur das schlimmste Jahr für Gold in fast einem Drittel eines Jahrhunderts, das zweite Quartal war außerdem das schlimmste Quartal für Gold in unglaublichen 93 Jahren! Diese einmaligen Goldabverkäufe, die wir vergangenen April und Juni sahen, passieren einfach nicht, sie sind äußerst selten. Es gab also keine Zweifel, dass sowohl die extrem pessimistische Einstellung der Futures-Spekulanten als auch die daraus resultierenden Wetten nicht normal waren.

Als ich versuchte festzustellen, wie vollkommen abwegig all das Mitte letzten Jahres war, brauchte ich einen Ausgangspunkt in Form normaler Goldmärkte. Ich entschied mich, für diesen Vergleich einfach einen Blick auf die Jahre nach der Aktienpanik und vor 2013 zu werfen, den Zeitraum von 2009 bis 2012. Wie die nächste Grafik ein Stück weit zeigt, waren die Durchschnittswerte für die gesamten Long- und Shortkontrakte der Goldfutures-Spekulanten in diesem säkularen Zeitraum völlig anders.

Die Gesamtabweichung der Long- und Short-Goldfuturesvon Spekulanten gegenüber den Durchschnittswerten von 2009-2012 wird oben durch die gelbe Linie angezeigt. Anfang Juli hatte sich dieser wichtige Wert auf über 204.000 Kontrakte aufgeblasen. Im Ergebnis hatten US-amerikanische Futures-Trader das Gegenstück von 20,4 Mio. Unzen Gold verkauft, die sie normalerweise besessen hätten, oder 634,8 t! Dies ließ die bis dahin erfolgten GLD-Liquidationen von 411,1 t winzig erscheinen.

Das bloße Ausmaß dieser Goldfutures-Verkäufe in der ersten Hälfte 2013 ist absolut unbegreiflich. Der World Gold Council führt an, dass alle Minen der Welt im gesamten letzten Jahr 2.969 t Gold lieferten. Da Gold in gleichbleibendem Umfang produziert wird, ergibt sich durch halbieren ein Ergebnis von 1.484 t im ersten Halbjahr. Somit waren allein die Futures-VerkäufeUS-amerikanischer Spekulanten in diesem Zeitraum so groß, als hätte es eine 43%ige Steigerung im Minenangebot gegeben! Kein Wunder, dass Gold unter solch einem Angriff zusammenbrach.

Aber das Tolle an Futures und den Märkten im Allgemeinen ist, dass Extreme nie anhalten. Schlussendlich erreicht der Pessimismus seinen Höhepunkt, nachdem etwas zu lange verkauft wurde und das anomale Verkaufen brennt sich selbst aus. Es bestand also kein Zweifel, dass US-amerikanische Spekulanten bald wieder Goldfutures kaufen würden müssen, um diese extrem pessimistischen Wetten zurück zu buchen. Besonders auf der Short-Seite war dies unvermeidlich. Diese Short-Rekordpositionen mussten gedeckt werden!




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