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Ein neues Wunder: Die Entstehung von Saudamerika

22.03.2014  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 2 -
Aber Goethe in weiser Voraussicht sagte schon so treffend:

"... Von konjunkturellen Gipfeln
spürest du kaum einen Hauch.
Die Medien kreischen im Walde;
warte nur, balde
kreischest du auch."

Fragt sich nur weswegen.

Aber wie steht’s um die Fakten?

Nord Dakota, unlängst noch ein Energieschwächling unter den 50 Staaten, fördert als Folge der neuen Technologien des "Fracking" (hydraulic fracturing) und der "Horizontalbohrungen" (horizontal drilling) inzwischen etwa 1 Million Fass Öl und 1 Milliarde Kubikfuß Erdgas am Tag, und rangiert damit auf Platz zwei hinter Texas.

Damit steuert der unweit von Kanada angesiedelte Bundesstaat ein Achtzehntel zum Öl-Gesamtverbrauch der USA bei.

Zusammen mit "Biofuel" und "Gasliquids" will Amerika in Kürze die Saudis überholen.

Soweit die Reklame und der Medienrummel.

Tatsächlich hat sich die Produktion aus Ölschiefer in den USA in den letzten vier Jahren von fast Null auf 3,9 Millionen Fass pro Tag erhöht. Dies bestreitet etwa ein Fünftel des Gesamtverbrauches im ganzen Land.

Im Jahre 2015 soll dann ein 44 Jahre alter Rekord gebrochen werden. Die Eigenförderung wird dann planmäßig zwischen 9,3 und 9,5 Millionen Fass am Tag liegen, was ungefähr der Hälfte des Gesamtverbrauchs entspricht.

Viele enthusiastische Prognosen weissagen eine Steigerung auf 20 oder gar 27 Millionen Fass, die täglich dem Ölschiefergestein abgerungen werden. Damit würde bei einem Eigenverbrauch von ca. 18,3 Millionen Fass alle 24 Stunden - der Export großer Ölmengen theoretisch möglich, die sogar die Ausfuhrquoten der Saudis deutlich überträfen.

Die neu entstandenen "Boomtowns", die sich um Fracking-Großprojekte wie Bakken, Haynesville, Marcellus und andere herum gebildet haben, bewirken auch tatsächlich enorme Aufschwünge der lokalen Wirtschaft. Die Produktion jedenfalls, nahm landesweit zu, kein Zweifel.

Die Situation im Bereich des auf ähnliche Weise geförderten Erdgases gleicht derjenigen des Fracking-Öl-Sektors.

Inzwischen weist der Gasmarkt sogar schon ein stark überschüssiges Angebot auf, was natürlich auf die Preise und damit auf die Rentabilität der Förderprojekte drückt.

Darunter leiden viele Anbieter, die in ihrer anfänglichen Euphorie viel zu hohe Summen für die Liegenschaften oder viel zu hohe Leasingraten vertraglich festlegten.

Also erleben wir gerade die wundervolle Geburt von "Saudamerika" - zumindest den Medien zufolge.

Doch schon Friedrich Schiller warnte: "Der Wahn ist kurz, die Reu´ ist lang ..."

Einmal abgesehen von den enormen und heute noch gar nicht absehbaren Umweltschäden durch eingepumpte, hoch toxische Chemikalien, die vor allem das Grundwasser belasten, abgesehen von dem Problem künftiger Wasserversorgung und ebenfalls abgesehen von dem strikten "Fracking-Verbot" in einer Vielzahl anderer Länder, darunter Schweden und Deutschland - entsteht die schüchterne Frage nach der Wirtschaftlichkeit des Ganzen.

Da fällt zum einen der Chef von ExxonMobil, Rex Tillerson auf, der dem Council of Foreign Relations, also einem der mächtigsten Machtzentren der Welt, ganz offen erklärte: "We are all losing our shirts today. We are making no money. It’s all in the red."

Interessant: Der größte Ölkonzern der Welt verbucht rote Zahlen und verdient am Fracking Boom nichts. Laut Art Bermans Labyrinth Consulting Services schreibt kein einziges der Schiefergasprojekte schwarze Zahlen, alle sind zu heutigen Gaspreisen hoch unwirtschaftlich.

Bernstein Research Analysten fanden heraus, dass die mittleren Kosten der US-Ölförderung von 89 $ pro Fass im Jahre 2011 auf 114 $ je Fass im Jahre 2012 kletterten. Texas Crude Oil kostet seit drei Jahren zwischen 114 und 116 $ je gefördertem Fass.

Doch die Marktpreise lagen in dieser Periode deutlich unter dieser Marke. Selbst Finanzgenies haben es schwer, Gewinne zu erzielen, wenn die Produktionskosten deutlich über den Marktpreisen liegen, und dies über Jahre hinweg.

Im Bereich Erdgas ist die Situation ähnlich. Der Preis kletterte erst seit wenigen Monaten über 4 $ pro 1000 Kubikfuß, aber die Förderkosten liegen in den neuen Projekten wie Haynesville im Bereich von etwas über 6 $, Tendenz steigend, und in anderen Projekten steht allein der "Breakeven" (also nur reine Kostendeckung ohne Gewinn) im Bereich von 8 $.

Wie sollen da auch nur annäherungsweise irgendwelche "Gewinne" entstehen?

Doch halt, Ende Februar kam die Nachricht, dass der Gaspreis zum ersten Mal in 4 Jahren die Marke von 6 $ pro 1000 Kubikfuß erreicht hätte.

Die Gaslobby hätte damit ein Zwischenziel erreicht, falls sich dieses Preisniveau halten lässt.




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