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Ein neues Wunder: Die Entstehung von Saudamerika

22.03.2014  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 4 -
Doch wenn im fortgeschrittenen Stadium die Gallone Benzin an der Tankstelle 12 $ und in Deutschland 8 € kostet, wird das Halten von kastrierten, futtereffizienten Eseln als Transport- und Zugtiere wieder äußerst rentabel.

Die Konjunktur erlebt dann einen Einbruch, gegen den die Weltwirtschaftskrise der 30-er Jahre sich wie ein fröhliches und höchst luxuriöses Kindergartenpicknick ausnehmen wird.

Man geht dann von München nach Stuttgart oder Frankfurt sowie von Washington nach New York wieder zu Fuß, in Begleitung der ganzen Familie, einschließlich der Urgroßeltern und Hunde - sofern noch am Leben. Schließlich muss man doch etwas für die Gesundheit tun.

Man glaubt gar nicht welche gesunden Nutzeffekte solch eine dramatische Erhöhung der Energiepreise so mit sich brächte.

Je astronomischer der Endpreis, desto gewaltiger steigt der Gesundheitspegel der überglücklichen Bevölkerung. Die Schuhsohlenhersteller wie auch Medien sollten ob einer solch strahlenden Zukunft mit der üblichen Fistelstimme jubeln.

Jedenfalls jubelt vorerst die Wall Street, wenngleich gedämpft.

Man hat unter Einsatz der besten Verkäufer, allen voran Goldman Sachs, die entsprechenden, zumeist börsengehandelten "Fracking-Papiere" schon recht erfolgreich an das gutgläubige Ausland gewinnträchtig verkauft.

Das Ende einer solchen Kampagne kennt man aus den Zeiten der platzenden Immobilienblase mit ihren den naiven Ausländern angedrehten Aktien-Schrottpaketen, die viele in- und besonders ausländische Finanzinstitute in den Abgrund rissen.

Vom bisher größten Täuschungsgespinst der Wall Streeter profitierte vor allem die US-Ölindustrie, die die ausländische Konkurrenz abschlug.

2012 investierten die 50 führenden Unternehmen dieser Branche rund 190 Mrd. $ in die heimische Erdgas- und Rohölproduktion. Dies war 21% mehr als im Jahr zuvor.

Für 2013 sind ähnliche Größenordnungen fällig.

Diese Milliarden-Deals wurden fast alle im texanischen Houston eingefädelt, wo sich Banken und Ölgesellschaften ihre Büros, Empfangsräume, aufgedonnerte Empfangsdamen und Toiletten brüderlich teilen.

Das meiste Kapital floss von gutgläubigen, ausländischen Ölfirmen wie Total und Conoco zu.

Sogar die Chinesen ließen sich von der „Schieferrevolution“ beeindrucken und waren mit rund 4 Mrd. $ zur Stelle.

Das böse Erwachen dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen, denn noch so große, vorübergehende oder vielleicht sogar noch für einige Jahre anhaltende Wachstumsraten ohne Gewinne, hat noch keine ökonomisch orientierte Institution auf Dauer verkraftet. Vielleicht lernen sogar die getäuschten ausländischen Konzernschefs diesmal ihre Lektion.


Zusammenfassung:

Kann nun die große Revolution im "Energiesektor Ölschiefer" die USA in ein Mega-Saudiarabien verwandeln?

Im Prinzip ja, jedoch unter fünf Bedingungen:

• 1) Die Energiepreise verdoppeln oder besser, verdreifachen sich, mit katastrophalen Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Privathaushalte.

• 2) Die schwerwiegende Vergiftung von Umwelt und insbesondere Grundwasser wird auch weiterhin ignoriert. Doch ohne hoch toxische Chemikalien läuft nun einmal nichts.

Man lässt sich also langsam, aber sicher vergiften.

• 3) Die kaskadenähnliche Vervielfachung der Bohraktivitäten, die unbedingt notwendig sind, um das im Branchenvergleich extrem rasche Versiegen der Quellen ausgleichend zu ersetzen, lassen sich auch in Zukunft allein rein technisch fortführen. Dies schließt eine exponentielle Vermehrung von Explorationsteams, Bohrtrupps, Pipelineverleger und technischen Bohr- und Förderausrüstungen ein.

Dies käme einer enormen technischen Herausforderung bei ebenfalls exponential steigenden Kosten gleich.

• 4) Die auftretenden Verluste der Firmen und die künftigen Einbrüche von deren Aktien werden durch staatliche Subventionen aus Steuergeldern und neuen Schulden in Zukunft aufgefangen.

• 5) Die Ausländer glauben den blumigen Versprechungen der Wall Street Verkäufer und bleiben hinreichend naiv bzw. einfach dumm.

Sie übernehmen wieder einmal klaglos den Löwenanteil dieser im doppelten Sinne "toxischen" Papiere, um am Ende, genau wie nach der dot.com bzw. der Immobilienblase mit ihren Schrottpapieren, hart abgestraft zu werden.

Ohne Auslandskapital läuft in diesem Ponzi-Konstrukt nichts Entscheidendes.

Wenn das überbreite Meer der roten Zahlen mehrheitlich vom gutgläubigen Ausland übernommen wird, sieht man eines nicht allzu fernen Tages hinter allen Fassadenfenstern der Wall Street ein überbreites Grinsen und hinter den Fensterfronten der ausländischen Investoren überbreite Tränenströme.

Es bleibt dem Leser überlassen, sich die Wahrscheinlichkeiten des Eintreffens dieser fünf Konditionen auszumalen.


© Prof. Hans-Jürgen Bocker
www.profbocker.ch




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