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Ein neues Wunder: Die Entstehung von Saudamerika

22.03.2014  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 3 -
Falls die Konsumenten willig und fähig sind, diese zusätzliche Belastung zu tragen, könnte eines Tages der Breakeven für Schiefergas erreicht werden. Vorausgesetzt, die Millionen neuer Bohrungen können auch schneller niedergebracht werden können, als die extrem kurzlebigen Quellen versiegen.

Doch jede Steigerung der Energiepreise kürzt leider die Kaufkraft der Bevölkerung an anderer Stelle, was wiederum auf die Konjunktur wie überstarkes Valium wirken würde.

Die großen Unternehmen, die im Bereich von Schieferöl aktiv sind, wie Southwestern Energy (Börsenkürzel: SWN an der NYSE), EOG Resources (EOG), Devon Energy (DVN) und Chesapeake Energy (CHK) verloren jedenfalls alle seit 2008 Geld. Ihr Aufwand von bisher rund 150 Milliarden $ an technischen Investitionen generierte lediglich ca. 85 Milliarden $ an Cash Flow aus dem operativen Bereich.

Die vier genannten Spitzenproduzenten gaben also etwa 65 Milliarden $ mehr aus, als zurückflossen. Sie mussten zudem 45 Milliarden $ abschreiben für Testbohrungen, die auf Sand oder toten Fels stießen.

Das ist immerhin etwas mehr als die Hälfte ihrer gesamten operativen Gewinne.

Da muss man sich ernstlich fragen: Wie passt das zu einem medial wild bejubelten "Boom"? Rote Zahlen, soweit das Auge reicht?!

Die Gründe sind unschwer auszumachen.

Zum Einen stiegen die Kosten der Gewinnung in den letzten drei Jahren überproportional, wie schon erwähnt, von 89 auf 115 $ pro Fass Rohöl und von 3,50 auf 6 $ je 1000 Kubikfuß für Gas.

Zum Anderen sind die allgemeinen und natürlichen Schrumpfungsprozesse der Reserven schuld. Im weltweiten Durchschnitt fallen diese für Ölfelder im Jahr, je nach Land und Geologie, um etwa 4,2%. Manche Analysten geben hier leicht abweichende Zahlen zwischen 3,8 und 5,0% an Abnahmen an. Mitunter geht dies auch viel rascher, was die Durchschnittswerte natürlich drückt.

Das große Bakken-Schieferöl-Projekt beispielsweise, verlor im Dezember 2013 satte 63 000 Fass pro Tag, die durch neue Bohrungen zu ständig steigenden Kosten ersetzt werden mussten. Die Schrumpfungsrate der laufenden Quellen beträgt etwa 41% pro Jahr oder mitunter auch mehr. Das ist fast 10 Mal so schnell, die der Weltdurchschnitt.

Grundsätzlich gelten diese Zahlen für die gesamte Fracking-Industrie.

Nach etwa 2 Jahren verbleibt ein Rest-Fluss von zwischen 15% oder auch 25%. Nach drei Jahren wird die Quelle unrentabel und versiegt.

In ihrer überschwänglichen Berichterstattung schöpften die Medien wieder einmal drei oder vier Eierbecher aus dem Ozean der Weisheit und präsentierten diese "Jubel-Mengen" an "gewaltiger Erkenntnis" der gutgläubigen Öffentlichkeit.

Dieses Kosten-Nutzen Verhältnis ist jedenfalls nicht mehr lange durchzuhalten, es sei denn, die Abnahmepreise verdoppeln sich. Dieses wiederum wird enorme Konsequenzen für die Abhängigkeit der USA von der OPEC, und allgemein, vom Auslandsöl haben.

Da helfen keine noch so wilden spontanen Bewunderungsepilepsien der Massenmedien. Der Cashflow ist und bleibt negativ.

Und die rasch erschlaffenden Bohrquellen müssen 10 Mal so schnell durch neue ersetzt werden, wie anderswo in der Welt.

Dies erzwingt eine kaskadenartig zunehmende Anzahl der Bohrungen und, falls erfolgreich, ebenso anschwellende Vorrohrungssysteme, die aber nach wenigen Jahren rosten oder verrotten, da nichts mehr fließt, und somit im Branchenvergleich weit vorzeitig als Arbeitskapital abgeschrieben werden müssen. Nicht eben billig.

Zum Dritten stellt sich die Frage nach den machbaren Kapazitäten der Bohrgerätschaften für Öl und Gas. Fast 48% dieser weltweit vorhandenen Geräte befinden sich in den USA, also knapp die Hälfte. An dieser Zahl allein wird schon deutlich, dass es sich hier um einen überdimensionierten Boom der Verzweiflung handelt.

Einfach ausgedrückt, ist das Land von Bohrungen stärker durchlöchert als ein Schweizer Käse und das Aufwand-Ertrags-Verhältnis verschlechtert sich von Jahr zu Jahr.

Weltweit operieren etwa 3720 Bohrtürme, wovon auf Amerika 1770, also 47,6% entfallen. Trotz dieses weit überproportionalen Anteiles produzieren die USA auf ihrem Gebiet gerade einmal 9% der global geförderten Ölmenge (rund 8 Millionen Fass pro Tag von weltweit ca. 92 Millionen).

Beim Gas werden lokal 680 bcm gefördert, während die Welt insgesamt 3364 bcm alltäglich aus den Tiefen pumpt.

Dies entspricht einem Anteil an der globalen Förderung von 20,3%.

Hat Amerika genug Schieferöl und -gas?

Ja, sicherlich. Die Reserven sind in der Tat kolossal.

Doch Umweltschäden und Kosten werden hier kein Energie-Paradies entstehen lassen.

Sollten sich die Verbraucherpreise für Öl und Gas verdoppeln oder gar vervierfachen, sähe die Situation sofort ungleich viel besser aus. Einen Anfang in diese Richtung machte der Gaspreis Ende Februar mit einem kleinen Hops von 4 auf 6 $.




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